Essen-Borbeck. Zum dritten Mal befasste sich eine Bürgerversammlung mit der zukünftigen Nutzung von Schloss Borbeck. Was die Teilnehmenden forderten.
Das historische Wasserschloss Borbeck ist ein Sanierungsfall. Das ist seit etwa vier Jahren bekannt. Außer einem Gutachten, das die Schwere der Schäden bilanziert hat, ist bisher aber nichts passiert. Bei der mittlerweile dritten Bürgerversammlung zur zukünftigen Nutzung des Schlosses stellten einige Borbecker Bürgerinnen und Bürger am Montagabend klare Forderungen an die beteiligten Stadtämter.
Sanierung des Schlosses Borbeck
März 2018: Die Grundsanierung des klassizistischen Wirtschaftsgebäudes für 4,7 Mio Euro beginnt.
Anfang 2020: Die Schloss-Gastronomie „Zur Münze“ wird wegen gravierender baulicher Mängel geschlossen.
September 2020: Die Sanierung des Wirtschaftsgebäudes ist abgeschlossen.
Mai 2022: Ein Gutachten über die Bausubstanz des Schlosses sowie des Zustands der haustechnischen Anlagen sowie der Entwurf eines Sanierungskonzeptes unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Aspekte liegen vor.
15. September 2022: Der Ausschuss für Stadtentwicklung, -planung und Bauen beschließt die Generalsanierung des Schlosses für 13,6 Mio Euro.
26. September 2022: Der Borbecker Bürger- und Verkehrsverein e.V. (BBVV) und der Förderverein Schloss Borbeck e.V. laden unter dem Titel „Wie geht es weiter im Schloss Borbeck?“ zur ersten Bürgerversammlung in den Residenzsaal.
26. April 2023: Kultur- und Bauverwaltung der Stadt Essen informieren in einer weiteren Bürgerversammlung unter anderem über die Pläne zur weiteren Nutzung des Schlosses.
17. Juli 2023: Auftragsvergabe für die Planung der Schloss-Sanierung im Wert von 1.542.593,40 Mio Euro am die pmp Projekt GmbH Hamburg.
Eingeladen hatten der Borbecker Bürger- und Verkehrsverein (BBVV) und der Förderverein Schloss Borbeck. Die Kernforderung der Versammlung: Die Borbecker wollen ihr Schloss zurück. Und das so schnell wie möglich. Viel zu lange dauere schon das Vorgeplänkel, erklärten Susanne Asche, Vorsitzende des BBVV und Thomas Banzhaf, Vorsitzender des Fördervereins. Und Dr. Christoph Beckmann vom BBVV brachte es auf den Punkt: „Warum müssen wir uns heute hier versammeln? Weil das Kulturamt bis heute kein Nutzungskonzept vorgelegt hat oder eines an den Bürgern vorbei durchsetzen möchte.“
Tatsächlich hatte Kulturdezernent Muchtar Al Ghusain in der Bürgerversammlung am 26. April dieses Jahres ein reines „Kulturschloss“ favorisiert, einen Ort der Hochkultur. Die anwesenden etwa 30 Borbecker im Residenzsaal von Schloss Borbeck hingegen forderten ein „Haus des Bürgers“, offen für Veranstaltungen aller Art mit regionaler Bedeutung.
Zeit für Sanierung des Schlosses Borbeck ist knapp
Die Teilnehmer der Versammlung ließen großes Misstrauen gegenüber den beteiligten Stadtämtern erkennen. Die Stadtverwaltung hatte im Juli einen Auftrag an die Hamburger pmp Projekt GmbH vergeben: Für 1,5 Millionen Euro soll das Unternehmen eine Machbarkeitsstudie für die künftige Nutzung und die Sanierung erstellen. Laut Verwaltung soll diese Expertise im ersten Quartal 2024 vorliegen. Ob sich darin die bereits früher vorgebrachten Ideen und Wünsche der Borbecker Vereine und Bürger widerspiegeln werden, wurde am Montagabend von den meisten Versammlungsteilnehmern angezweifelt. Ihre Vermutung: Die Wünsche würden wohl alle als nicht machbar eingestuft.
Die Zeitabläufe, die die Verwaltung vorgegeben habe, seien absurd, kritisierte eine Anwohnerin, die sich dem Schloss sehr verbunden fühlt. Da werde bis zum Beginn der Sanierung „fast zehn Jahre herumgeplant“, um für die eigentliche Sanierung gerade mal ein Jahr Bauzeit anzusetzen. Andere Teilnehmer kritisierten, das letzte Treffen sei ein halbes Jahr her, in dem sich offenbar gar nichts getan habe. So sei selbst ein Bauende im Jahr 2028 wenig realistisch. Eine Antwort seitens der Stadt war nicht möglich. Im Vorfeld der Bürgerversammlung hatte das Kulturamt mitgeteilt, dass es nichts Neues zu berichten gebe. Deshalb waren städtische Vertreter erst gar nicht zur Versammlung eingeladen worden.
Bürgersammlung fordert „Hochzeitsschloss“ für Essen-Borbeck
Der Schulterschluss der etwa 30 Anwesenden, Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Vereinen sowie Anwohner, brachte klare Forderungen an die beteiligten Stadtämter hervor. Ergebnis der zweistündigen Diskussion war Kernforderungen für die Satdtverwaltung: Das Schloss müsse ein „Haus des Bürgers“ bleiben. Eine Gastronomie sei unverzichtbar. Das Schloss müsse weiterhin ein „Hochzeitsschloss“ sein. Die Nutzung des großen Saales sei unverzichtbar. Kulturveranstaltungen dürften nicht einziger Inhalt der Schloss-Nutzung sein. Und das Schloss-Ensemble benötige ein unabhängiges Veranstaltungsmanagement.
Für die Zeit bis zum Ende der Sanierungsarbeiten müsse für praktikable Interimslösungen gesorgt werden unter Einbeziehung des Wirtschaftsgebäudes, des Schlossparks und der Dubois-Arena. Dabei wurde unter anderem moniert, dass das „Theater in der Remise“ und die dortige Galerie nur unzulänglich genutzt würden. Das Schloss-Ensemble mit Wirtschaftsgebäude, Park und Arena könne eventtechnisch nur funktionieren, wenn ein nur für dieses Objekt arbeitendes Management vorhanden sei, so die einhellige Meinung. In einem noch zu formulierenden politischen Antrag müsse deutlich werden, dass es in der Gesamtheit des Schloss-Ensembles um eine Projektentwicklung gehe, deren Ziele nach und nach erreicht werden müssten.
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