Vom Glück zu helfen: Maggie engagiert sich mit viel Herzblut bei der TelefonSeelsorge Essen
Essen. Viele Jahre betrieb sie ihren eigenen kleinen Laden. Als Maggie* schließlich vor neun Jahren in den Ruhestand ging, suchte sie nach einer erfüllenden ehrenamtlichen Tätigkeit, denn: „Geschäftsfrauen kann man nicht einfach aufs Sofa setzen“, erklärt sie und lacht. Dann las sie, dass die TelefonSeelsorge Essen Verstärkung suchte und fühlte sich gleich angesprochen. „Da geht es ums aktive Zuhören, ums Mitfühlen und ums Trostspenden. Um Fähigkeiten, die ich durch meine berufliche Tätigkeit eigentlich mitbrachte.“
Nach der Bewerbung folgte eine intensive einjährige Vorbereitungsphase. „Das ist das Beste, das ich je gemacht habe“, erinnert sie sich. Zur Fortbildung gehörten auch viele praktische Übungen. „Dadurch lernt man den Perspektivwechsel, sich in den Gesprächspartner hineinzuversetzen und außerdem, keine Ratschläge zu geben. Lernt, Zwischentöne herauszuhören und das Gehörte zu spiegeln.“ Die große Herausforderung sei, dass man nur Sprache und Stimme als Werkzeug nutzen könne. „Und das will gelernt sein. Ich habe das alles aufgesogen wie ein Schwamm“, so die 73-Jährige.
Seitdem übernimmt sie zwölf bis 16 Stunden Dienstzeit im Monat, die in vierstündigen Schichten geleistet werden, darin enthalten ist eine Nachtschicht. Die Sorgen und Nöte ihrer Anrufer sind vielfältig. Einige sind völlig verzweifelt und im wahren Sinne des Wortes lebensmüde. Andere wollen einfach nur über Alltägliches wie das Mittagessen und den Garten sprechen. Doch auch das müsse man ernst nehmen, erklärt Maggi: „Für viele Anrufer sind wir der einzige Kontakt. Einsamkeit – das ist das Problem Nummer eins. Besonders für ältere Frauen, die ihren Partner durch Scheidung oder Tod verloren und sich nie einen eigenen Freundeskreis aufgebaut haben.“
Empathie – das A und O
Was sie auch gelernt habe: Wenn sie bestürzt aus einem Gespräch herausgehe, habe das Thema mit ihr selbst zu tun: „Fälle, in denen es um Kindesmissbrauch oder -misshandlung geht, haben mich gerade zu Anfang ganz besonders mitgenommen, denn ich bin Oma von drei Enkelkindern. Ich musste lernen, damit umzugehen.“
Dabei helfen Netz und doppelter Boden der TelefonSeelsorge für die ehrenamtlichen Kräfte: Supervisionen und der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen, um das Gehörte zu verarbeiten und Erfahrungen auszutauschen. „Wir werden immer aufgefangen und nie allein gelassen. Außerdem wird uns eine Fülle an Fortbildungen angeboten, die uns stärken und uns wachsen lassen. Zum Beispiel zu den Themen Vergebung, Trauerarbeit und Trost“, so Maggie.
Und welche Fähigkeiten sollte man für ein solches Ehrenamt mitbringen? Sie schmunzelt: „Gelangweilte Hausfrauen gibt es bei uns jedenfalls nicht. Man muss Interesse an Menschen haben, gut zuhören können und darf nicht nur um sich selbst kreisen. Ein mitfühlender, ein empathischer Mensch zu sein, das ist das Wesentliche.“ Sie selbst ziehe sehr viel Kraft aus dieser Tätigkeit, sagt Maggie.
Große Dankbarkeit
„Es gibt so viele, die große Verluste und Schicksalsschläge hinnehmen müssen, denen der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Wenn ich diesen Menschen zuhöre, relativiert das meine vermeintlichen Probleme. Durch das Ehrenamt habe ich eine große Dankbarkeit dafür entwickelt, dass mein Leben so ist, wie es ist und dass ich anderen helfen kann.“ Sie könne jedem, der gesund sei und Zeit habe, eine solche Aufgabe nur empfehlen: „Ein Ehrenamt gibt sehr viel zurück. Mich macht es glücklich.“
Hören & helfen
Die TelefonSeelsorge Essen ist ökumenisch, wird also von der evangelischen und katholischen Kirche gemeinsam getragen und ist auf ehrenamtliche Kräfte angewiesen.
Weitere Informationen auf telefonseelsorgeessen.de.
Bewerbungen können an info@telefonseelsorgeessen.de gerichtet werden.
* Da Anonymität bei der TelefonSeelsorge Priorität hat, verzichten wir auf die Nennung des Nachnamens.