Essen-Dellwig. Vor fast 200 Jahren wurde die heutige Kneipe „Zur Krone“ in Essen-Dellwig erstmals erwähnt. Warum die Türen bald schließen werden.

Die Traditionsgaststätte „Zur Krone“ gibt es wahrscheinlich schon seit 1820. Etwas mehr als 200 Jahre später wird die Dorfkneipe wohl für immer schließen. Die derzeitigen Gastwirte steigen aus. Die Inflation mit erheblichen Preissteigerungen und die Wiedererhöhung der Mehrwertsteuer sind die Hauptgründe.

Die Gaststätte „Zur Krone“ in Essen-Dellwig werden die Geschwister Jährling Ende Februar 2024 schließen.
Die Gaststätte „Zur Krone“ in Essen-Dellwig werden die Geschwister Jährling Ende Februar 2024 schließen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Mit einem weinenden Auge schaut Gastwirt Daniel Jährling auf die leeren Tische und Stühle im Gastraum. „Ab März nächsten Jahres wird es wohl länger hier so menschenleer sein“, sagt er mit belegter Stimme, „Ende Februar ist definitiv Schluss. Wir ziehen rechtzeitig die Reißleine.“ Das hat das Krone-Team auch auf Facebook und per Aushang bekannt gemacht. Mit der Schließung könnte die lange Geschichte des Gasthauses auch für immer enden. Offen ist, ob sich neue Pächter finden werden.

„Zur Krone“ ist eine Art Dorfkneipe für den Essener Stadtteil Dellwig

Dabei hatte die Selbstständigkeit in der Gastronomie für das Geschwisterpaar Julia (31) und Daniel (36) Jährling so gut angefangen. Am 13. September 2018 eröffneten die beiden das Gasthaus „Zur Krone“, nachdem sie es von der Vorpächterin übernommen hatten. Daniel Jährling ist gelernter Koch und kümmert sich um die Speisekarte. Julia Jährling, eigentlich gelernte Erzieherin, übernahm die Gästebetreuung. „Es ist uns recht schnell gelungen, die Stammgäste der früheren Jahre an unsere Wohnzimmeratmosphäre zu gewöhnen, ihnen ein Daheim-Gefühl zu vermitteln“, blickt Julia Jährling auf die ersten Monate zurück. Die Gäste hätten schnell gemerkt, dass man ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Problemchen hatte.

„Zur Krone“ ist eine Dorfkneipe im besten Sinne. Da wird am Tresen über das letzte RWE-Spiel diskutiert und nebenan knallt der Würfelbecher auf die Theke. Die Gäste schätzten laut Betreiber auch die liebevoll angerichteten Speisen zu bezahlbaren Preisen. Die aus Vogelheim stammenden Geschwister wissen genau, was sie dem Geldbeutel ihrer Gäste zumuten können: „Was den Geldbeutel betrifft gibt es für die Menschen klare Grenzen, die wir im kommenden Jahr überschreiten müssten.“

Pächter schließen die Kneipe auch aufgrund der Inflation

Bis zum Schlussstrich ist die Gaststätte „Zur Krone“ auch Anlaufpunkt für etliche Dellwiger Sportvereine, für einen Heavy Metal-Club und für die Karnevalisten, die dort ebenfalls ein Zuhause gefunden haben. Sie werden nach ihrer Veranstaltung im Februar wohl die Zapfhähne hochdrehen. Knapp eineinhalb Jahre lief alles nach Daniel Jährlings Plan, ehe die Corona-Pandemie kam. „Das war ein harter Schlag. Wir mussten die Gäste ja geradezu rausschmeißen, nachdem die sofortige Schließung der Gaststätten angeordnet wurde“, erinnert sich der Gastwirt.

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Kaum war der Corona-Schreck verflogen, kam die nächste Herausforderung auf die Jährlings zu. Eine Inflation in nie geahntem Ausmaß habe die Preise explodieren lassen: „Wir haben in den fünf Jahren die Preise zum Teil um 70 Prozent anheben müssen“, sagt Daniel Jährling und schaut auf die Rechnungen seiner Einkäufe. Und es sei keine Besserung oder ein Absinken der Preise in Sicht. Im Gegenteil: Im Januar soll die Mehrwertsteuer in der Gastronomie wieder auf 19 Prozent steigen. Das sei nicht mehr für den Gast darstellbar. „Weil wir weitere Preiserhöhungen unseren Gästen nicht mehr zumuten können, haben wir uns entschlossen, Ende Februar zu schließen“, erklärt Jährling.

In seiner Nachricht an die Gäste schreibt der Küchenchef: „Wir sind dankbar, so einzigartige, verrückte und liebenswerte Menschen kennengelernt zu haben. Wir können uns nur bei all unseren Gästen herzlich bedanken.“ Die Unterschrift sagt einiges: „Euer Zur Krone-Team (Euer Wohnzimmer)“.

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