Essen. An vielen Schulen fällt Sport- oder Schwimmunterricht aus, weil die Busse gar nicht oder zu spät kommen. Immer betrifft es dieselbe Firma.
An vielen Schulen ist in den vergangenen Wochen Schwimm- und Sportunterricht ausgefallen, weil die Kinder und Jugendlichen nicht rechtzeitig oder gar nicht zu den Sportstätten gefahren wurden. Die Busse seien zu spät erschienen oder fielen komplett aus, berichten Eltern und Schulen.
Diese Missstände betreffen viele Schulen in mehreren Stadtteilen im Stadtgebiet. Immer steht das Essener Bus-Unternehmen Mesenhohl in der Kritik – und das nicht zum ersten Mal. Während die erste Nachbarstadt mittlerweile die Verträge mit Mesenhohl fristlos gekündigt hat, führt die Essener Schulverwaltung derzeit weiter „intensive Gespräche“.
Eltern schrieben einen Offenen Brief – Nachbarstadt reagiert
„Mesenhohl steht jedes Jahr als Top-Thema auf der Tagesordnung der Schulkonferenz“, berichtet Andreas Walter, der Sprecher der Schulpflegschaft der Albert-Liebmann-Schule (500 Kinder), einer Förderschule mit dem Schwerpunkt Sprache. Die Schule liegt in Borbeck-Mitte und hat auch viele Schüler aus Oberhausen, weil die Stadt Oberhausen eine solche Förderschule nicht betreibt.
Förderschüler werden in der Regel mit Kleinbussen zur Schule gebracht und wieder abgeholt, weil sie sich nicht selbstständig im Öffentlichen Nahverkehr bewegen können. Weil Fahrten wiederholt ausfallen und kurzfristig Taxis einspringen müssen, hat die Elternpflegschaft in einem Offenen Brief ihren Unmut artikuliert. Jetzt hat die Stadt Oberhausen für die Kinder aus ihrer Stadt die Reißleine gezogen: „Der Stadt Oberhausen, lagen eine Vielzahl von berechtigten Beschwerden der Elternschaft und Schulleitung vor. Dem bisherigen Beförderer war es nach mehrfachen Gesprächen und Aufforderungen nicht möglich, entsprechende Abhilfe zu schaffen. Deshalb hat die Stadt Oberhausen den Vertrag mit dem bisherigen Beförderer fristlos gekündigt“, bestätigt ein Sprecher der Stadt Oberhausen unserer Redaktion. „Zur Sicherstellung des reibungslosen schultäglichen Schülerspezialverkehrs bis zum Ende des Schuljahres 2023/24 wurden zwei Oberhausener Unternehmen interimsweise damit beauftragt.“
Stadt Essen und Ruhrbahn „weiter in Gesprächen“
Und die Stadt Essen? Sieht sich ebenfalls wiederholten Beschwerden ausgesetzt – zum Beispiel am Gymnasium Borbeck, wo Schüler zur Turnhalle gefahren werden müssen, habe es wiederholt komplette Ausfälle gegeben – und das nicht erst seit gestern, heißt es. Massive Beschwerden gab es auch von Grundschulen in Altenessen.
Die Firma Mesenhohl fährt im Auftrag der Ruhrbahn. „Wir befinden uns im Dialog mit der Firma Mesenhohl, um die Missstände zu lokalisieren und Lösungen zu finden. Aktuell ist das Angebot für die Schulfahrten unzureichend und für die Schulen nicht tragbar“, sagt Sylvia Neumann, Sprecherin der Ruhrbahn.
Das sind deutliche Worte – doch die Stadt Essen setzt offenkundig weiter auf Gespräche und will Mesenhohl nicht ganz fallenlassen: „In der Vergangenheit sowie aktuell wurden und werden intensive Gespräche zwischen der Stadt Essen, der Ruhrbahn mit der Firma Mesenhohl geführt“, sagt Silke Lenz, Sprecherin der Stadt Essen. „Seitens der Stadt werden in Zusammenarbeit mit der Ruhrbahn laufend Maßnahmen ermittelt, um Abhilfe zu schaffen und die sichere Beförderung aller Schulkinder kurz- und langfristig herzustellen. Mittlerweile ist es trotz erheblicher Engpässe bei den Unternehmen zur Schülerbeförderung gelungen, einige Aufträge an andere Busunternehmen zu vergeben.“
Können Schüler die regulären Busse benutzen, um zum Schwimmen zu kommen?
Für alle Schulen sei dies nicht ohne weiteres möglich, weil es keine entsprechenden Kapazitäten auf dem Markt gebe. Man prüfe derzeit für einzelne Schulen, ob die Kinder und Jugendlichen mit den normalen Bussen und Bahnen zum Sport oder zum Schwimmen fahren könnten.
Die Firma Mesenhohl kündigt unterdessen an, ganz konkret an der Albert-Liebmann-Schule die Essener Schülerinnen und Schüler künftig zuverlässiger befördern zu können: „Wir haben jetzt neues Personal bekommen“, berichtet Firmensprecher Alex Winter. Grundsätzlich leide Mesenhohl wie andere Verkehrsunternehmen an grundsätzlichem Personalmangel: „Wenn sich morgens zwei Stunden vor Dienstbeginn zehn Fahrer krankmelden, dann können Sie das nicht mehr ausgleichen.“ Winter versichert, dass man mittlerweile auch Bürokräfte zum Fahrdienst abgeordnet habe; „bei uns fährt alles, was einen entsprechenden Führerschein hat. Mehr als machen können wir nicht.“
Ob das Problem damit langfristig und flächendeckend gelöst oder zumindest gelindert ist, bleibt abzuwarten.
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