Essen. Filmemacher Alexander Waldhelm holt Comedystars von Uwe Lyko bis Gerburg Jahnke vor die Kamera. So lief die Premiere seines neuen Films in Essen.
Wenn der Mülheimer Filmemacher Alexander Waldhelm zur Premiere seines aktuellen Filmes einlädt, dann könnte das Publikumsgedrängel rund um den Roten Teppich den Eindruck erwecken, dass hier gleich die erste Garde der deutschen Filmszene aufmarschiert. Waldhelm arbeitet hauptberuflich allerdings in einer ganz anderen Branche, und zum Gros seiner Darsteller zählen ganz normale Mülheimer Bürgerinnen und Bürger. Eine Handvoll prominenter Ruhrgebiets-Comedians, die dem passionierten Filmemacher auch in seinem dritten Streifen die Treue halten, sorgt allerdings dafür, dass so eine Waldhelm-Premiere in der Essener Lichtburg zum echten Medienereignis wird, über das man sich am Ende verwundert die Augen reibt.
So war es dann auch am Dienstagabend zur Premiere von „Darf ich das so schreiben?“. Blitzlichtgewitter, ein fast ausverkaufter Kinosaal, und die erste Garde des Unterhaltungswesens auf dem Roten Teppich von Gerburg Jahnke über Uwe Lyko alias Herbert Knebel bis zu René Steinberg. Selbst Volker Pispers meldet sich für Waldhelms Film noch mal aus der Kabarett-Rente zurück und mimt später in einer Straßenumfrage einen motzigen Passanten, der was gegen das Gendern hat, aber bitte nicht zitiert werden möchte: „Ich bin verheiratet und möchte das auch weiter bleiben.“
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Dafür erklären seine Kollegen auf dem Roten Teppich gerne, wie Alexander Waldhelm die Großen der Garde immer wieder vor die Kamera kriegt: „Da ist so viel Leidenschaft, aber so wenig Geld. Das muss man einfach unterstützen“, findet Gerburg Jahnke. Auch der Mülheimer Kabarettist René Steinberg, der für den Film sogar zwei Szenen im heimischen Ratssaal geschrieben hat, schwärmt von Waldhelms „unglaublichem Enthusiasmus“. Und während Uwe Lyko den Rote-Teppich-Auftritt vor der Lichtburg „immer noch ungewohnt“ findet, gibt Musiker Andy Brings mit Begeisterung Auskunft über seine Filmrolle als Mülheimer Bürgermeistser. Ein Amt, für das er 2020 ja tatsächlich schon einmal als Bewerber von „Die Partei“ angetreten war.
„Darf ich das so schreiben?“ ist der dritte Leinwand-Streich von Alexander Waldhelm nach „Pottkinder - ein Heimatfilm“ und „Beziehungen - kein schöner Land“ . In der mit viel Herzblut und lokalem Support realisierten Mülheimer Low-Budget-Produktion geht es diesmal um die Zukunft der Printmedien, die zwar Leser verlieren, aber nicht die Faszination für junge engagierte Kollegen wie Daniel, der noch für das Schreiben brennt und von einem Volontariat träumt.
Dass in den Redaktionen der Republik dabei längst auch das digitale Zeitalter angebrochen ist, blendet Waldhelm allerdings aus. Stattdessen erinnert die Redaktionskonferenz des „Räbener Landesboten“ ein bisschen an eine örtliche Vereins-Vorstandssitzung. Und ums Mülheimer Vereinsleben geht es denn ja auch über weite Strecken. Denn Daniel tut das, was in der vermeintlichen „Saure-Gurken-Zeit“ so angesagt ist. Er schreibt über Taubenzüchter, Kaninchenzüchter, Geflügelzüchter - und Teckel. Was Uwe Lyko einen 1a-Auftritt als Zigarre-paffenden Teckelclub-Chef verschafft. Und für die Pointe sorgt, dass zumindest in diesem Tierzuchtverein mal keine Rezepte ausgetauscht werden.
Fritz Eckenga und Kai Magnus Sting kommentieren das Fußballgeschehen
Im Print wäre das wohl jeweils Stoff für einen kompakten 80-Zeiler. Auf der Leinwand zieht sich die Angelegenheit dann aber doch etwas zäh und bedingt lustig über 90 Minuten. Fritz Eckenga und Kai Magnus Sting amüsieren da noch in einem Kurzauftritt als gnadenlose Fußballkommentatoren: „Der Trainer muss weg!“ Und auf dem grünen Rasen entscheidet sich schließlich auch die berufliche Zukunft des jungen Schreibers Daniel.
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, dürfte auch das Motto für Lyko, Jahnke und Co. lauten. Alexander Waldhelm hat seinen nächsten Film nämlich schon angekündigt. „Das Wunder von Bernd“ wird wieder prominente Unterstützung brauchen: „Ich komme auf Sie zu.“
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