Essen. Krankschreibungen wegen Corona sind 2023 drastisch zurückgegangen. Trotzdem stieg der Krankenstand in Essen: Das sind die häufigsten Diagnosen.

Auch nach dem Ende der Corona-Pandemie ist der Krankenstand weiter gestiegen, dabei könnte die Arbeitsbelastung der Beschäftigten eine Rolle spielen, sagt die DAK Gesundheit, die jetzt die Krankschreibungen ihrer Versicherten ausgewertet hat. Essener und Essenerinnen hatten demnach im vergangenen Jahr im Durchschnitt 21 krankheitsbedingte Fehltage.

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Bereits in ihrem Gesundheitsreport vom Oktober 2023 hatte die Krankenkasse mitgeteilt, dass „der Arbeitsausfall durch Corona um fast drei Viertel zurückgegangen ist“. Offenbar sorgen Erkältungen, Bronchitis oder Grippe aber weiter für eine ungebrochen hohe Zahl von Ausfällen. Als eine der größten gesetzlichen Krankenkassen dürfte die DAK über aussagekräftiges Zahlenmaterial verfügen. Laut ihrer Jahresauswertung für 2023 verursachten Atemwegserkrankungen die meisten Fehltage: nämlich im Schnitt 4,5 Tage pro Beschäftigtem.

An zweiter Stelle liegen Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, die im vergangenen Jahr für knapp vier Fehltage pro Beschäftigten sorgen. 3,5 Fehltage gehen auf das Konto von psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen. Seelische Leiden liegen damit auf Platz drei: Vermutlich sind davon auch viele Beschäftigte betroffen, die im Job hohes Arbeitsaufkommen und Stress erleben.

Personalmangel verstärkt Krankenstand

„Wir müssen die Situation der Menschen, die unter Personalmangel leiden, besonders im Blick behalten“, sagt Alexander Löhr, der die DAK-Kundenberatung in Essen leitet. „Es zeichnet sich ab, dass sich die damit verbundenen Belastungen auf den Krankenstand auswirken.“ Sprich: Personalengpässe, hohe Krankenstände und Druck am Arbeitsplatz könnten sich gegenseitig weiter verstärken.

Wir müssen die Situation der Menschen, die unter Personalmangel leiden, besonders im Blick behalten.
Alexander Löhr, Leiter der DAK-Kundenberatung in Essen

Beispielhaft beobachten lässt sich diese Entwicklung im Pflege- und Gesundheitsbereich: Im Januar vermeldete die AOK einen Negativrekord bei den Fehltagen von Klinikbeschäftigten. Auch Essener Krankenhäuser bestätigten den Trend. So stieg die Zahl der Fehltage bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Uniklinikums von durchschnittlich gut 17 Tagen im Jahr 2021 auf fast 23 im Folgejahr.

Arbeitsplatz Krankenhaus gilt als besonders herausfordernd

Während die Arbeitgeber die Diagnosen aus Datenschutzgründen nicht erfahren, konnte die AOK diese auswerten: Psychische Erkrankungen sind danach beim Klinikpersonal inzwischen der Hauptgrund für eine Krankschreibung. Atemwegserkrankungen und Probleme mit Muskeln und Skelett rückten hier auf Platz 2 und 3.

Der Arbeitsplatz Krankenhaus sei durch „vielfältige Herausforderungen“ gekennzeichnet, erklärte Andreas Schmidt, Geschäftsführer des Instituts für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) der AOK, und forderte die Arbeitgeber auf, das Personal durch gesundheitsfördernde Maßnahmen zu stärken. Alle Essener Krankenhausträger wiesen darauf hin, dass sie bereits Präventionsangebote aufgelegt hätten – von psychologischer Beratung über Sportkurse bis zu Achtsamkeitsworkshops.

Arbeitgeber sollen mehr für die Gesundheit der Beschäftigten tun

Auch andere Arbeitgeber hätten den Bedarf offenbar erkannt, sagt DAK-Mann Löhr nun. Trotzdem sei der Krankenstand in der Region von 5,8 Prozent im Jahr 2022 noch einmal leicht auf 5,9 Prozent im Jahr 2023 gestiegen. „Betriebe haben in den zurückliegenden Jahren immer mehr im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements getan, aber unsere Zahlen zeigen, dass das nicht ausreicht.“

Eine Offensive für das Gesundheitsmanagement ist laut Löhr auch im eigenen Interesse der Unternehmen: „Der hohe Arbeitsausfall beeinträchtigt die Arbeitsabläufe vieler Betriebe und Behörden – besonders dann, wenn die Personaldecke durch den Fachkräftemangel immer dünner wird.“

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