Essen-Altenessen. Gespenstige Stille herrscht auf dem Grundstück der ehemaligen Heßlerschule in Essen. Eigentlich sollen dort Wohnhäuser errichtet werden.

Auf dem Bürgersteig der Heßlerstraße in Altenessen laufen Jugendliche, die einen Ball kicken, vor einem Mehrfamilienhaus steht eine Frau und raucht. Wenn man von dort auf den Schulhof der leerstehenden Schule abbiegt, tut sich eine groteske Parallelwelt auf. Es herrscht dort gespenstige, kalte Stille. Die Schule ist seit Jahren verlassen und schon lange baufällig.

In den Büschen liegen leere Farbeimer, blaue Müllsäcke und undefinierbare Plastikteile. Das Schild: „Parken auf dem Schulhof ist in der Zeit von 22 bis 7 Uhr untersagt“ ist hinter Brombeer-Dornen und Ästen kaum noch zu lesen. Sämtliche Fenster des Gebäudes sind zerstört – und zwar schon lange, wie Ziegelsteine und Holzplatten in den Rahmen zeigen. Zerstört wurde hier in den vergangenen Jahren offenbar so einiges. Davon zeugen unendlich viele Scherben und Metallteile auf dem Boden.

Lost Place in Altenessen: Unbefugte verschaffen sich Zutritt

Offiziell trafen sich hier zuletzt Mitglieder verschiedener Migrantenvereine im Jahr 2015. Danach mussten sie an die Karl-Denkhaus-Straße ausweichen, das Gebäude dort ist jetzt ebenfalls baufällig. Inoffiziell gab es an der Heßlerschule aber offenbar danach auch noch Zusammenkünfte. Das zeigt eine Sitzgruppe hinter der Schule.

Vorbei an einem Eisenskelett, das wohl mal ein Motorrad war, stehen grüne Gartenstühle an einer Tischplatte. Darunter die unvermeidlichen Scherben, ein leerer Farbeimer, ein kleines Plastiktütchen. Obdachlose? Drogenabhängige? Man weiß es nicht. Eine Seifenblasendose, ein geblümtes Tablett und ein Hammer auf dem Tisch lassen verschiedene Schlussfolgerungen zu.

Auf Anfrage erklärt die Stadt: „Zwar ist das Grundstück eingezäunt, aber aufgrund der frei stehenden Lage und der damit einhergehenden fehlenden sozialen Kontrolle, verschaffen sich dennoch Unbefugte Zutritt.“ . In der Vergangenheit seien bereits mehrfach Fenster, Eingänge sowie Versorgungsschächte gesichert worden.

Hinter der Essener Schule, die jetzt ein Lost Place ist, haben sich zuletzt offenbar Menschen getroffen.
Hinter der Essener Schule, die jetzt ein Lost Place ist, haben sich zuletzt offenbar Menschen getroffen. © Iris Müller | Iris Müller

Eigentlich soll dort, wo einst Schüler und Schülerinnen unterrichtet wurden und jetzt ein Lost-Place entstanden ist, Wohnhäuser gebaut werden. Vor zwei Jahren verkündete die Stadt, dass das 14.000 Quadratmeter große Grundstück verkauft werden soll. Das Gelände umfasst das Grundstück der ehemaligen Heßlerschule inklusive Sportplatz. In unmittelbarer Nähe befindet sich der Kuhlhoffpark.

Vorangegangen war ein Konzept- und Bieterverfahren, an dem 28 Investoren teilgenommen hatten. Das beste Paket aus Konzept und Preis bot laut Beschlussvorschlag im Rat die Firma Arsatec mit Sitz in Essen, die somit als Sieger aus dem Bieterverfahren hervorging. Arsatec hat 2,1 Millionen Euro geboten und will auf dem Altenessener Grundstück 42 unterkellerte Einfamilienhäuser in massiver Bauweise errichten. Geplant sind sowohl zweigeschossige Reihenhäuser mit einem Dachgeschoss als Satteldach als auch frei stehende Gebäude und Doppelhäuser mit begrüntem Flachdach, Dachterrasse oder Dachgarten. Auch für Familien, die auf öffentliche Fördergelder zurückgreifen wollen, sollen laut Arsatec Angebote geschaffen werden.

Auf Anfrage erklären jedoch Stadt und Investor, dass ein Kaufvertrag bisher noch nicht zustande gekommen sei. „Beide Seiten sind weiterhin sehr daran interessiert und sich einig, das Projekt marktgängig umzusetzen“, so Arsatec-Geschäftsführer Joachim Sälzer. Die Rahmenbedingungen, beispielsweise die Zinssituation, seien allerdings schwierig. Man arbeite jedoch „mit Hochdruck an einem gemeinsamen Weg, wie das Projekt realistisch umzusetzen wäre.“ An der bisherigen Zielsetzung, dort 42 Einfamilienhäuser entstehen zu lassen, habe sich nichts geändert.

Die Heßlerschule in Essen soll eigentlich Wohngebäuden weichen.
Die Heßlerschule in Essen soll eigentlich Wohngebäuden weichen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

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