Essen. Der 51. Weihnachtsmarkt in der Essener Innenstadt ist eröffnet. Schausteller und Budenbetreiber ringen um stabile Preise. So teuer ist es.
Alles wird teurer. Alles? Ein hölzernes Hüttendorf in der Essener Innenstadt trotz Inflation und Teuerungsraten… Nein, ganz so wie bei Asterix und Obelix im von Römern umzingelten gallischen Dorf liegen die Dinge auf dem Internationalen Weihnachtsmarkt dann doch nicht.
Auch der jährliche Budenzauber, der seit Freitag, 17. November, geöffnet hat, ringt mit allgemeinen Kostensteigerungen. Viele Traditionsbetriebe stemmen sich jedoch dagegen und halten die Preise stabil. Die Frage ist: Wie lange noch?
Weihnachtsmarkt Essen 2023: Becher Glühwein (0,2 Liter) kostet 3,50 Euro
Den Becher Glühwein (0,2 Liter) gibt es jedenfalls auch in diesem Jahr für 3,50 Euro, kann Albert Ritter, Vorsitzender des Schaustellerverbandes Essen/Ruhrgebiet, Präsident des Deutschen Schausteller-Bundes und in Sachen Getränkeverköstigung der Platzhirsch auf dem Essener Weihnachtsmarkt, vermelden.
„Normalerweise müssten die Preise um 10 bis 15 Prozent höher liegen“, berichtet Ritter. Aber das wollen viele Händler ihren Kunden nicht zumuten.
An der Qualität wird bei „Reibekuchen Adams“ nicht gespart, verspricht die Inhaberin
Auch für „Adams Reibekuchen“ müssen Besucher nicht mehr bezahlen als im vergangenen Jahr. Drei Reibekuchen kosten 4,50 Euro, mit Apfelmus macht es fünf Euro. „Wir versuchen, die Preise so lange zu halten, wie es geht“, sagt Monika Barkhofen, die Chefin hinter der Theke. Viele ihrer Gäste seien Stammkunden.
An der Sparschraube wird an anderen Stellen gedreht. „Statt drei oder vier Servietten gibt es erstmal nur eine“, berichtet Barkhofen. Das komplette Licht werde erst am Nachmittag eingeschaltet. „Nur an der Qualität sparen wir nicht.“
In der „Gourmet-Hütte“ auf dem Weihnachtsmarkt kochte schon die Urgroßmutter
In der „Gourmet-Hütte“ gibt’s die Bratwurst für vier Euro, die Krakauer vom Grill kostet 50 Cent mehr. Es gibt Händler auf dem Weihnachtsmarkt, die verlangen für die Wurst in diesem Jahr fünf Euro. So viel will Inhaber Keanu Vogel seinen Kunden nicht abnehmen. „Die Leute sollen ja wieder wiederkommen.“ Schon seine Ur-Großmutter sowie Großmutter waren auf dem Weihnachtsmarkt vertreten. Der Grünkohl mit Speck und Schweineschmalz für acht Euro ist von jeher hausgemacht. Das zahlt sich aus, ist sich Keanu Vogel sicher. Und dennoch: „Im nächsten Jahr wird es wohl auch bei uns ein bisschen teurer.“
Die Welt dreht sich eben immer weiter. So wie auf dem Kennedyplatz das historische Karussell von Jaqueline Benna. Von Beginn an gehört es zum Essener Weihnachtsmarkt. Drei Euro kostet ein Chip für eine Fahrt. So lange es geht, soll es dabei bleiben, sagt sie. Wer mehr Fahrten kauft, bekommt Rabatt. 30 Euro kostet ein Geschenktütchen mit 25 Chips – Drehwurm inklusive.
Wo es auf dem Essener Weihnachtsmarkt in der sechsten Generation Süßes gibt
Das Lebkuchenherz mit dem Spruch „Ich liebe Dich“ kostet am Stand von Claudia Fackler 18 Euro. Aber für die Liebste oder den Liebsten ist einem doch nichts zu teuer. Für die zuckersüßen Herzchen müssen Kunden in diesem Jahr etwas tiefer in die Tasche greifen. Das 100-Gramm-Tütchen mit gebrannten Mandeln ist dagegen wie im vergangenen Jahr für vier Euro zu haben. „Ich habe viele Preise beibehalten“, berichtet Inhaberin Claudia Fackler. Auch wenn sich der Zuckerpreis mehr als verdoppelt hat.
Die „Internationale Confiserie“ steht in der sechsten Generation auf dem Weihnachtsmarkt in der Innenstadt. Claudia Facklers Urgroßeltern betrieben einst eine Honigkuchenfabrik in Rüttenscheid. Bis zum Jahr 1868 reicht die Firmengeschichte zurück. Claudia Fackler setzt auf ihre vielen treuen Kunden. „Vielleicht kaufen sie ja ein bisschen mehr.“
Er ist der letzte seiner Zunft auf dem Essener Weihnachtsmarkt
Michael Glosorsek verkauft Maronen. Eine Tüte mit neun Maronen gibt’s für vier Euro. Das sind 0,50 Cent mehr als im Vorjahr. Seine Ware bezieht er aus Italien. Leider seien die Einkaufspreise gestiegen. „Es ist die Inflation.“ Deshalb habe er den Preis nicht halten können, bedauert Glosorsek. Wer auf geröstete Edelkastanien nicht verzichten will, kommt an seiner Bude aber nicht vorbei. Es ist der letzte verbliebene Maronen-Stand auf dem Essener Weihnachtsmarkt und dort seit 1976 vertreten.
Die bei vielen Besuchern seit Jahrzehnten beliebte „Peru-Kartoffel“ hat indes eine Schallmauer erreicht; zehn Euro kostet die wahlweise mit Rinderhack oder Schinken-Käse-Mais gefüllte Spezialität. Riccarda Morbe lässt sich ihre „Peru-Kartoffel“ trotzdem schmecken. So wie jedes Jahr, und das seit einem geschätzten Vierteljahrhundert, sagt die 30-Jährige aus Kupferdreh. Gibt es für sie beim Preis eine Obergrenze? Riccarda Morbe zögert kurz. „Einmal im Jahr ist keinmal“, sagt sie dann und beißt herzhaft zu.
Poffertjes lieben sie auf dem Essener Weihnachtsmarkt seit der ersten Stunde
Für viele Besucher des Essener Weihnachtsmarktes sind auch Poffertjes bei Daniela und Vanessa Broel ein Muss. Kind gab’s die Pfannküchlein nur mit Butter und Puderzucker. Als Erwachsener darf es auch ein Schuss Orangenlikör sein. So machen es viele, die den Stand aus Kindertagen kennen, erzählen es die Broels, die den Stand 2018 übernommen. Ihre Poffertjes gab es schon auf dem allerersten Essener Weihnachtsmarkt. Vier Euro kostet eine Portion mit Puderzucker, so viel wie im vergangenen Jahr. „Damit die Leute auch ein zweites Mal kommen.“
Der 51. internationale Weihnachtsmarkt ist eröffnet
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