Essen-Altenessen. Dem Betreiber-Ehepaar des Essener Kult-Cafés wurde zum Jahresende gekündigt. Dagegen geht es rechtlich vor und lädt zum Frühstück für 2.1. ein.
Fans, Gäste, Akteure im Stadtteil, die Betreiber selbst und auch Politiker wurden zuletzt nicht müde zu betonen, welch wichtige Einrichtung das Dein-Kult-Café an der Karl-Denkhaus-Straße für Altenessen sei. Dort gebe es nicht nur guten Kaffee und Frühstück, sondern auch immer ein nettes Gespräch und, mit dem ebenfalls dort ansässigen Jugendhilfswerk, wertvolle Projekte für Jugendliche. Es sei ein Treffpunkt für Jung und Alt, unabhängig von Kultur und Religion. Der Vermieter kündigte Betreiber Eyyüphan Duy dennoch zu Ende des Jahres. Für Duy stand sofort fest: „Wir bleiben.“
Er organisierte eine Petition, mobilisierte Gäste, trommelte bei Medien und in sozialen Netzwerken und lud zuletzt Oberbürgermeister Thomas Kufen zusammen mit Martin Schlauch (SPD) und Hicham el Founti (CDU) zur Podiumsdiskussion in sein Café. Außerdem hat er einen Rechtsanwalt eingeschaltet, um gerichtlich gegen die Kündigung vorzugehen.
Bei der Diskussion erklärte Kufen: „Der Stadtteil ist bunt und vielfältig. Trotzdem bleiben viele unter sich. Hier ist das ein Stück weit anders. So einen Ort gab es in Altenessen bislang nicht. Deswegen bin ich den Duys dankbar dafür, dass sie ihn hier geschaffen haben.“ Auch Hicham el Founti sagt: „Dass hier wichtige Arbeit, auch über den Stadtteil hinaus geleistet wird, ist unumstritten.“
Die Kündigung war ausgesprochen worden, weil das Café Teil des benachbarten Kulturzentrums KD 11/13 ist. Dieses war zuletzt in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Der Betrieb an der Karl-Denkhaus-Straße kann nur noch bis Ende des Jahres aufrechterhalten bleiben. Das hatten die Betreibergesellschaften des Kulturzentrums im Sommer erklärt. Das jährliche Defizit würde 250.000 Euro betragen, wenn sie den Betrieb fortsetzen würden. Gesucht werden sollte ein Käufer für das ehemalige Gemeindezentrum. Angeboten hatten sich unter anderem Eyyüphan Duy, der einen Investor für das Gebäude gefunden hatte, und auch die Stadt. Mit beiden ist jedoch bisher kein Kaufvertrag zustande gekommen.
Stadt Essen hatte sich als Käufer für KD 11/13 angeboten
Die Stadtspitze hatte sich als Käufer angeboten, um Einfluss auf die städtebauliche Entwicklung an diesem Standort zu haben: Zu oft haben Schrottimmobilien in den vergangenen Jahren für Negativ-Schlagzeilen und somit für ein schlechtes Image von Altenessen gesorgt. In einem Gespräch mit der Redaktion hatte Thomas Kufen jedoch auch betont, dass es ihm wichtig sei, dass die Immigranten-Vereine, die im KD 11/13 seit Jahren Räume mieten, ihre Angebote weiter betreiben können. Dazu gehören beispielsweise Sprachkurse, Tanz und Malerei, Beratungsangebote und Nachhaltigkeitsworkshops. Die Mietverträge der Vereine laufen Ende des Jahres aus, während der des Cafés auf acht Jahre angesetzt ist und eigentlich erst 2027 endet.
Die Stadt war zuletzt zweigleisig gefahren, hatte sich einerseits als Käufer für das 2500 Quadratmeter große Grundstück mit Kulturzentrum inklusive großem Saal, Innenhof und Gemeinschaftsgarten angeboten und andererseits im Stadtteil nach anderen Räumlichkeiten für die Vereine Ausschau gehalten.
Stadt hat Alternative für Immigrantenvereine aus dem KD 11/13 gefunden
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Unter anderem fragte Thomas Kufen beim Eigentümer des großen, leerstehenden Hauses an der Ecke Karlstraße/Altenessener Straße an, dieses Gespräch war aber laut Stadtsprecherin Silke Lenz „ohne nennenswerte Ergebnisse“ geblieben. Lenz weiter: „Als Stadtverwaltung sind wir mit allen Vereinen im Gespräch, weil uns ihr Verbleib im Stadtteil wichtig ist.“ Eine alternative Unterbringungsmöglichkeit sei auch bereits gefunden. Wo genau, sagt sie nicht. Es gebe noch ein paar Wünsche der Vereine und anstehende Arbeiten, die vor Bezug der Büro-Adresse erledigt werden müssten. Ob ein Übergang zum 1. Januar 2024 möglich ist, sei derzeit noch nicht klar. Auch, ob die Vereine noch im KD 11/13 verbleiben könnten, bis es mit einem Umzug soweit wäre, sei noch in Klärung.
Betreiber von Altenessener Kult-Café hat Rechtsanwalt eingeschaltet
Davon unberührt zeigt sich Cafébetreiber Eyyüphan Duy und betont, dass die Kündigung für seinen Betrieb nicht rechtmäßig sei. Der Mietvertrag endet formal erst am 3. November 2027. Duy erklärt, er habe keinerlei Rückstände, somit sei eine außerordentliche Kündigung nicht möglich. Er sieht keinen Grund, warum er nicht auch im kommenden Jahr Kaffee, Tee und Kuchen servieren sollte. Auch sein Rechtsanwalt sagt in einem Schreiben an die KD 11/13 gGmbh von Oktober: „Die ausgesprochene Kündigung ist unwirksam und beendet das Mietverhältnis zum 31.12.2023 nicht.“
Auf die Frage, wie es jetzt mit dem Kulturzentrum und dem Café weitergeht, sagt KD 11/13-Geschäftsführer Tuncer Kalayci lediglich: „Aus unserer Sicht gibt es nichts zu berichten.“ Die Fragen seien berechtigt, Antworten habe er nicht.
Auch Eyyüphan Duy hat keine weiteren Informationen, packt aber keinesfalls die Umzugskartons, sondern plant vielmehr seinen Cafébetrieb an der Karl-Denkhaus-Straße auch im kommenden Jahr. Prominente Gäste haben für den 2. Januar schon einen Tisch reserviert. Thomas Kufen, Martin Schlauch und Hicham el Founti wollen zum Frühstück kommen. „Alle anderen Interessierten sich ebenfalls willkommen“, so Duy. Ab 10 Uhr sei geöffnet.
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