Essen-Rüttenscheid. Rekord-Bauzeit: An der Rosastraße entsteht Essens erster vollständiger Schulbau aus Holz. Er wird nicht der einzige bleiben.

Im Stadtteil Rüttenscheid entsteht Essens erstes Schulgebäude, das komplett aus Holz errichtet wird. Aus Holz sind bislang nur Anbauten oder Erweiterungsbauten von bestehenden Schulen, aber keine separaten, für sich stehenden Schulgebäude.

In beeindruckendem Tempo wächst an der Rosastraße derzeit das Schulgebäude in die Höhe, das nach aktuellen Prognosen der Stadt im Juli fertig sein wird. Dann wird die Errichtungszeit gerade mal elf Monate betragen haben. Tatsächlich ist die Gebäudefront zum Schwimmzentrum hin schon gut erkennbar, denn dort hängt keine Schutzfolie mehr vor der Fassade – was man sieht, sieht wie ein ganz normales, modernes Schulgebäude aus.

So soll das Schulgebäude in Rüttenscheid aussehen, wenn es im Sommer fertig ist.
So soll das Schulgebäude in Rüttenscheid aussehen, wenn es im Sommer fertig ist. © WAZ | Lemke, Michael

Weil vor der Errichtung lange Konflikte herrschten, ob der kleine Park mit Spielplatz gegenüber dem Helmholtz-Gymnasium wirklich diesem Neubau zum Opfer fallen darf, geriet die Tatsache etwas in den Hintergrund, dass die Stadt Essen mit dieser Holz-Schule neue Wege geht. Weitere, dauerhaft bestehende Schulgebäude sind bereits geplant. Sie sollen nicht mehr nach herkömmlicher Art aus Steinen gemauert werden.

Einen Namen bekommt das neue Essener Schulgebäude nicht

Einen Namen bekommt das Schulgebäude an der Rosastraße übrigens nicht, es wird etwas sperrig als „Interimsbau“ bezeichnet, denn es soll allen umliegenden Schulen im Quartier als zeitweises Ausweich- und Zusatzquartier dienen. Zunächst sollen Kinder der Andreas- und Sternschule einziehen; später können dann auch Kinder und Jugendliche von Helmholtz- und Maria-Wächtler-Gymnasium sowie von der Bertha-von-Suttner-Realschule das Gebäude nutzen. Die Stadt veranschlagt derzeit Kosten von insgesamt 12,8 Millionen Euro.

Diese fertig vorkonstruierten Holzkästen werden vor Ort an der Rosastraße einfach nur noch zusammengesetzt - Blick auf die Baustelle an der Rosastraße in Rüttenscheid am Freitag, 2. Februar.
Diese fertig vorkonstruierten Holzkästen werden vor Ort an der Rosastraße einfach nur noch zusammengesetzt - Blick auf die Baustelle an der Rosastraße in Rüttenscheid am Freitag, 2. Februar. © Martin Spletter | Martin Spletter

Anlass für die Errichtung der Holz-Schule sind laufende und anstehende Sanierungen in den umliegenden Schulen. Weil die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den nächsten Jahren tendenziell steigen und nicht sinken wird, entschied man sich dafür, auf der hügeligen Grünfläche zwischen Schwimmzentrum und Helmholtz-Gymnasium einen dauerhaften „Modulbau“ zu errichten, statt, wie sonst üblich, Container aufzustellen, die für die Zeit von Umbauten bezogen werden.

„Modulbauten“ seien in einem solchen Fall die technisch und wirtschaftlich sinnvollere Variante, hieß es schon 2021 in der entsprechenden Vorlage für die politischen Gremien. „Das Gebäude in Modulbau-Weise ist auf eine langfristige Nutzung angelegt, bietet einen hohen Wärmestandard und guten sommerlichen Wärmeschutz.“

Größte Vorteile: schnelle Bauzeit, geringe Kosten

Die kurze Bauzeit gilt in der Fachwelt als einer der großen Vorteile der sogenannten „Modulbauweise“ aus Holz. Entscheidend dabei ist, dass große Teile des Bauwerks vorher produziert und diese Teile vor Ort nur noch zusammengebaut werden müssen. Weitere Vorteile seien die geringeren Kosten, weniger Dreck und Lärm bei der Errichtung und die Tatsache, dass es sich um einen umweltfreundlichen Werkstoff handelt.

Der Nachteil eines „Modulbaus“: bei langfristiger Nutzung könne man schlechter als in gemauerten Gebäuden Wände versetzen oder einziehen oder Deckenkonstruktionen verändern.

Während Modulbauten an Essener Schulen bislang nur als kurzfristig zu errichtende Erweiterungsgebäude errichtet wurden, setzt die Stadt mittlerweile langfristig auf Schulgebäude aus Holz. So soll zum Beispiel der Neubau des Gymnasiums Nord-Ost, 2019 erstmals als Entwurf vorgestellt, komplett aus Holz gebaut werden, allerdings nicht in Modulbauweise. Und auch beim Neubau der Frida-Levy-Gesamtschule, der noch in den Anfängen der Planung steckt, ist schon jetzt klar, dass zumindest für die Phase der Bauzeit der Schule ein Übergangsgebäude geschaffen werden muss, das nach jetzigem Stand der Planung aus Holz sein wird.

Den meisten Modulbauten aus Holz sieht man übrigens nicht an, dass sie nicht aus Stein sind: Sie sind gedämmt und verputzt wie gewöhnlich gemauerte Häuser.

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