Essen. Parkfläche und Marktplatz: Nun soll der Bereich in Essen-Überruhr umgestaltet werden, um der Hitze zu trotzen. Es gibt weitere Ideen.
Umgestalten fürs Klima: Das gilt in Essen etwa für den Marktplatz in Überruhr. Nach der Idee folgte ein erfolgreicher Förderantrag. Nun haben beauftragte Landschaftsarchitekten zwei Varianten für die Neugestaltung der Fläche in Überruhr-Hinsel vorgestellt.
In Essen betrifft die Klimamaßnahme auch den Giebelplatz auf der Margarethenhöhe sowie den Borbecker Germaniaplatz. Die beiden Möglichkeiten für Überruhr sehen vor, die vorhandenen Bäume zu erhalten sowie weitere zu pflanzen. Weiterhin geht es in der aufwendigeren und umfangreicheren zweiten Variante darum, eine Art unterirdisches Bewässerungssystem zu schaffen.
Die Optionen unterscheiden sich zudem in der Größe der Fläche, die bearbeitet werden muss, und den Kosten dafür: Bei der ersten Variante betrifft es eine Fläche von 580 qm, von den 71 Parkplätzen würden 62 erhalten bleiben. Die Gesamtkosten beliefen sich auf knapp 280.000 Euro, während die zweite Option rund 700.000 Euro kosten würde. Es blieben 48 Parkplätze, umgearbeitet werden müsste eine Fläche von 2200 qm.
Bei der Aufenthaltsqualität gibt es auf dem Marktplatz in Essen-Überruhr-Hinsel keinen Bedarf
Um diese Varianten auszuarbeiten, haben sich die Zuständigen vom Planungsbüro DTP Landschaftsarchitekten GmbH vor Ort umgeschaut. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie für den Marktplatz Überruhr-Hinsel berücksichtigen laut Stadt auch erste Überlegungen aus einem Seminar der Universitäten Duisburg-Essen und Bochum sowie Anregungen aus der Bezirksvertretung 8.
Festgestellt haben die Experten, dass mit Blick auf die klimatische Situation unbedingt gehandelt werden müsse. Weniger bis gar keinen Bedarf erkannten sie bei der Aufenthaltsqualität (Sitzmöglichkeiten gibt es auf der Fläche des benachbarten Einkaufszentrums) sowie im Hinblick auf mögliche Starkregenereignisse. Folglich geht es nun darum, den Marktplatz Überruhr-Hinsel als klimaresilienten Platz zu gestalten, die vorhandenen Bäume zu erhalten und weitere zu pflanzen (Hitzeprävention). Dabei soll der Platz weiterhin als Park- und Marktplatz genutzt werden können.
Derzeit wird der Marktplatz als Parkplatz (71 Fahrzeuge passen darauf) und an zwei Tagen die Woche als Marktplatz genutzt. Weiterhin gibt es eine Fuß- und Radwegeverbindung im westlichen Bereich. Eine soziale Funktion als Aufenthalts- oder Treffpunkt existiert nicht, lautet ein weiteres Ergebnis der Bestandsaufnahme. Und: Der Platz ist komplett versiegelt und hat nur wenige Bäume. Zwar müsse lediglich eine Sommerlinde wegen ihres schlechten Zustandes gefällt werden, allerdings seien sämtliche Bäume im Wurzelbereich in Folge von Bodenverdichtung beschädigt und hätten zu kleine Baumscheiben.
„Die Bewertung der klimatischen Situation ergab, dass es tagsüber aufgrund des hohen Versiegelungsgrades zu einer extremen Hitzebelastung auf dem Platz kommen kann“, heißt es zum derzeitigen Zustand. Auch nachts kühle sich der Platz kaum ab. Die Wahrscheinlichkeit, dass er bei Starkregen überflutet werde, sei wiederum nicht gegeben. Laut Bodengutachten sei der Boden unterhalb der versiegelten Fläche allerdings nicht versickerungsfähig.
