Essen. Die Stadt Essen will die Kita- und OGS-Beiträge für November und Dezember aussetzen. Davon sollen aber nur bestimmte Familien profitieren.

Für einkommensschwache Familien mit kleinen Kindern könnte es ein überraschendes Weihnachtsgeschenk geben: Die Stadt Essen denkt aktuell darüber nach, ihnen für November und Dezember die Kita-Gebühren bzw. die Elternbeiträge für den Offenen Ganztag und die Kindertagespflege zu erlassen. Die Entlastung soll Haushalten zugute kommen, die nicht mehr als 37.000 Euro brutto im Jahr verdienen. Mehr Details sind im Moment noch nicht bekannt. „Das ist noch in Planung“, sagte eine Stadtsprecherin auf Anfrage lediglich.

Wie hoch die Entlastung für die Familien jeweils ausfallen würde, hängt vom Alter des Kindes und der Betreuungszeit ab. Beispielsweise zahlen Eltern, die zwischen 25.000 und 37.000 Euro im Jahr verdienen, für ein unter zweijähriges Kind in der Kita 159 Euro im Monat (Betreuung bis 45 Stunden). Der Offene Ganztag schlägt für Eltern dieser Einkommensklasse mit 50 Euro pro Monat für das erste Kind und mit 18,75 Euro für das zweite Kind zu Buche. Seit dem 1. August 2020 sind die letzten beiden Kita-Jahre vor der Einschulung allerdings beitragsfrei. Wie viele Familien am Ende von den Plänen der Stadt profitieren würden, ist unklar.

Arme Familien in Essen sparen Kita-Beiträge: Wohlfahrtsverbände begrüßen Plan

Philipp Hennen, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Wohlfahrt in Essen, begrüßt die aktuellen Überlegungen. „Das käme den Familien mit wenig Einkommen unmittelbar zu gute.“ Denn für eine solche Unterstützung müssten Bedürftige nicht extra Anträge stellen, was meist eine Hürde sei.

Die Nachbarstadt Gelsenkirchen geht einen ähnlichen Weg, sie entlastet die Familien sogar von Oktober bis Dezember für insgesamt drei Monate. Wie in Gelsenkirchen kommt das Geld auch in Essen aus dem „Stärkungspakt gegen Armut“, den das Land NRW in diesem Jahr aufgelegt hat. Essen hat daraus 7,8 Millionen Euro bekommen. Damit will das Land die Folgen gestiegener Energiepreise und der hohen Inflation abfedern, die die unteren Einkommensschichten besonders hart treffen.

Seit Juli dieses Jahres fördert die Stadt Essen mit dem Geld deshalb bereits den Austausch stromfressender Elektrogeräte. Bedürftige Haushalte bekommen beim Kauf etwa einer neuen Waschmaschine, eines Kühlschrankes, einer Spülmaschine oder Trockners bis zu 800 Euro von der Stadt. Außerdem springt die Stadt bei hohen Stromnachzahlungen ein, wenn den Haushalten ansonsten Stromsperren drohen. Seit September gibt es außerdem Einkaufsgutscheine für Lebens- und Hygienemittel. Diese erhalten Bedürftige bei Anlaufstellen der großen Wohlfahrtsverbände, die die Stadt bei der Verteilung der Mittel unterstützen. Dort können auch die Zuschüsse für die Elektrogeräte beantragt werden.

Geld aus dem Stärkungspakt Armut muss bis Jahresende ausgegeben sein

Bis Ende August hatte die Stadt 550 Anträge für Elektrogeräte und rund 100 Anträge auf Übernahme der Stromnachzahlungen auf dem Tisch. Zudem hatten soziale Träger Corona-Zusatzkosten über den Stärkungspakt angemeldet. Alles in allem waren von den 7,8 Millionen Euro zu diesem Zeitpunkt 5,54 Millionen Euro ausgegeben; fast 2,3 Millionen Euro allerdings noch im Topf.

„Es wäre ein Armutszeugnis, wenn es nicht gelänge, bis zum Jahresende das Geld vollständig zu verteilen“, sagte Philipp Hennen. Die Wohlfahrtsverbände würden daher alles dafür tun, dass das Geld noch bei den Bedürftigen ankomme. Auch die Stadtverwaltung ist optimistisch, dass sie keine Mittel an das Land zurücküberweisen muss. Die Übernahme der Kita-Gebühren dürfte daher einen Gutteil der Förderung noch ausschöpfen helfen.

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