Essen. Im September trennte sich die Uniklinik Essen von ihrem Kaufmännischen Direktor Thorsten Kaatze. Der übernimmt nun einen neuen Klinik-Chefposten.
Der frühere Kaufmännische Direktor der Uniklinik Essen, der Anfang September überraschend freigestellt wurde, wechselt auf einen neuen Chefposten: Thorsten Kaatze übernimmt zum Jahresbeginn 2024 den Vorsitz der Geschäftsführung am Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) in Bielefeld und wird Geschäftsführer des Krankenhauses Mara.
Der 53-Jährige, der das Uniklinikum gemeinsam mit dem Ärztlichen Direktor Prof. Dr. Jochen A. Werner geleitet hatte, wird erneut in einer Doppelspitze tätig: Ab 1. Januar 2024 wird der Diplom-Volkswirt gemeinsam mit Dr. Matthias Ernst die Geschäftsführung der Betheler Krankenhäuser in Bielefeld leiten.
In Bethel setzt man auf Kaatzes Expertise aus der Essener Zeit
Ernst (54) bleibt Geschäftsführer des EvKB und Vorsitzender Geschäftsführer des Krankenhauses Mara, einem zum Verbund gehörenden Fachkrankenhaus für inklusive Medizin und Epileptologie. Der Arzt und Gesundheitsökonom ist seit 2016 in dieser Funktion, heißt es in einer Mitteilung der EvKB.
Thorsten Kaatze übernimmt die Führungsämter von Mathias Kreft, der Bethel zum Jahresende verlassen wird. Dr. Rainer Norden, Aufsichtsrats-Vorsitzender des EvKB und Vize-Chef der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel dankte Kreft und erklärte: „Den weiteren Weg werden wir gemeinsam mit Thorsten Kaatze und Dr. Matthias Ernst gehen.“
In Bethel setzt man ausdrücklich auf Kaatzes Expertise aus seiner Zeit an der Essener Uniklinik, in der er 13 Jahre in der Führungsspitze tätig war. „Thorsten Kaatze bringt langjährige und umfassende Erfahrung in der Führung eines Universitätsklinikums mit“, betont Norden. Er solle in Bethel die weitere Vertiefung des universitären Profils übernehmen „und diese organisatorisch und ökonomisch mit den Anforderungen des Krankenhausplans NRW und den bislang bekannten Eckpunkten der Krankenhausreform des Bundes verbinden“.
Uniklinik trennte sich wegen „unterschiedlicher Auffassungen“
Die Uniklinik Essen hatte zur überraschenden Trennung von ihrem Kaufmännischen Direktor im September erklärt: „Ursächlich waren unterschiedliche Auffassungen zur wirtschaftlichen Ausrichtung des Unternehmens.“ Offenbar hatte man nicht mehr das Vertrauen, dass Kaatze die finanziell unter Druck stehende Universitätsmedizin zukunftsfest aufstellen könne. So war Kaatzes Festhalten an den defizitären Häusern Ruhrlandklinik und Krankenhaus Werden umstritten. Sein neuer Arbeitgeber setzt dagegen großes Vertrauen in seine Expertise: „Wir freuen uns, dass wir Thorsten Kaatze für unser noch junges Universitätsklinikum gewinnen konnten.“
Kaatze, der Mathematik und Volkswirtschaft studiert hat, arbeitete seit 2010 in verschiedenen Funktionen für der Uniklinik Essen, zunächst als Finanzdezernent und seit 2016 als Kaufmännischer Direktor und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Uniklinik. In diesen Funktionen sei er für kaufmännisch-betriebswirtschaftliche Steuerung und Weiterentwicklung des Klinikums mit seinen Kliniken, Forschungseinrichtungen und Tochterunternehmen zuständig gewesen.
Kaufmännischer Direktor sah Klinikum als „zweites Zuhause“
Thorsten Kaatze hatte das Uniklinikum bei seinem unfreiwilligen Ausscheiden als sein „zweites Zuhause“ bezeichnet, man spürte, dass ihn die ruppige Art der Trennung verletzte. Nun will er nach vorn blicken: „Als gebürtiger Ostwestfale war Bethel mit seinen Kliniken für mich schon immer etwas Besonderes. Ich freue mich daher sehr über das mir entgegengebrachte Vertrauen, das EvKB und das Krankenhaus Mara in diesen stürmischen Zeiten in gutem Fahrwasser zu halten.“
Bewegte Zeiten erlebt dieser Tage auch die Krankenhauslandschaft in Essen, wo sich die Contilia, Krupp und Kliniken Essen Mitte (KEM) gerade zu einem neuen Verbund zusammengeschlossen haben. Die Universitätsmedizin ist der einzige Träger, der dabei außen vor ist. Man darf annehmen, dass Kaatze, der einen guten Draht zu den drei anderen Krankenhausträgern hatte, hier eine Kooperation angestrebt hätte.
Der Neue soll die universitäre Ausrichtung stärken
An seinem neuen Arbeitsplatz soll er nun auch die Transformation zum Smart Hospital und Green Hospital vorantreiben. „Dies sind neben der universitären Ausrichtung weitere entscheidende Wettbewerbsfaktoren für unser Klinikum“, betonte Aufsichtsratschef Norden. Die Entwicklung zum Smart und zum Green Hospital treibt auch die Essener Uniklinik seit Jahren voran.
„Die Krankenhäuser in Bethel haben das Potenzial, die bevorstehenden Herausforderungen, vor denen derzeit jedes Krankenhaus in NRW und in Deutschland steht, nicht nur zu bewältigen, sondern gestärkt daraus hervorzugehen“, sagt Kaatze. Er freue sich auf die Möglichkeit, „ein christliches Universitätsklinikum dieser Größenordnung gestalten, führen und weiterentwickeln zu können“.
Familie bleibt zunächst in Essen
Thorsten Kaatze stammt gebürtig aus Minden, auch seine Frau, die Apothekerin Stefanie Kaatze, ist dort geboren. Die beiden haben drei Kinder, 20 Jahre alt sowie 18-jährige Zwillinge, die gerade Abi machen. Die Familie wird zunächst in Essen bleiben, wo auch Kaatze etwa beim Caritasverband und beim Verein „Menschenmögliches“ eingebunden ist.
Die Uniklinik Essen hat Kaatzes Posten fast vier Monate der Trennung noch nicht fest neu besetzt. Anfang Dezember engagierte sie den Gesundheitsökonomen Stefan Starke als Kaufmännischen Direktor – kommissarisch.
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