Essen-Borbeck. Die hinterhältige „Axt-Attacke“ auf Bäume nahe des Borbecker Schlosses ist nach Aussage der Stadt Essen wohl schwerwiegender als bislang gedacht.

Die Fassungslosigkeit über Vandalismus im Borbecker Schlosspark und nahe des historischen Schlosses Borbeck ist weiterhin spürbar. Bislang unbekannte Täter hatten Anfang Dezember 2023 offenbar mit Äxten und anderen Gerätschaften eine Reihe von Bäumen zum Teil nachhaltig beschädigt. Das Ausmaß der Attacke auf den alten Baumbestand ist jedoch größer, als bislang angenommen.

Auf Nachfrage unserer Redaktion liest sich die Schadensbilanz der Stadt nun jedenfalls dramatischer als anfangs vermeldet. Als die Schäden an Rinde und Baumstämmen entdeckt wurden, sondierte Grün und Gruga den Park intensiv nach beschädigten Bäumen. Besonders eine große, alte Zeder hatte es ziemlich schwer erwischt, so dass die Baumexperten der Stadt wohl wenig Chancen auf Rettung sehen. Hier gingen die Beschädigungen so weit, dass nicht nur die Rinde, sondern auch der Stamm erheblich verletzt wurde.

Beschädigte Magnolie im Essener Schlosspark ist in dieser Größe nicht zu ersetzen

Stark in Mitleidenschaft gezogen wurde neben der besagten Zeder auch eine große Magnolie. „Diese zu verlieren, wäre besonders bitter, denn ein Baum dieser Größe dürfte in ganz Deutschland derzeit nicht zu bekommen sein“, urteilt Thomas Banzhaf. Als Meister für Garten- und Landschaftsbau kennt sich der neue Vorsitzende des „Fördervereins Schloss Borbeck“ gut in der Materie aus. Allein die Magnolie besitzt laut Banzhaf einen Wert um 20.000 Euro. „Ich habe die Sache mal überschlagen und komme in der Summe sicherlich auf 38.000 Euro“, so der Gartenfachmann.

Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Ging die Stadt bislang von 13 beschädigten Bäumen aus, hat sich die Zahl mittlerweile nahezu verdoppelt. Das Ausmaß der Schäden ist gravierend: „Derzeit sind im Bereich des Borbecker Schlosses und der Residenzaue nicht weniger als 24 Bäume bekannt, die mit einem scharfen Hiebgegenstand brutal verletzt wurden“, erklärt Stadtsprecherin Jacqueline Riedel.

Durch Axt verletzte Bäumen kann außerhalb der Vegetationsperiode nicht geholfen werden

Nach genauerer Prüfung sehen die Baumexperten derzeit keine effektiven Hilfsmöglichkeiten für die Bäume, lautet das entmutigende Urteil der Stadt. „Da aktuell noch keine Vegetationsperiode vorherrscht, kann noch nicht abgesehen werden, wie die Bäume auf die Attacke reagieren und sich zukünftig entwickeln werden“, so die Stadtsprecherin weiter.

Man werde daher die Bäume weiter beobachten und kontrollieren, kündigt die Stadt an. Ansonsten sind den Fachleuten von Grün und Gruga die Hände gebunden: Man hofft, dass möglichst viele Bäume die Verletzungen überstehen werden, also nicht gefällt werden müssen. Ein Schicksal, das einen kleinen Teil des Baumbestandes im Schlosspark Borbeck allerdings bereits ereilt hat. So waren zwei Bäume direkt nach Bekanntwerden der starken Beschädigungen aus Sicherheitsgründen entfernt worden.

Fachbetrieb entfernte die Schmierereien am Schloss Essen-Borbeck und Wirtschaftsgebäude

Im Zusammenhang mit der „Axt-Attacke“ wurde auch der Eingangsbereich des Borbecker Schlosses und die Fassade des angrenzenden Wirtschaftsgebäudes beschmiert. Diese Kritzeleien wurden allerdings im Auftrag der Stadt von einem Fachbetrieb entfernt, da es sich bei Schloss Borbeck um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt. Das Wirtschaftsgebäude wurde erst im Jahr 2020 aufwendig renoviert.

Der Weihnachtsbaum, der bei dem Anschlag ebenfalls stark beschädigt wurde, war bereits kurz nach der Tat in einer gemeinsamen Aktion von Kulturzentrum Schloss Borbeck und Förderverein ersetzt und neu geschmückt worden. „Wir lassen uns nicht unterkriegen“, meint Anja Herzberg, Leiterin von Schloss Borbeck.

Den Weihnachtsbaum vor dem Schloss hatte man mit Hilfe von Kulturamt und Förderverein schnell wieder ersetzt und auch geschmückt.
Den Weihnachtsbaum vor dem Schloss hatte man mit Hilfe von Kulturamt und Förderverein schnell wieder ersetzt und auch geschmückt. © Stadt Essen | Moritz Leick

Polizei Essen ermittelt nach der Attacke auf die Bäume im Schlosspark wegen Sachbeschädigung

Der gesamte Schaden an Bäumen und Gebäuden wurde nach Aussage der Stadt noch am Tag der Feststellung zur Anzeige „gegen Unbekannt“ gebracht. Auf Nachfrage bei der Polizei Essen gab es jedoch nicht nur eine Anzeige am am 1. Dezember, sondern auch am 11. Dezember 2023 bezüglich beschädigter Bäume im Borbecker Schlosspark. In beiden Fällen ermittelt die Polizei wegen Sachbeschädigung. Die Verursacher allerdings konnten bisher nicht ermittelt werden. „Die Grünanlage wird vom Kommunalen Ordnungsdienst allerdings weiterhin regelmäßig bestreift“, sagt Stadtsprecherin Jacqueline Riedel.

Förderverein-Vorsitzender Thomas Banzhaf indes ruft zu einer Spendenaktion auf, um eine Ersatzpflanzung im Schlosspark Borbeck anzustoßen. Potentielle Spender können sich per E-Mail direkt an den Förderverein wenden und erhalten so die Bankverbindung zum Spendenkonto (Schloss-Borbeck-Foerderverein@gmx.de).

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