Essen-Borbeck. Anwohner in Essen-Bochold und Bergeborbeck kämpfen seit Jahren um Tempo 30 in ihrer Straße – bislang erfolglos. Aber sie geben nicht auf.
Anwohner und Anwohnerinnen der Germaniastraße in Essen-Bochold und Bergeborbeck kämpfen bereits seit vielen Jahren dafür, dass auf dem Abschnitt zwischen Germaniastraße/Bergmühle und Flandernstraße das Tempo auf 30 Stundenkilometer gesenkt wird. Bisher erfolglos. Aber Aufgeben ist für sie keine Option. Jetzt soll mit einer Unterschriftenaktion wieder Schwung in den Bürgerprotest kommen.
Die Diskussion um Tempo 30 in Städten und auf Hauptverkehrsstraßen ist nicht neu. Auch in Essen-Bochold und Bergeborbeck streiten Bürger, Politik und Institutionen mittlerweile seit sieben Jahren mit den zuständigen Stadtämtern. 2017 hatten Bürger und Bürgerinnen Tempo 50 auf der Germaniastraße erstmals infrage gestellt.
Verwaltung lehnte Tempo 30 bisher ab
Die SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung IV hatte Ende 2020 einen Prüfantrag an die Verwaltung gestellt. Die Prüfung durch die Ämter dauerte beinahe ein Jahr. Das Ergebnis enttäuschte Bürgerinnen und Bürger wie auch Bezirkspolitiker gleichermaßen. Letztere nämlich sind überwiegend der Ansicht, dass die Geschwindigkeit auf der Germaniastraße zwischen Haus-Berge-Straße und Flandernstraße auf Tempo 30 begrenzt werden müsse.
Die Verwaltung argumentierte gegen eine Geschwindigkeitsbegrenzung und führte dazu etliche Verordnungen an, die es verböten, dort Tempo 30 einzuführen. So hätten die Altenwohnungen und Begegnungsstätten sowie die Geriatrie ihre Eingänge meist tief in den Grundstücken, nicht direkt an der Straße. Diese Logik verstehe man bei den Bürgern aber gar nicht, so Christel Hillesheim, stellvertretende AWO-Vorsitzende in Bergeborbeck.
Ihren Prüfanträgen hatten die Politiker ein Bündel an Argumenten beigefügt, in erster Linie Hinweise auf sensible Einrichtungen wie Seniorenheime und Kitas in direkter Nähe, aber auch Straßenbahnhaltestellen mit Gefahrenpotenzial für alle Verkehrsteilnehmer und im Besonderen für die Ruhrbahn-Nutzer. So hatte es in der Vergangenheit beispielsweise an der Zinkstraße Unfälle mit Personenschäden gegeben. Die Querung der Straße sei für alte, oft gehbehinderte, Menschen fast unmöglich. „Pikant ist, dass das etwa einen Kilometer lange Teilstück, um das es hier geht, zwischen zwei 30er-Zonen liegt. Auf der einen Seite die Haus-Berge-Straße und auf der Borbecker Seite die Theodor-Hartz-Straße. Warum zwischen diesen Zonen 50 gilt, ist uns unklar“, sagt Karin Renner.
Listen werden Bezirksbürgermeisterin übergeben
Karin Renner ist ehrenamtliche Mitarbeiterin im Minna-Deuper-Haus der AWO. Sie hat mit einigen Gleichgesinnten und dem Bergeborbecker AWO-Vorstand Peter Lübben eine Unterschriftenaktion an der Germaniastraße und im Umfeld durchgeführt. Viele Anwohner der Germaniastraße hätten sich dabei in die Listen eingetragen: Menschen aller Altersklassen, aber auch Eltern, die Angst um ihre Kinder hätten. „Wir sind aber auch auf Menschen getroffen, die unser Anliegen nicht unterstützen wollten“, erklärt Karin Renner. Das sei für sie und die Helfer nicht immer leicht gewesen.
Zwar sind die Listen noch nicht komplett ausgezählt. Insgesamt werden wohl etwa 500 Unterschriften zusammenkommen, die nun in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung IV am 12. Februar an Bezirksbürgermeisterin Margarete Roderig übergeben werden sollen. Diese sollte sie an die beteiligten Stadtämter weitergeben, die bisher das Thema negativ abgetan haben.
Mittlerweile gibt es aus dem Bundesministerium für Verkehr einen Hoffnungsschimmer für die Betroffenen. Anfang 2023 war in einer Mitteilung des Ministeriums zu lesen: „Schulen und Kindertagesstätten, Kindergärten, Krankenhäuser oder Alten- und Pflegeheime beherbergen besonders schutzbedürftige Menschen. Im unmittelbaren Bereich solcher Orte kann auch auf Hauptverkehrsstraßen Tempo 30 angeordnet werden.“ Eine Situation, die an der Germaniastraße mit einer großen Zahl von Altenwohnungen, dem Geriatriezentrum, dem Minna-Deuper-Haus der AWO und weiteren Alteneinrichtungen gegeben sein dürfte.
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