Essen. Viele Menschen bekunden ihr Beileid: Der Gründer und Betreiber der Essener Kult-Kneipe „De Prins“ ist tot. Wie es jetzt im Südviertel weitergeht.
Nach dem Tod von Sven Dülfer (✝67), dem Gründer der legendären Kneipe „De Prins“ im Essener Südviertel, ist die Anteilnahme riesig. Hunderte Gäste, Freunde und Menschen, die sich mit dem Lokal verbunden fühlen, äußern im Netzwerk „Facebook“ ihre Trauer und Anteilnahme. Das Team wird von einer Welle des Mitgefühls regelrecht geflutet; einige Menschen haben an der Tür des Ecklokals an der Isenbergstraße sogar Blumen und Kerzen abgestellt.
„Seit Sven in der Nacht auf Donnerstag verstorben ist, erreichen uns Beileidsbekundungen in einer Zahl, die man nicht glauben kann“, schreibt die „De Prins“-Mannschaft am Sonntag. „Hierbei wird klar, welche Fußspuren Sven beruflich und privat hinterlassen hat.“
Nach einigen Tagen der Schließung wird am Mittwoch, 28. Februar, das „De Prins“ wieder öffnen. Klar ist, dass es dauerhaft weitergehen wird; Einzelheiten sind noch nicht bekannt.
Sven Dülfer war in der vergangenen Woche an den Folgen der Lungenkrankheit COPD gestorben.
Das „De Prins“ kann man mit Fug und Recht eine Essener Kneipeinstitution nennen. Das schrill eingerichtete Lokal am Isenbergplatz feierte im vergangenen Jahr sein 30. Jubiläum und zählt nicht nur unter Studenten zu den beliebtesten Ausgeh-Adressen im Stadtgebiet. Dülfer hatte „den Holländer“, so wie die Kneipe landläufig nur genannt wurde, gegründet, „weil ich eine Kneipe machen wollte, in der sich alle wohlfühlen.“ Das erzählte Dülfer unserer Redaktion noch im Sommer 2023. Da litt Dülfer schon längere Zeit an COPD. Er hatte sich schon während der Corona-Jahren wegen seiner angeschlagenen Gesundheit massiv aus dem Geschäft und aus der Öffentlichkeit zurückziehen müssen. Er lebte in einer Wohnung im gleichen Haus, in dem im Erdgeschoss das „De Prins“ beheimatet ist.
Das „De Prins“ war ab Donnerstag dicht
Die Reaktionen im Netz waren sofort von tiefer Trauer und Mitgefühl geprägt; vor allem Stammgäste äußern sich betroffen: „Ich lebe zwar nicht mehr im Viertel, und wir haben uns schon ein paar Jahre nicht gesehen, aber sein Humor und seine Haltung waren immer präsent“, schrieb ein Nutzer. Weitere Kommentare: „Wir werden dich schmerzlich vermissen, du warst ein Supertyp“; „Was für eine furchtbare Nachricht, ich bin geschockt.“
Ein Beispiel für Sven Dülfers Humor: Als im Sommer 2022 eine Debatte losbrach über die Frage, ob man „Winnetou“-Filme noch zeigen dürfe, oder ob es sich um eine unredliche „kulturelle Aneignung“ handle, schrieb Dülfer auf Facebook nur diese trockenen Sätze: „Liebe Gäste und Freunde, wegen kultureller Aneignung muss ich das Café De Prins schließen. Hiermit möchte ich mich bei den niederländischen Nachbarn dafür entschldigen.“ Und dann: „Bis gleich, Sven.“
Das „De Prins“ ist so beliebt wegen mehrerer Alleinstellungsmerkmale: Nicht nur, dass Dülfer, der kein Holländisch sprach, von Anfang an auf ein niederländisches Konzept setzte mit Fritten, Frikandeln und „Grolsch“-Bier aus der Flasche. Nicht nur, dass die markante Inneneinrichtung ohne Beispiel ist. Im März 2009 wurde „der Holländer“ bei einem Brand vollständig zerstört und in liebevoller Kleinarbeit bis zur Wiedereröffnung wieder aufgebaut. Nein, Dülfer schaffte tatsächlich, wovon er immer geträumt hatte: Einen Laden zu betreiben, in dem „sich alle wohl fühlen“. So hatte er nach vielen Besuchen in Holland, beeindruckt von der niederländischen Gaststättenkultur, eine Gastronomie selbst führen wollen. Dabei war er in die Branche, wie er selbst sagte, „nur reingeschlittert“, weil er selbst mal als Kellner jobbte. Vorher hatte er fünf Jahre eine Kunstgalerie in Spanien betrieben. Und mit seinem Humor blickte er beim 30. Geburtstag seiner Kneipe auf die Anfangsjahre zurück: „Manche Gäste dachten zunächst, das sei ein Coffee Shop und fragten nach Joints.“
Im „De Prins“ gab es genau drei Hausverbote in 30 Jahren
Das Team des „De Prins“, rund ein Dutzend Mitarbeiter, werden „den Holländer“ für einige Tage geschlossen lassen, kündigen sie auf „Facebook“ an. Über die weitere Zukunft der Kneipe ist öffentlich noch nichts bekannt. Die Geschäfte sollen aber weitergeführt werden, mehr kann derzeit noch nicht gesagt werden. Dülfer, der zum 30. Geburtstag seines Betriebes nicht ohne Stolz berichtete, dass es in drei Jahrzehnten gerade mal drei Hausverbote gegeben habe, erzählte der Redaktion im Sommer noch halb im Scherz: „Ich arbeite hier so lange, bis man mich waagerecht hinaustragen muss.“
Wie schreibt ein Nutzer so passend auf „Facebook“, offenbar ein Mitarbeiter? „Bye Bye Boss, bin fest überzeugt, dass es dort auch Grolsch geben wird.“
[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]