Essen-Katernberg. Beim Essener Männertag wurden Gesundheitsthemen besprochen. Es ging auch darum, was Männer daran hindert, über Gefühle zu sprechen.
Der Erste Essener Männertag im Bürgerzentrum Kontakt, veranstaltet von der Gleichstellungsstelle der Stadt Essen, bot neben Workshops mit für so manchen Mann heiklen Themen auch intensive Diskussionen. Beispiele? Was hält „die Männer“ von Vorsorgeuntersuchungen fern, was lässt sie immer gleich durch die Decke gehen und was hindert sie daran, über Gefühle zu sprechen?
Diplom-Sozialarbeiter Marc Pomplun zum Beispiel packte dieses vielsagende Schweigen mithilfe des Männerthemas „Erste Liebe Fußball“ an. Lachyogi Willi Hagemann lud dazu ein, einfach mal zu lachen. Das lässt nämlich das Gehirn Endorphine ausschütten. Das bessert die Grundstimmung, reduziert Stress und stärkt das Immunsystem.
Veranstaltungsreihe wird fortgesetzt
Die Veranstaltungsreihe der Gleichstellungstelle „Mann, lass mal reden“ wird im kommenden Jahr fortgesetzt. Dort können Männer Themen besprechen, die sie bewegen. Am Montag, 22. Januar, wird Ladeninhaber Norman Bärenbrinker ab 19 Uhr an der Gemarkenstraße 102 in Holsterhausen von seiner Arbeit im „Kommabei“ berichten.
Weitere Termine sind am 18. März im Treffpunkt Süd an der Bäuminghausstraße mit Pfarrer im Ruhestand Achim Gerhard-Kemper und am 14. Mai mit RWE-Vereinsbarde Thomas „Sandy“ Sandgathe beim Awo-Fanprojekt „Melches Hütte“ an der Lehrstraße.
Dietmar Fleischer ist bei der Stadt für „Männerspezifische Belange“ zuständig und freute sich, dass die Veranstaltung so viel Resonanz fand: „Auch unser Stadtoberhaupt Thomas Kufen hat uns besucht.“ Der Oberbürgermeister wies darauf hin, dass die Stadt hier einen wichtigen Schritt in eine geschlechterübergreifende Gleichstellungsarbeit gegangen sei. Kufen appellierte an die Männer, mutig zu sein und auch ihre „weiche“ Seite zu zeigen. Zum Beispiel könne man sich verstärkt in der Care-Arbeit einbringen, etwa durch Kinderbetreuung und -erziehung oder die Pflege älterer Angehöriger.
Männertag in Essen: Stereotype überwinden
Psychologe und Autor Björn Süfke stellte mit seinem „Mannifest“ auf humorvolle Art eine Reihe von Thesen vor, die dazu beitragen könnten, den Frieden der Geschlechter herzustellen. Männer wie Frauen wollen doch einschränkende Stereotype überwinden, sie wünschen sich Begegnungen auf Augenhöhe. Doch wie kann dies gelingen? Was müssen „wir“ da ganz konkret verändern? Und mit „wir“ meinte Süfke eben nicht die anderen, die es sonst für uns richten: Politik, Wirtschaft, Medien oder wer auch immer.
Ebenfalls Thema beim Essener Männertag: Wechseljahre. Ja genau, Männer kommen auch in die Wechseljahre. Das Sexualhormon Testosteron nimmt über Jahre hinweg ab, was zum Beispiel die Lust auf Sex stark bremsen kann. Die Deutsche Gesellschaft für Mann und Gesundheit nahm in Katernberg eine Reihentestung des Testosteronspiegels vor. Der Anteil der Besucher, die sich testen ließen, war überdurchschnittlich hoch. Demnächst bekommen sie Post mit ihrem persönlichen Wert.
Urologe klärt bei Männertag über Früherkennung auf
Apropos Männergesundheit. Fast 40 Jahre, nachdem Grönemeyers „Männer“ die Charts stürmten, haben’s Männer immer noch schwer und nehmen′s doch leicht. Dabei sind die häufigsten Gesundheitsprobleme des Mannes wirklich nicht ohne: Übergewicht und Herzinfarkte, Prostata-Erkrankungen und Erektionsstörungen.
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Der Essener Urologe Dr. Tobias Jäger hatte eine leicht zu verstehende Botschaft mitgebracht: „Früherkennung rettet Leben, liebe Männer.“ Wo einige Männer beim Begriff „Harnstrahlmessung“ noch verlegen lachten, zuckten so ziemlich alle zusammen beim nichts der Fantasie überlassenden Film einer Prostata-Ausschälung. Vehement plädierte Jäger dafür, schon frühzeitig auf das „prostataspezifische Antigen“ (PSA) zu schauen. Mit einer Messung dieses Wertes könne die Gesundheit der Prostata exakter beurteilt werden. Die digital-rektale Untersuchung dagegen, der scherzhafte Name „Große Hafenrundfahrt“ soll ihr wohl das Unbehagliche nehmen, habe sich als nur wenig effektiv erwiesen.
Einer Neuauflage des Männertages dürfte nichts im Wege stehen. Organisator Dietmar Fleischer war jedenfalls rundum zufrieden mit dem neuen Format: „Der Zuspruch war super, rund 70 Männer waren zu Gast.“
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