Essen. Essenerin Gerda (29) hat bei „The Voice Rap“ mitgemacht. Wie sie in der TV-Show Rap-Legende Kool Savas überzeugte.
Gerda Kapenda ist eine selbstbewusste Frau. Die 29-Jährige, Künstlername: „Call me G“, legt Wert darauf: Ihr ist im Leben nichts geschenkt worden. „Ich musste vieles allein schaffen“, sagt sie. Oft habe man ihr nicht zugehört – weil sie die Sprache noch nicht konnte, weil man ihr nicht zuhören wollte. Nun haben die Stimme der Essenerin Hunderttausende gehört. In der Prosieben-Castingshow „The Voice of Rap“ überzeugte sie die Coaches – und ging ins Team von Rap-Urgestein Kool Savas.
„The Voice of Rap“ ist ein Ableger der Show „The Voice of Germany“. Die Rapper Kool Savas und Dardan stellen sich in den sogenannten „Blind Auditions“ ein Team aus neuen Rap-Talenten zusammen. Sie sitzen mit dem Rücken zu den Bewerberinnen und Bewerbern und entscheiden nur anhand der musikalischen Performance, wen sie in ihrem Team haben wollen. Drücken sie auf einen Buzzer und entscheiden sich damit für ein Talent, dreht sich ihr Stuhl um und sie können den Auftritt sehen. Wollen beide Coaches einen Nachwuchs-Rapper für sich gewinnen, entscheidet der, in welches Team er möchte.
Essener Rapperin schreibt seit der Corona-Pandemie eigene Texte
„Als ich gesehen habe, dass es jetzt ‘The Voice of Rap’ gibt, wusste ich: Ich muss dahin“, sagt Kapenda lachend. Geboren im Kongo, wuchs die junge Künstlerin in Sambia, Frankreich und Deutschland auf. Lange lebte sie in Paris. Nach Essen zog sie vor einigen Jahren, um an der Uni Duisburg-Essen Englisch und Französisch auf Lehramt zu studieren. Inzwischen steht sie kurz vor dem Bachelorabschluss. Die Liebe zur Musik verschiedener Genres begleitet sie schon lange: Klassik, Pop, Afro-Beats, Hip-Hop. Vor etwa drei Jahren, während der Corona-Pandemie, begann sie, ihre eigenen Songs zu schreiben.
„Ich habe zu dieser Zeit häufig Cover gesungen, eine Freundin sagte dann irgendwann: ‘Du musst eigene Texte schreiben’“, erinnert sie sich. Ihren ersten Text habe sie auf den Track eines französischen Rappers geschrieben – der ihr prompt auf Social Media eine „Gefällt mir“-Angabe schenkte. Mit ihren eigenen Songs hat sie nun schon einige Auftritte bestritten.
„The Voice of Rap“: Essenerin singt französischen Song
Ausstrahlung bei Prosieben und Joyn
„The Voice of Rap“ läuft immer donnerstags um 22.50 Uhr bei Prosieben. Vorab kann man die Folgen beim Streamingdienst Joyn schauen.
Auf die „Blind Auditions“ folgen die Workshops, bei denen sich die Talente erneut beweisen müssen. Der Gewinner von „The Voice Rap“ qualifiziert sich direkt für das Halbfinale von „The Voice of Germany“.
Neben Gerda Kapenda schaffte es eine weitere Essenerin in die nächste Runde: die 18-jährige Takicha Keto.
Ihre Texte nennt Kapenda „Victory“-Texte, auf Deutsch: „Siegestexte“. Sie rappt über die Erfolge in ihrem Leben. Wie sie das Mobbing in ihrer Jugend überstanden hat. Wie sie sich behauptet hat, als man ihr als Frau nichts zutraute. „Egal, was man mir angetan hat, ich bin immer wieder aufgestanden“, sagt Kapenda. Alle Texte beruhten auf wahren Begebenheiten, die sie in lyrische Zeilen verwebe. Sie rappt auf Deutsch, Englisch und Französisch.
Auf den Auftritt bei „The Voice of Rap“ habe sie sich minutiös vorbereitet: „Ich habe sieben Tage die Woche in jeder freien Sekunde geübt.“ In der Show ging sie mit dem Song „Trap Mama“ der französischen Rapperin Le Juiice auf die Bühne. „Bis ich am Mikro stand, war ich sehr konzentriert und habe alles ausgeblendet“, erinnert sie sich. Sie habe sich selbst verboten, darüber nachzudenken, ob sich einer der Coaches umdrehen würde oder nicht: „Es ging mir in dem Moment nur darum, mich und meine Kunst zu zeigen.“
Kool Savas und Dardan wollen Essener Rapperin beide in ihrem Team
Und das kam an. Beide Rapper wollten Kapenda in ihrem Team haben. „Du hattest deine Stimme so gut unter Kontrolle. Du hast das alles so gechillt durchgezogen. Man hat alles verstanden, auch wenn ich die Sprache nicht verstehe“, lobte Kool Savas – und zog dann alle Register, indem er in Aussicht stellte, sie mit der bekannten deutschen Rapperin Badmómzjay zusammenzubringen. „Ich wusste bis zur letzten Sekunde nicht, für wen ich mich entscheide“, erzählt Kapenda. Doch das Angebot sei dann das Zünglein an der Wage gewesen. „Ich feiere Badmómzjay total, weil sie auch auf Deutsch und Englisch rappt.“
Privat setzt sich Kapenda gegen Rassismus ein. Zusammen mit Freunden organisierte sie eine Demo in Düsseldorf für den in den USA von einem Polizisten getöteten George Floyd. „Als schwarze Person erlebt man immer Rassismus, wenn man nicht in seinem Ursprungsland aufwächst“, betont sie. Die ersten negativen Erfahrungen habe sie mit sieben Jahren in einer Pariser Grundschule gemacht, als andere Kinder dort ungefragt ihre Haare anfassten. In Deutschland sei sie mehrfach von Fremden auf der Straße beschimpft, einmal sogar mit einem Messer bedroht worden. Das halte sie aber nicht davon ab, weiter ihre Stimme zu erheben: „Es gibt keinen Grund, Menschen wegen ihrer Hautfarbe zu beleidigen.“
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