Essen. Das ehemalige Dorint in Rüttenscheid soll zwangsversteigert werden. Wird das Gebäude danach wieder zum Hotel oder bleibt es Flüchtlingsdomizil?

Anfang 2020 klangen die Pläne des neuen Eigentümers hochfliegend: Die Te-Gruppe hatte das Dorint-Hotel an der Müller-Breslau-Straße erworben und wollte es nicht nur modernisieren sondern auch deutlich ausbauen. Aus 101 Zimmern sollten über 180 werden. Rund zehn Millionen Euro wollte das Unternehmen aus Bayern dafür in die Hand nehmen.

Allein: Es kam Corona und somit alles anders. Die für nahezu alle Hotels in Essen wichtigste Zielgruppe, die Geschäftsreisenden, blieb plötzlich aus. Messen fanden nicht mehr statt. Die Pläne, das Hotel zu erweitern, wurden daher nicht nur auf Eis gelegt. Der Hotelbetrieb wurde 2022, während der Coronapandemie, ganz eingestellt. Er rechnete sich wirtschaftlich nicht mehr.

Hinzu kam, dass die Te-Dachgesellschaft 2021 Insolvenz anmelden musste. In diesem Zuge ging auch die Essener Tochter, die Te Essen Projekt GmbH, pleite. Seit vergangenem Jahr ist das ehemalige Hotel an die Stadt vermietet und wird als Flüchtlingsunterkunft genutzt.

Ex-Dorint-Hotel: Versteigerungstermin Ende Januar 2024 in Essen

Nun könnte für das Hotelgebäude in Rüttenscheid ein neues Kapitel aufgeschlagen werden – vorausgesetzt es findet sich ein Käufer und Investor: Die Immobilie soll Anfang kommenden Jahres zwangsversteigert werden, wie aus einer Veröffentlichung des Amtsgerichtes Essen hervorgeht. Termin ist der 26. Januar, 9 Uhr, im Saal 182 im Gerichtsgebäude an der Zweigertstraße.

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Ein vom Gericht bestelltes Gutachten kommt auf einen Verkehrswert von 4,5 Millionen Euro. Wer also den Zuschlag im ersten Versteigerungstermin haben will, muss mindestens die Hälfte dessen bieten. Nur, wenn am 26. Januar kein Bieter bereit ist, mehr als 2,25 Millionen Euro auf den Tisch zu legen, könnte das Hotel anschließend sogar für weniger Geld ersteigert werden.

Das Hotel-Gebäude wurde 1994 gebaut. Es hat fünf Etagen, die sich insgesamt auf rund 2700 Quadratmeter erstrecken, die Tiefgarage zählt 23 Stellplätze. Die Gutachterin geht davon aus, dass das Haus wieder als Hotel genutzt wird. Zumindest sei das nach ihrer Einschätzung die wirtschaftlichste Variante. Auf dieser Basis hat sie auch den Verkehrswert ermittelt. Die Bausubstanz beschreibt sie im Gutachten so: „Das Gebäude befindet sich in einem dem Baujahr entsprechenden Zustand mit Instandsetzungs- bzw. Renovierungsbedarf in Teilbereichen.“

Modernisierungsaufwand liegt bei über einer Million Euro

Ob das Hotel tatsächlich wiederbelebt wird, wird man sehen. Fakt ist, dass die Zahl der Gästeübernachtungen in Essen seit einigen Monaten wieder steigt und teilweise sogar das Vor-Corona-Niveau übertroffen wurde. Allerdings müsste ein neuer Eigentümer einiges an Geld in die Hand nehmen, um die in die Tage gekommenen Zimmer wieder auf einen modernen Stand zu bringen. Die Gutachterin taxiert das auf rund eine Million Euro, was mit rund 10.000 Euro pro Zimmer wohl eher am unteren Rand liegen dürfte.

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Ein neuer Eigentümer käme derweil schnell zum Zuge. Die Stadt kann das Gebäude nur noch bis Ende März 2024 nutzen. So lang läuft aktuell der Mietvertrag. Monatlich zahlt sie dafür eine Pacht von 27.500 Euro.

Stadt Essen braucht dringend Flüchtlingsunterkünfte

Die Aufgabe des Hotels dürfte die Stadt jedoch vor neue Herausforderungen bei der Unterbringung von Flüchtlingen stellen. Sie erwartet im kommenden Jahr einen „verstärkten Flüchtlingszustrom“. Das könnte heißen, dass Essen im kommenden Jahr 2100 Flüchtlinge unterbringen müsste, um seine Aufnahmeverpflichtung zu erfüllen. In diesem Jahr beläuft sich die Zahl der zugewiesenen Schutzsuchenden auf gut 1800; die aus der Ukraine gekommenen Menschen sind darin nicht enthalten.

Mit rund 200 Plätzen gehört das ehemalige Dorint-Hotel derzeit zu den größeren Flüchtlingsdomizilen. Ob die Stadt daher selbst Interesse hätte, das Gebäude zu übernehmen, um es dauerhaft als Flüchtlingsunterkunft nutzen zu können? Zu dieser Frage wollte eine Sprecherin keine Auskunft geben.

Nicht ausgeschlossen scheint auch, dass ein Bieter und neuer Eigentümer darauf spekulieren könnte, dass sich die Stadt dort doch längerfristig als Mieterin engagiert.

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