Essen. Am 22. November 2023 jährt sich der Tod von John F. Kennedy zum 60. Mal. Keinen Monat nach dem Attentat wurde ein Platz in Essen umbenannt.

Das Attentat auf den damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy jährt sich am 22. November 2023 zum 60. Mal – in vielen Städten Deutschlands beschloss man sehr kurzfristig nach dem schockierenden Tod des populären Präsidenten, den Mann in Ehren zu halten mit der entsprechenden Umbenennung eines Platzes oder einer Straße.

Auch interessant

So wurde in Essen schon am 17. Dezember 1963, also keine vier Wochen nach dem Attentat auf Kennedy, der bisherige Gildenplatz in Kennedyplatz umbenannt. Der Platz bot sich vor allem deshalb an, weil er schon damals Standort war des so genannten „Amerikahauses“, das heute als „Europahaus“ bekannt ist und das populäre Stratmanns-Theater beherbergt.

1952 hatten die Amerikaner das „Amerika-Haus“ zwischen Trümmer gebaut

Es hieß erst „Amerikahaus“, weil es die Amerikaner 1952 als zentralen Informations-Stützpunkt im Ruhrgebiet errichtet hatten. Die „Amerika-Häuser“ in Deutschland sollten aber auch Schaufenster sein für den amerikanischen „Way Of Life“, ein Kulturort sein in zerbombten Landschaften – entsprechend beherbergte das „Amerika-Haus“ auf dem Kennedyplatz auch eine Bibliothek, es gab Vorträge und Ausstellungen. Das Konzept funktionierte, die Essener kamen in Scharen – bis Anfang der Sechziger Jahre, da nahm der Besucherstrom ab, und das „Amerikahaus“, das von vielen mittlerweile auch „Kennedy-Haus“ genannt wurde, stellte 1964 seinen Betrieb ein.

Als das berühmte „Alte Rathaus“ gegenüber abgerissen war, zogen der Oberbürgermeister und der Stadtdirektor mit ihren Mitarbeitern in das Backsteingebäude. Das blieb so bis 1979, als das jetzige Rathaus fertig gebaut war. Prompt gab es Abriss-Pläne für das ehemalige „Amerika-Haus“ – doch es wurde 1991 unter Denkmalschutz gestellt und heißt seit 1994 „Europa-Haus“ - in jenem Jahr war Essen Schauplatz eines EU-Gipfeltreffens.

Der Kennedyplatz spielt bei Veranstaltungen eine tragende Rolle

Der Kennedyplatz spielt heute bei Veranstaltungen in der Essener Innenstadt eine zentrale Rolle – nicht viele Städte haben einen so großen, fast unbebauten Platz in ihrer Mitte. Deshab konnte in diesem Sommer erstmals die Kleinfeld-Fußball-WM in Essen stattfinden („Socca“); die Organisatoren hatten extra ein provisorisches Stadion dafür errichtet. Erstmals gab es im Herbst außerdem eine Open-Air-Disco auf dem Kennedyplatz, und der Essener Weihnachtsmarkt, dessen Herz auf dem Kennedyplatz schlägt, verdankt seine Popularität zu großen Teilen der Geräumigkeit des Kennedyplatzes. 1988 erhielt der Platz seine Tiefgarage und ein Jahr später wurde er so umgestaltet, wie er jetzt noch ist – ganz ohne Autos.

Wenn der Weihnachtsmarkt am 23. Dezember seinen letzten Betriebstag hat und die Buden anschließend abgebaut werden, geht es auf dem Kennedyplatz übrigens direkt weiter: Dann kommt der „Essener Wintertraum“, die Nachfolge-Veranstaltung von „Essen On Ice“ – von Januar bis März 2024 kann man auf dem Kennedyplatz dann Schlittschuhlaufen.

Der Autor studiert den Master-Studiengang „Geschichtspraxis Interkulturell“ an der Uni Duisburg-Essen. Die Studierenden können im Rahmen eines Praxis-Moduls journalistische Themen aufbereiten und verfassen.