Essen. Der Deutsche Wetterdienst bescheinigt Essen trübes Wetter und viel Regen in den vergangenen fünf Monaten. Das sei aber auch „überfällig“.
Grauer Himmel, kaum Sonnenschein und andauernd Regen: So trüb präsentiert sich das Essener Wetter schon seit Monaten. Betrachtet man die Niederschlagsdaten seit dem letzten Oktober, dann ergibt dies unterm Strich sogar einen Superlativ. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Essen-Bredeney spricht vom „nassesten Fünfmonatszeitraum seit Beginn der Wetteraufzeichnungen“. Diese haben in Essen 1935 begonnen.
Der Diplom-Meteorologe Thomas Kesseler-Lauterkorn, stellvertretender Leiter des Klima-Büros Essen, hat für die Wetterstation Essen-Bredeney in der Summe dieser fünf Monate eine Niederschlagsmenge von 705 Litern pro Quadratmeter ermittelt. „Damit sind in fünf Monaten gut drei Viertel einer ganzen durchschnittlichen Jahressumme vom Himmel gefallen.“ Im Durchschnitt regnet und schneit es in Essen pro Jahr rund 922 Liter auf den Quadratmeter.
Auch der klimatologische Winter nähert sich dem Rekordbereich
Die Niederschlagsmenge jedes einzelnen Monats zwischen Oktober 2023 und dem 25. Februar 2024 übertrifft die langjährigen Mittelwerte für den Bezugszeitraum 1991-2020. Hier der Überblick in Litern pro Quadratmeter (Vergleichszahlen in Klammern): Oktober 2023: 134,9 Liter/qm (langjähriger Mittelwert 77,3); November 2023: 140,1 Liter (80,3); Dezember 176,6 Liter (94,0); Januar 2024: 113,2 Liter (84,8) und Februar 2024: 140,0 Liter* (69,8). * Da noch drei Februar-Tage fehlen, ist dieser Wert hochgerechnet.
Nahezu rekordverdächtig in punkto Niederschlag ist auch der klimatologische Winter, der sich über die Monate Dezember, Januar und Februar erstreckt. Der bisherige Regenrekord stammt aus dem Winter 1994/1995. Vor 29 Jahren sind in Bredeney 431,2 Liter auf dem Quadratmeter gemessen worden. Hochgerechnet liegt Essen in diesem Winter mit rund 430 Litern im Bereich dieses Rekordes.
Der Winter 2023/24 in Essen war mit 5,7 Grad im Mittel sehr mild
Einen sicheren Rekord werde die Mitteltemperatur des letzten Wintermonates liefern, sagt Kesseler-Lauterkorn. In Essen-Bredeney werde die Februar-Temperatur am Ende voraussichtlich bei 7,9 Grad Celsius liegen. „Selbst für einen März wäre dieser Wert deutlich überdurchnittlich, der März 2023 lag in Bredeney beispielsweise nur bei 6,7 Grad“, so der DWD-Meteorologe.
Mit 7,9 Grad werde der bisherige Monats-Rekordhalter, der Februar 1990, deutlich übertroffen. Damals wurden 7,4 °C registriert. Zum Vergleich: Der langjährige Mittelwert beträgt für Februar in Bredeney nur 3,4 °C.
Auch der Gesamt-Winter werde mit einer Durchschnittstemperatur von 5,7 °C in Bredeney nach Einschätzung des DWD-Experten äußerst mild ausfallen. Für eine Rekord-Mitteltemperatur reiche es nicht ganz aus, aber der Winter 2023/24 stoße in den Bereich der „Supermild-Winter“ 1989/90, 2006/07, 2013/14, 2015/16 und 2019/20 vor.
Dass der trübe und regensatte Winter der Sonne keine Chance gelassen hat, vermag der DWD ebenfalls in Zahlen auszudrücken. Am Ende habe die Sonne nur etwa zu 80 Prozent vom langjährigen Soll vom Himmel geschienen.
Was der Regenrekord mit dem Klimawandel zu tun hat
Die Kombination von sehr hohen Mitteltemperaturen und Rekordniederschlag – in den letzten Monaten wie auch im Gesamtjahr 2023 – habe es bislang so noch nicht gegeben, bilanziert Thomas Kesseler-Lauterkorn. Letztlich passe dies aber in das Bild des Klimawandels, da es in einer wärmeren Atmosphäre auch das Potenzial für mehr Niederschlag gebe. „Dass nun so viele Monate deutlich zu nass waren, ist allerdings wahrscheinlich doch eher zufällig und nicht klimawandelabhängig.“
Die jährlichen Niederschlagsmengen würden von Jahr zu Jahr immer schon recht große Schwankungen aufweisen. Die Jahre 2018 bis 2022 seien viel zu trocken gewesen, deshalb sind die deutlich zu nassen Monate seiner Meinung nach geradezu „überfällig“ gewesen.
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