Essen. Im letzten November streunte ein Fuchs durch die Rathaus-Galerie in Essen. Jetzt ist schon wieder ein Fuchs nahe dem Rathaus gesichtet worden.
In der Essener City ist schon wieder ein Fuchs gesichtet worden. Ein Anwohner der Alfredistraße hat „Meister Reineke“, so sein Fabelname, in der Nähe des Rathauses fotografiert und sogar aus nächster Nähe mit seinem Smartphone gefilmt. Zufall oder auch nicht: Bereits im vergangenen November war nicht weit davon entfernt – in der Rathaus-Galerie – ein streunender Fuchs gesichtet worden. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um ein und dasselbe Tier handelt.
„Ich habe den Fuchs letzte Woche Sonntagmorgens um halb zwei beobachtet, er spazierte seelenruhig über die Ribbeck- und die Alfredistraße“, schildert Frank von Pigage sein ungewöhnliches tierisches Erlebnis.
Der Fuchs sei ihm wegen des großen buschigen Schwanzes aufgefallen, das Tier habe auf dem frei zugänglichen Firmengelände gegenüber der Alten Synagoge im Müll herumgestöbert. „Möglicherweise auf der Suche nach Nahrung“, vermutet von Pigage. Denn Müll gebe es dort reichlich, es sehe häufig „schlimm“ aus.
In Grünanlagen an der Gustav-Hicking-Straße verliert sich Meister Reinekes Spur
Weil das Rolltor wie so oft offen gestanden habe, schaute der neugierig gewordene Essener auf dem Gelände nach dem Rechten - und erspähte sofort Meister Reineke in der Ladezone der Rathaus-Galerie. Eigentlich sind Füchse scheue Tiere, aber unser Stadt-Fuchs ergriff keinesfalls panikartig die Flucht, sondern verließ gemächlich den nächtlichen Schauplatz. „Dann ist er bei grüner Ampel über die Ribbeckstraße gelaufen“, fügt von Pigage hinzu.
Zielstrebig sei er danach von der Alfredistraße kommend rechts in die Gustav-Hicking-Straße abgebogen und habe sich dort in einer Grünanlage nahe der Schule am Steeler Tor verkrochen.
Für Elke Brandt, stellvertretende Vorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu) Ruhr, sind Wildtiere wie etwa der Fuchs in den Häuserschluchten deutscher Innenstädte nichts Außergewöhnliches. Sie verlören zusehends ihre Lebensgrundlagen in der freien Natur und kämen in die Städte. Der größte Fehler sei es, den Fuchs oder andere Wildtiere zu füttern. „Füchse gehen dem Menschen aus dem Weg, wenn sie nicht gefüttert werden“, sagt die Nabu-Sprecherin. Werde er hingegen gefüttert, verliere er die Scheu und nähere sich dem Menschen. Man müsse dem Fuchs klarmachen, dass man nicht an einem Kontakt interessiert sei. Elke Brandt rät: „Klatschen Sie laut in die Hände oder werfen Sie von mir aus einen Handfeger nach ihm, dann haut er ab.“
Stadt Essen: „Füchse sind nicht aggressiv und greifen den Menschen nicht an“
Das Essener Rathaus hat bereits im vergangenen Spätsommer auf die zunehmende Präsenz des Fuchses in der Stadt hingewiesen und wichtige Empfehlungen ausgesprochen. Ähnlich wie beim Nabu hieß es in der Mitteilung: „Füchse sind nicht aggressiv und greifen den Menschen nicht an. Sie haben eine natürliche Scheu, die in einer Flucht vor dem Menschen deutlich wird.“ Wie der Nabu macht auch die Stadt deutlich: „Das Füttern und Halten von Füchsen generell verboten.“
Dass man im Spätsommer vermehrt habe Füchs beobachten können, erklärt die Stadt Essen so: „Fast erwachsenene Jungtiere verlassen den Familienverbund und suchen sich ein eigenes Revier.“
Nabu-Expertin Elke Brandt beschreibt den Fuchs als einen Allesfresser. Daher finde er er in der Essener Innenstadt einen reich gedeckten Tisch vor: von achtlos weggeworfenen Pommes Frites und Kebap-Resten bis hin zu Äpfeln und Birnen in Gärten. Geradezu „spezialisiert“ habe sich der Fuchs auf Mäuse, und auch auf Ratten gehe er los. Weil er sich rasch an die Lebensverhältnisse in der Stadt anpasse, finde er auch in Abfallbehältern und Mülleimern reichlich Futter. Die Nabu-Sprecherin wirbt daher für Behälter, die sich mit einem Deckel verschließen ließen.
Als Frank von Pigage sein Fuchs-Video auf Facebook postete, reagierte der Inhaber der Badischen Weinstube, die beim Weihnachtsmarkt direkt neben der Marktkirche steht, sofort. Er schrieb über den Fuchs: „Der war während des Weihnachtsmarktes öfter bei uns hinter der Weinstube.“
Womit sich die Frage stellt: Ist Meister Reineke in der Essener Innenstadt längst heimisch geworden? Und ist das Gelände rund um das Rathaus schon „sein“ Revier?
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