Essen-Stadtkern. 2023 besuchten 350 Menschen das Fest. Auch in diesem Jahr ist jeder eingeladen, egal ob muslimisch, christlich oder nicht religiös.
Ein muslimisches Fest in einer Kirche feiern: „Das klingt komplizierter, als es ist.“ Clara Gsella muss es wissen, denn das „interkulturelle Fastenbrechen“, das sie mit organisiert, findet in diesem Jahr zum zweiten Mal in der Kreuzeskirche statt. Gastgeber der Veranstaltung am 22. März ist der Verein Viertelimpuls, Clara Gsella ist dessen Vorsitzende. Den gemeinnützigen Verein kennen viele als Initiator des Nachbarschaftsprojekts Mobilitea und weiterer sozialer Projekte in Essen.
Zur ersten Ausgabe des interkulturellen Fastenbrechens, 2019, kamen 30 Menschen auf dem Katernberger Markt zusammen. Beim zweiten Mal seien es schon um die 100 gewesen; im dritten Jahr habe sich die Zahl der Besucher in etwa verdoppelt, erzählt Clara Gsella.
Zum Fastenbrechen in der Essener Kreuzeskirche kann jeder vegetarische Speisen mitbringen
Obwohl es für viele sicher leichter sei, an einem Fest auf dem Marktplatz teilzunehmen, als den Schritt in eine Kirche zu machen, vor allem, wenn sie selbst gar nicht religiös seien, hätten im vergangenen Jahr etwa 350 Muslime, Christen und nichtreligiöse Menschen gemeinsam gefeiert.
„Die Gruppe war gut gemischt“, sagt Clara Gsella. Es seien Einzelpersonen gekommen, aber auch Menschen in Gruppen. Manche hätten auch ihre Kinder mitgebracht, für die der Verein ein Betreuungsangebot organisiert hatte. „Auch in diesem Jahr kümmern sich drei Ehrenamtliche um die Kinder; außerdem steuert die muslimische Gemeinde kleine Präsente für die Kinder bei.“
Essener Verein Viertelimpuls will Rassimus durch gemeinsame Erlebnisse abbauen
Die Beweggründe der Besucher sind sehr unterschiedlich: So suchen manche die Gemeinschaft, die sie vom Fastenbrechen in ihrer alten Heimat kennen, andere begleiten muslimische Bekannte und Freunde, wieder andere haben bisher keine Berührungspunkte mit dem Islam und sind durch einen Flyer auf die Veranstaltung aufmerksam geworden.
„Es ist eingetreten, was wir uns gewünscht haben“, sagt Clara Gsella. „Wir wollten Vorurteile durch Begegnung abbauen. Das hat funktioniert. Rassismus zu bekämpfen bedeutet auch, etwas zu erleben, das verbindet.“ Und das Interesse scheint ungebrochen: Gerade erst sei sie von einer älteren, nichtmuslimischen Dame auf den Flyer angesprochen worden. Was es denn damit auf sich habe, wollte sie wissen, und Clara Gsella erklärte. „Die Dame will nun auch kommen.“
Ehrenamtliche organisieren das Ramadan-Fest in der Kirche
Das Team des Vereins Viertelimpuls organisiert die Veranstaltung ehrenamtlich mit 15 bis 20 Leuten. Viele Gäste von Mobilitea würden ebenfalls helfen. Die Bereitschaft, sich zu beteiligen, sei sehr groß, sagt Clara Gsella. „Wo viele Menschen mitwirken können, haben sie auch das Gefühl, dass es wirklich ihr gemeinsames Fest ist.“
Das Buffet funktioniert nach dem bewährten Party-Prinzip: Jeder bringt etwas mit. Ob gekocht, gebacken oder gekauft, spielt keine Rolle. Nur vegetarisch und ohne Alkohol muss es sein. „Manche holen etwas Süßes vom Bäcker, andere machen Salate oder Reis für 20 Leute. Eine Gruppe hat beim letzten Mal eine riesige Menge Suppe gekocht.“ Zwei Restaurants unterstützen die Veranstaltung ebenfalls mit Speisen. „Denn Spenden gehört als gute Tat zum Ramadan dazu.“ Auch eine libanesische Frauengruppe aus Katernberg habe angekündigt, „ein bisschen mehr zu essen“ mitzubringen.
Essener Fest zum Fastenbrechen findet am Freitag vor den Osterferien statt
Nach anfänglichen Unsicherheiten sei es jedes Mal sehr gesellig und harmonisch zugegangen. Und diejenigen, die sich fragten, ob sie beim Fastenbrechen überhaupt mitessen dürften, obwohl sie doch schon den ganzen Tag „normal“ gegessen hatten, hätten den Fastenden am Buffet ganz selbstverständlich den Vortritt gelassen. „Das war eine natürliche Art, aufeinander zu achten, das hat mir sehr gefallen“, so Gsella. „Niemand muss vorher fasten, niemand muss einem Glauben angehören, es geht um die Atmosphäre und darum, Gemeinschaft zu erleben.“
In diesem Jahr wird die Veranstaltung am Freitag vor den Osterferien, 22. März, von 17 bis 21 Uhr in der Kreuzeskirche, Kreuzeskirchstraße 16, stattfinden. Das Fasten wird gegen 18.30 Uhr gebrochen. Wie schon im vergangenen Jahr wird es Rede- und Musikbeiträge geben. „Wir wollen die Hemmschwelle so niedrig wie möglich halten“, sagt Clara Gsella. Eine Anmeldung sei daher nicht notwendig.
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