Laut der Experten ist die erste Option mit ihren Maßnahmen ausreichend, damit Bäume nicht weiter geschädigt und mittelfristig erhalten werden können, um so weiterhin positiv auf das lokale Klima einzuwirken. Die neuen Bäume würden dabei helfen, Teile des Platzes nachhaltig zu verschatten und der Hitzebelastung entgegenzuwirken.
Bei der zweiten Variante müsste die Marktbelegung in Überruhr-Hinsel angepasst werden
In Variante zwei wiederum geht es auch darum, alten und neuen Bäumen mehr Wurzelraum für eine optimale Entwicklung zu geben. Hinzukommen würde mehr unterirdischer Raum zur Regenwasserrückhaltung. Beides sei mit Blick auf künftige Wetterextreme wie Starkregen, Trocken- und Hitzeperioden empfehlenswert.
Die Platzfläche würde durch die größere Vegetationsfläche und die geordneten Parkflächen auch städtebaulich deutlich aufgewertet. Bisherige Parkplatzflächen würden für Baumstandorte genutzt. Da derzeit allerdings keine Versickerung möglich ist, wären aufwendige Bodenarbeiten für das Anlegen eines Rigolensystems notwendig. Außerdem müsste wegen des Umbaus die Marktbelegung angepasst werden.
Das weitere Vorgehen sieht nun zunächst vor, die Pläne und Optionen den Bezirksvertretern (5. März), dem Ausschuss für Umwelt, Klima- und Verbraucherschutz sowie dem Ausschuss für Verkehr und Mobilität vorzustellen und diese zu beteiligen. Dann solle es eine Infoveranstaltung für Bürgerinnen und Bürger geben.
Ergänzungen für die Umgestaltung in Essen-Überruhr kommen aus der Politik
Die Ergebnisse der Gremien sowie die aus der Bürgerinformation sollen in den folgenden Auftrag zur Objektplanung einfließen. Können dann Ausschreibung und die Beauftragung der Planungsleistungen abgeschlossen werden, würde der Bezirksvertretung die ausgearbeitete Variante im vierten Quartal vorliegen.
Schon jetzt kommen aus der Politik so manche Ergänzungen, die etwa E-Säulen, Beleuchtung (verteilte Smartbeleuchtung statt einer Riesenlaterne) sowie Patenschaften für die Baumpflege. „Bislang befinden sich zudem Anschlüsse für Starkstrom und Wasser in der hintersten Ecke, sie müssten zentral liegen“, sagt Thomas Ziegler, CDU-Ratsherr für Überruhr, der an der Idee, auf dem Platz auch eine Kirmes zu veranstalten, festhält.
Daher möchte er die Pläne für den Marktplatz erweitern, Ideen gibt es längst. Wenn dieser schon umgestaltet werde, dann auch mit einem Trinkwasserbrunnen. Genügend Abfalleimer seien dringend erforderlich, damit ein neu geschaffener Grünstreifen nicht beispielsweise gleich zur Hundetoilette werde. Dem Wegfall der Parkplätze sieht er gelassen entgegen, denn zuletzt sei in Gesprächen mit direkten Anwohnern deutlich geworden, dass diese nur zu Stoßzeiten der Markttage alle belegt seien. Nachts stünden dort höchstens zehn Autos, zudem gebe es im Umfeld weitere Flächen, die bei Bedarf eventuell genutzt werden könnten (etwa an St. Mariä Heimsuchung).
Nicht zuletzt müsste man auch über die Finanzierung sprechen. Würde etwa in Überruhr Variante zwei umgesetzt, wozu Thomas Ziegler tendiert, reiche das Geld nicht für alle drei Plätze in Essen. Dann müsste entscheiden werden, wie und ob es aus dem Haushalt oder von der Bezirksvertretung kommen könnte. Über allem aber stehe das Ziel, einen dauerhaften Klimaeffekt zu erzeugen und dabei nicht zu vergessen, dass es nun die Chance dazu gibt: „Das ist eines der größten Projekte für Überruhr-Hinsel und der Platz ist es wert.“