Essen. Seit 1. März vergibt die Stadt die Kitaplätze fürs nächste Jahr. Stadt: Das System „Little Bird“ läuft stabil

Ab Freitag, 1. März, werden die Kitaplätze in Essen fürs kommende Kindergartenjahr (beginnt am 1. August) vergeben. Eltern müssen Platz-Zusagen im Portal „Little Bird“ bestätigen. Die Stadt betont, dass das System stabil läuft.

Insgesamt fehlen unterm Strich immer noch rund 1600 Plätze. Das ergeben aktuelle Statistiken der Stadt.

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1600 Plätze fehlten bereits, als das laufende Kindergartenjahr im August 2023 startete. Obwohl regelmäßig neue Kitas in den Stadtteilen eröffnen, ist die Lücke in den vergangenen Monaten also nicht deutlich kleiner geworden. Das liegt unter anderem daran, dass mehrere Kitas geschlossen haben oder schließen werden: So gibt der Verein VKJ (Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten) im Sommer 2024 drei Standorte in Altenessen, Altendorf und Werden auf.

„Alle drei Kitas entsprechen nicht mehr den heutigen baulichen Standards“, erklärt eine VKJ-Sprecherin. Man habe als Verein nicht genügend Geld für aufwändige Umbauten. Die Kinder, die in die Einrichtungen gehen, seien mit Alternativplätzen versorgt worden. Trotzdem fallen diese Plätze für die weitere Planung weg.

Stadt Essen: „Kita-Situation wird sich erheblich verbessern“

Die Stadt stellt in Aussicht, dass im Laufe des kommenden Kita-Jahres rund 1000 Plätze neu geschaffen werden, sodass sich die Situation „im kommenden Jahr weiter deutlich verbessern“ wird, heißt es in einer aktuellen Vorlage für den Jugendhilfeausschuss. Trotzdem würden dann im Sommer 2024 immer noch rund 1100 Plätze stadtweit fehlen, denn die Zahl der neu geschaffenen Plätze kann man nicht einfach verrechnen mit den fehlenden; außerdem ist es möglich, dass weitere Kitas schließen.

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Die fehlende Lücke wird berechnet, indem man bei Kinder über drei Jahren von einer Versorgungsquote ausgeht, die bei 100 Prozent liegen soll. In Essen wird sie im Sommer 2024 bei 94,15 Prozent liegen. Bei kleineren Kindern unter drei Jahren geht man davon aus, dass 40 Prozent der Eltern ihren Anspruch auf Betreuung wahrnehmen. Die Quote liegt in diesem Bereich demnächst bei etwas mehr als 43 Prozent.

Wenn die Versorgungsquote bei den so genannten Ü3-Kindern deutlich unter 100 Prozent liegt, obwohl es einen Rechtsanspruch gibt – warum bemühen dann nur so wenige Eltern in Essen einen Rechtsanwalt, um ihren Anspruch durchzusetzen? Nach Angaben von Jugendamts-Sprecherin Stefanie Kutschker sank die Zahl der Klageverfahren wegen fehlender Kitaplätze von 98 im Jahr 2020 auf 38 im Jahr 2023. Im laufenden Kalenderjahr 2024 gebe es derzeit gerade mal zwei Klageverfahren.

Essen Kitaplätze: Gerade mal zwei Klageverfahren im laufenden Kalenderjahr

„Es gibt Kinder, die in Nachbarstädten unterkommen“, sagt Stefanie Kutschker. „Und welche, bei denen die Kinderbetreuung privat organisiert wird.“ Das alles halte Eltern davon ab, einen Anwalt zu bemühen. Außerdem seien in der Zahl der fehlenden Plätze nicht die Angebote enthalten, die noch dazukommen, und die viele Eltern als Not-Nagel benutzen: Spielgruppen mit einer geringen Wochenstundenanzahl, Brückenprojekte oder Sprachbildungsgruppen. Auch die Plätze in privat-gewerblichen Kita-Einrichtungen seien nicht in der Rechnung enthalten. Insgesamt geht es hier um mehr als 800 Plätze, die das Problem der Unterversorgung deutlich mildern würden.

Warum stadtweit immer noch eine große Zahl von Plätzen fehlen, ist auch mit dem stockenden Ausbau in der Kindertagespflege zu erklären: Im Laufe des aktuellen Kita-Jahres sind in der Kindertagespflege 62 Plätze abhanden gekommen. Geplant war aber eine Steigerung der Platzzahl. „Die Platzsteigerung konnte nicht erfüllt werden“, konstatiert das Jugendamt, „obwohl entsprechende Qualifizierungen durchgeführt wurden.“

Doch zu viele Tagesmütter und -väter haben ihren Job aufgegeben und bieten entsprechend keine Betreuung mehr an: Manche nahmen einen anderen Job an, andere bilden sich weiter oder pausieren wegen Elternzeit oder anderen familiären Gründen. „Der Verdienst wurde nicht als Grund angegeben, was aus Sicht der Verwaltung eine Bestätigung der finanziellen Rahmenbedingungen für die Tätigkeit als Kindertagespflegeperson ist“, heißt es. Kurz gesagt: Am womöglich zu geringen Einkommen, das man als Tagesmutter oder -vater hat, liegt es offenbar nicht. Tagesmütter hatten vor einem Jahr öffentlichkeitswirksam über Existenzängste geklagt; die gestiegenen Kosten würden die Einkünfte auffressen.

Eine andere Tatsache könnte das Problem fehlender Kita-Plätze in den nächsten Jahren noch etwas abmildern: Die Zahl der Geburten ist zwischen den Jahren 2022 und 2023 deutlich zurückgegangen. Erstmals sank die Zahl der Kinder im Alter von null bis sechs Jahren seit dem Jahr 2014 in Essen. Das ist freilich ein schwacher Trost für jene, die jetzt keinen Platz bekommen oder nur ein Angebot in einer Kita erhalten, die vom Wohnort weit entfernt ist.

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