Essen. Der beliebte Comedian aus Waltrop zeigt sein witziges bis warmherziges Programm „Mach mal das große Licht an“ vor 6400 Leuten.
Mein lieber Scholli, der Torsten ist aber groß geworden. Ich habe ihn lange nicht live gesehen, den Herrn Sträter. Wenn ich den Fernseher anstelle, egal wann, egal auf welchem Kanal, er ist immer da. Das waren noch Zeiten, als er bei Stratmanns vor knapp 300 Leuten auftrat, dann in der Lichtburg vor 1250 und nun in der Grugahalle vor sage und schreibe 6400 Fans mit seinem neuen Programm „Mach mal das große Licht an“, organisiert von Stratmanns Theater: witzig, warmherzig, wahnsinnig alltäglich.
Torsten Sträter von ausverkaufter Grugahalle in Essen überwältigt
Torsten Sträter ist ein Phänomen. Wie viele, die im fortgeschrittenen Alter das Schreiben und die Unterhaltungskunst für sich entdecken, zeigt er sich selbst überrascht vom späten Erfolg. Als junger Mann hat er mal einen Studentenjob bei einer Schlagernacht in der Grugahalle übernommen und wurde nicht bezahlt, weil er gar kein Student war. Daran erinnert er sich noch gut. Und jetzt kann er es kaum fassen, dass er selbst im Rampenlicht steht vor all diesen Leuten, die ein Ticket gekauft und ihn mit einem Leben in Luxus bedacht haben. Da sei nur der Ford Mustang, den er wieder verkauft hat, und sein Batmobil erwähnt.
Der 57-jährige Sympathie- und Mützenträger hat es in sich. Er gibt Persönliches zum Besten, Scherze mit Leichtigkeit und Schmerz, Sprachanekdoten, wie die mit der „Advokado“: „Was soll das sein? Gemüse, das dich verklagt?“ Bäuche wackeln, Hände wischen Lachtränen weg, Arme strecken sich aus der Menge vor Freude in die Höhe. Er erreicht das generationsübergreifende Publikum in Nullkommanix. Mit Belustigung über das Videoportal Tik Tok oder seinen Auftritt bei „Wer wird Millionär?“.
Wahrscheinlich ist er mittlerweile selbst Millionär, vermittelt jedoch immer den Eindruck von Bodenständigkeit. Er fragt nach den Preisen fürs Parken vor der Halle (6 Euro) und hat für seinen Abend recht moderate Eintrittspreise (diesmal 31 bis 40,50 Euro). Trotzdem ist es für manchen noch viel Geld. Sträter ist sich dessen bewusst. Die Fans zahlen es und er hätte auch locker vor 10.000 auftreten können. Videoleinwände machen es möglich. Ganz ehrlich: Schön ist anders.
Torsten Sträter erweist sich als Meister der losen Enden
Wesentliches bleibt für das Auge unsichtbar. Immerhin sind seine Texte gut hörbar. Der Meister der losen Enden, der auch ohne roten Faden auskommt, entlarvt unachtsam Gesagtes, bespiegelt sich selbstironisch und ergeht sich in Kindheitserinnerungen aus den 1970er Jahren, die meist seine verstorbene Mutter betreffen. Sie hat mit ihm Musiksendungen geschaut, ihm von Chris Normans „flottem“ Ohrstecker vorgeschwärmt und über den Geruch in seinem Jugendzimmer gemeckert.
Am Ende, während die Ersten nach über drei Stunden zum Auto eilen, erzählt er über den Tod der Mutter und ihre Bestattung. Berührend ist das, ein wenig witzig auch, fühlt sich aber zu persönlich an für einen unterhaltsamen Abend.
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