Essen. Mit einem millionenschweren Neubau will die Ruhrlandklinik die Patientenversorgung verbessern. Was das für die Zukunft der Klinik bedeutet.
Es war eine Einweihung – und ein Signal: In großem Rahmen ist am Mittwoch (15.1.) das neue „Zentrum für seltene Lungenerkrankungen“ der zur Universitätsmedizin Essen gehörenden Ruhrlandklinik in Heidhausen eröffnet worden. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann würdigte bei seinem Besuch in Essen den Vorbildcharakter der Einrichtung, die das Land mit 8,7 Millionen Euro gefördert hat.
Die Gesamtkosten für den Neubau werden auf rund zwölf Millionen Euro beziffert. Der Ärztliche Direktor der Ruhrlandklinik, Prof. Dr. Christian Taube, wertete das neue Zentrum auch als Bekenntnis, „dass wir ein integraler Bestandteil der Universitätsmedizin sind“.
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In der Vergangenheit hatte es immer wieder Spekulationen über die Zukunft der defizitären Standorte St. Josef-Krankenhaus in Werden und Ruhrlandklinik unter dem Dach der Universitätsmedizin gegeben. Mit dem neuen Zentrum dürften solche Sorgen in der Fachklinik in Heidhausen einstweilen beschwichtigt sein. So zeigte sich Taube äußerst aufgeräumt und sprach von einem „ganz, ganz wichtigen Tag für uns“.
Ruhrlandklinik in Essen ist Anlaufstelle für Menschen mit Mukoviszidose
Die einst als Heilstätte für Tuberkulosekranke gegründete Einrichtung habe sich in ihrer mehr als hundertjährigen Geschichte stetig weiterentwickelt zu einem Haus, das heute spezialisierte Kliniken von der Pneumologie über die Thoraxchirurgie bis zur Onkologie beherberge und jährlich 20.000 Patienten und Patientinnen versorge, je zur Hälfte ambulant und stationär. An der Daseinsberechtigung der Klinik mit ihren 268 Betten und 650 Beschäftigten werde es auch zukünftig keinen Zweifel geben: „Alle vier Minuten stirbt in Deutschland jemand an einer Atemwegserkrankung“, so Taube.
Neben häufigen Diagnosen wie COPD oder Lungenkrebs gebe es auch zahlreiche Patienten mit seltenen Erkrankungen, „die oft lange durch das Gesundheitssystem irrlichtern“. Die richtige Adresse für sie sei die Ruhrlandklinik schon in der Vergangenheit gewesen, betont Taube. „Wir hatten die Manpower – was wir nicht hatten, war die Infrastruktur.“ Der Neubau biete nun Isolationsmöglichkeiten für infektiöse Patienten, etwa eine komplette Station mit 16 Einzelzimmern, Hygieneschleusen und separatem Eingang.
Die knapp 400 Mukoviszidose-Patienten, die dauerhaft an die Ruhrlandklinik angebunden sind, finden im neuen Zentrum nun einen auf sie zugeschnittenen Trakt. Zukünftig soll die Telemedizin so weiterentwickelt werden, dass Patienten nicht für jeden Kontrolltermin bis zu 150 Kilometer anreisen müssen.
Patienten müssen für Spitzenmedizin mitunter lange Wege in Kauf nehmen
Fünf solcher Zentren habe man für ganz NRW ausgewiesen, sagt NRW-Gesundheitsminister Laumann beim Gang durch den Neubau am Mittwoch. Das heiße natürlich, dass manche Patienten auch weiterhin lange Strecken zurücklegen müssten. Es sei jedoch ein Trugschluss, dies für eine Verschlechterung zu halten, im Gegenteil: Hier gebe es die hohen Fallzahlen, ebenso wie die nötige Expertise für schwerwiegende Lungenerkrankungen, hier stehe die Tür zur Spitzenmedizin für gesetzlich wie privatversicherte Patienten offen. Solche Spezialisierung könne es naturgemäß nicht immer vor der Haustür geben.
Die Praxis zeige, dass schwerst Erkrankte schon jetzt nicht die nächstgelegene Klinik ansteuerten, sondern die optimale Versorgung an spezialisierten Zentren suchten. Diese sollen nach Laumanns Vorstellungen zukünftig in der Krankenhausplanung im Land eine noch prominentere Rolle spielen. Für die Weiterbehandlung könnten sie die Patienten in die Grund- und Regelversorgung abgeben.
Lieferengpässe und Fachkräftemangel verzögerten den Neubau
Das Zentrum für seltene Lungenerkrankungen bezeichnet der Minister als Herzensprojekt, schon zur Grundsteinlegung im Mai 2021 sei er ja gekommen. Damals war noch von einer Eröffnung im Jahr 2023 die Rede. Doch seither habe man mit Kostensteigerungen, Lieferengpässen, insolventen Unternehmen und dem Fachkräftemangel in der Baubranche gekämpft, sagt die Geschäftsführerin der Klinik, Daniela Levy.
Nun aber, lobt Laumann, fänden hier insbesondere Menschen mit Mukoviszidose oder Lungenfibrose „beste Bedingungen für die optimale Behandlung“. Gleichzeitig werde die Forschung zu seltenen Lungenerkrankungen vorangetrieben. Auch der Ärztliche Direktor der Uniklinik Essen, Prof. Jochen A. Werner, hebt auf die enge Verzahnung mit der Ruhrlandklinik und dem Uniklinikum ab. Sie sei gerade in der Patientenversorgung während der Pandemie sichtbar geworden, spiegele sich auch im gemeinsamen Forschungsbestreben.
Bekenntnis zur Ruhrlandklinik als Teil der Universitätsmedizin
Dass zur Einweihung die gesamte Spitze der Universitätsmedizin gekommen sei, wollte Werner auch als Ausdruck verstanden wissen, „dass die Ruhrlandklinik sich in den vergangenen Jahren immer stärker in die Uniklinik hineinentwickelt hat“. Sie stehe für „Innovation, Fortschritt und datenbasierte Hochleistungsmedizin“, biete neue Heilungschancen ebenso wie zukunftsfähige Arbeitsplätze. Und, da bestätigt er Taube: „Sie ist gleichermaßen ein wichtiger und integraler Bestandteil der Universitätsmedizin Essen.“
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