Essen. Die Baubranche ächzt unter hohen Zinsen und Baukosten. Dennoch treibt der Bauträger Arsatec Projekte voran. Wie das trotz Krise gelingt

Es sind schwere Zeiten, für alle, die heute bauen wollen. Gestiegene Zinsen, hohe Baukosten bremsen den Wohnungsbau aus. Auch in Essen drehen sich deutlich weniger Baukräne. Andreas Mattner, Präsident des Zentralen Immobilien Ausschusses ZIA, fand vergangene Woche bei der Vorstellung des Frühjahrsgutachtens drastische Worte, die bundesweit Schlagzeilen machten: „Wer heute baut, geht bankrott.“ Tatsächlich gab es im vergangenen Jahr fast 30 Prozent mehr Pleiten in der deutschen Immobilienbranche. Aber ist die Lage tatsächlich so dramatisch, wie sie der Chef der Immobilienweisen zeichnet? Geht im Wohnungsbau im Grunde nichts mehr?

Hachestraße 12. Hier sitzt der bekannte Essener Projektentwickler und Bauträger Arsatec. Auf dem Besprechungstisch in der oberen Etage haben die Geschäftsführer Joachim Sälzer und Sven van Gelder Baupläne ausgebreitet. Daneben stapeln sich Verkaufsprospekte ihrer aktuellen Immobilienprojekte. Die Botschaft ist klar: „Bauen ist nach wie vor möglich. Auch zu adäquaten Kosten“, sagt van Gelder. Aktuell hat Arsatec 250 Einfamilienhäuser, Miet- und Eigentumswohnungen in der Entwicklung. Volumen: 135 Millionen Euro. Einige dieser Projekte sind bereits im Bau, andere noch im Genehmigungsverfahren, andere erst in der Planung.

 Mal nicht, wie heute bei Neubauten üblich, quadratisch, praktisch: Die Computer-Animation zeigt das Arsatec-Projekt „Heierbusch 37“ in Essen-Bredeney. Die Vermarktung läuft.
 Mal nicht, wie heute bei Neubauten üblich, quadratisch, praktisch: Die Computer-Animation zeigt das Arsatec-Projekt „Heierbusch 37“ in Essen-Bredeney. Die Vermarktung läuft. © Arsatec

Die meisten Wohnungen entstehen in Essen. Beim Blick auf die Liste fällt jedoch eines besonders auf: Bis auf den Krekeler Hang in Steele, wo ein Kirchengrundstück mit 20 Eigentumswohnungen bebaut werden soll, liegen alle Arsatec-Grundstücke im Süden der Stadt, in Burgaltendorf, Heisingen, die meisten in Bredeney: Bredeneyer Straße, Heierbusch, Grashofstraße, Weidenbruch, Am Brandenbusch. Kleine, aber feine Lagen. Wer hier Eigentum erwerben will, hat in der Regel das nötige Geld. „Die Leute kompensieren die gestiegenen Finanzierungskosten durch Eigenkapital“, sagt Joachim Sälzer. Heißt, sie haben genügend auf der hohen Kante, um die höheren Kreditzinsen abfedern zu können.

Immobilien: Bis ein Kaufvertrag unterschrieben ist, dauert es länger

Doch auch im nachgefragten Süden ist die Unsicherheit angekommen, zögern Käufer. Sälzer und van Gelder bekommen dies zu spüren. Kaufverträge werden längst nicht mehr so schnell abgeschlossen wie in den Zeiten, als das Geld noch billig war. Es dauert auch länger, bis bei den Käufern die Finanzierung steht. „Wir beurkunden deutlich langsamer“, sagen die Arsatec-Chefs. Auf der anderen Seite verlangen Banken von Bauträgern mittlerweile eine höhere Vorvermietungsquote, bis sie eine Finanzierung freigeben.

Anstelle der ehemaligen Pfarrkirche Herz Jesu in Essen-Steele plant Arsatec 20 Eigentumswohnungen.
Anstelle der ehemaligen Pfarrkirche Herz Jesu in Essen-Steele plant Arsatec 20 Eigentumswohnungen. © Arsatec

Weil die Marktlage also gerade ohnehin nicht einfach ist, ärgert sich Sälzer über solch markige Sätze, wie den von ZIA-Chef Mattner, zumal damit eine ganze Branche unter Generalverdacht gestellt wird. „Diese Stimmung löst bei potenziellen Käufern Verunsicherung in Reinkultur aus und macht uns das Leben schwer.“ Eine solche Aussage stelle die Situation dramatischer dar, als sie sei. Bauen funktioniere weiter, „wenn man seine Hausaufgaben gemacht hat“, betont Sälzer. Bei Arsatec heißt das: Alle Projekte seien durchfinanziert, mit festen Zinsbindungen.

Bislang, so versichern Sälzer und van Gelder, habe Arsatec kein Bauprojekt wegen der aktuellen Krise auf Eis legen müssen. Dass es dennoch auf der Heßlerstraße in Altenessen nicht vorangeht, wo das Unternehmen auf einem städtischen Grundstück 42 Einfamilienhäuser errichten will, liege nur zum Teil an den derzeitigen Zins- und Baukosten. Zu den Details wollten sich beide nicht äußern. Stadt und Arsatec seien aber weiterhin im Gespräch, um das Projekt doch noch umzusetzen, heißt es.

Wohnhochhaus von Arsatec: Die Idee lebt weiter

Auch um das wohl spektakulärste Bauvorhaben von Arsatec ist es ruhig geworden. Am Rande der Innenstadt, in der Hachestraße, will das Immobilienunternehmen ein Wohnhochhaus errichten. Der „High Square“ wäre mit 139 Metern nach dem RWE-Turm das zweithöchste Gebäude der Stadt. Beerdigt sei der Plan nicht, versichert van Geldern. Ein Modell des 36 Stockwerke zählenden Turms steht bis heute in seinem Büro. „Ich glaube weiterhin, dass dies funktioniert.“ Momentan wartet Arsatec auf das Hochhauskonzept der Stadt. Darin wird beschrieben sein, wo künftig überhaupt Hochhäuser gewünscht sind. Mitte März soll der Stadtrat darüber abstimmen. Aber auch dann dürften die Wohnturmträume noch nicht so schnell in den Essener Himmel wachsen.

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