Essen. Die meisten Anrufer der Telefonseelsorge Essen leben allein, und viele leiden unter der Einsamkeit. Inzwischen melden sich vermehrt auch Männer.

Fast 20.000 Beratungsgespräche haben die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Telefonseelsorge Essen im Jahr 2023 geführt. Damit sei die Zahl der Gespräche wieder leicht angestiegen, sagt Leiterin Elisabeth Hartmann. Nun sucht das Team Unterstützung durch neue Ehrenamtliche und bietet dazu am Dienstag, 19. März, von 19 bis 21 Uhr einen Info-Abend an.

Telefonseelsorge Essen ist rund um die Uhr erreichbar

Ehrenamtliche, die schon dabei sind, sagen: „Ich lerne hier fürs eigene Leben.“ Oder: „Meine eigenen Probleme relativieren sich, und ich werde dankbarer.“ Wer ein sehr verantwortungsvolles, herausforderndes und erfüllendes Ehrenamt suche, könne nun in die Arbeit der ökumenischen Telefonseelsorge hineinschnuppern, sagt Leiterin Hartmann.

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Die bisher 110 ehrenamtlichen Seelsorger sorgen dafür, dass die Nummern 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 an 365 Tagen (dieses Jahr an 366 Tagen) rundum die Uhr besetzt sind. „Ich möchte da sein, wenn kein anderer da ist“, kommentiert einer aus dem Team.

Ehrenamtliche arbeiten mit viel Herzblut

„In Essen gelingt es uns fast immer, sogar zwei Telefone zu besetzen“, sagt Elisabeth Hartmann. Das sei mit Blick auf die Statistik auch notwendig: 19.531 Gespräche habe das Team im vergangenen Jahr geführt. Bei gut acht Prozent spielten Suizidgedanken, Suizidabsichten und -versuche eine Rolle.

Ein großes Thema sei die Einsamkeit, die in mehr als jedem fünften Gespräch benannt wurde. Laut der Telefonseelsorge-Statistik leben gut 67 Prozent der Anrufenden allein. Die Ehrenamtlichen gingen mit viel Herzblut auf den Kummer der Anrufenden ein, sagt Elisabeth Hartmann. Als sie für eine Info-Broschüre zu ihren Erfahrungen befragt wurden, gaben sie Sätze wie diesen zu Protokoll: „Hier öffnet sich ein kostbarer Raum für alles Nichtgesehene, Nichtwahrgenommene, Nichtgehörte in unserer Gesellschaft.“

Jüngere suchen lieber per Mail Hilfe als am Telefon

Zahlreiche Hilfesuchende wenden sich auch per Mail an das Team der Telefonseelsorge Essen. (Symbolbild).
Zahlreiche Hilfesuchende wenden sich auch per Mail an das Team der Telefonseelsorge Essen. (Symbolbild). © WP | Michael Kleinrensing

Deutlich gestiegen sei im vergangenen Jahr der Anteil der männlichen Anrufer: von 32 auf 39 Prozent. Altersmäßig bewegt sich das Gros der Anrufenden zwischen 40 und 70 Jahren; immerhin 15 Prozent sind jünger als 30.

In der Mail-Seelsorge, um die sich 13 Ehrenamtliche kümmern, sind die Hilfesuchenden deutlich jünger: Hier ist die Hälfte unter 30, fünf Prozent sogar unter 14 Jahre alt. Gleichzeitig nutzten auch mehr und mehr Menschen zwischen 50 und 60 Jahren die Möglichkeit, per Mail Hilfe zu suchen. Lösungen müssen die Ehrenamtlichen nicht bereithalten, wie ein Team-Mitglied betont: „Ich wollte immer Probleme lösen und merke jetzt, dass es auf etwas anderes ankommt: Verständnis und Wertschätzung.“

Fremde Menschen vertrauen dem Team ihre Sorgen an

Man lerne Menschen kennen, denen man sonst nie begegnet wäre, fühle sich in die Lebenswelten anderer ein und profitiere davon auch persönlich, berichten Ehrenamtliche. Auf die Aufgabe werden sie in einer 140-stündigen Ausbildung vorbereitet. Anschließend leistet jeder pro Monat ein bis zwei vierstündige Tagdienste und eine achtstündige Nachschicht.

Die Ehrenamtlichen erleben sich als Gemeinschaft von Menschen, „die sich auf das Zuhören verstehen“. Ihnen werden sehr persönliche Dinge anvertraut, die selbstverständlich der Anonymität unterliegen. Dass sich die Anrufenden öffnen, erleben die Ehrenamtlichen als Geschenk, wie ein O-Ton deutlich macht: „Mich berührt das uns entgegengebrachte Vertrauen der Menschen.“

Anmeldung für den Info-Abend per Mail an: info@telefonSeelsorge-essen.de oder telefonisch unter 0201 – 747480.

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