Essen. Essen hat als Fotostadt viel zu bieten. Trotzdem wird das Deutsche Fotoinstitut in Düsseldorf angesiedelt. Über das Scheitern und seine Gründe.

Als Fotostadt hat Essen viel zu bieten – eine mehr als hundertjährige Fototradition, eine Universität mit einzigartigen Ausbildungsgängen zu Praxis und Theorie der Fotografie und gleich mehrere Fotosammlungen von internationalem Renommee. Essen hat sogar ein Baugrundstück, auf dem in den kommenden Jahrzehnten das Bildergedächtnis der Republik seine Heimat hätte finden können: das Bundesinstitut für Fotografie. Entstehen wird dieses Institut nun aber in Düsseldorf. Die Politik hat so entschieden und dürfte damit einmal mehr die alte Denke bedienen, dass Sach- und Fachfragen bei großen Entscheidungen nicht immer immer ausschlaggebend sind.

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Über politischen Klüngel wie das geschickte Auf-den-Wegbringen von Großprojekten wie dem Fotoinstitut zu klagen, dessen Ansiedlung in Düsseldorf ja schon in der Amtszeit von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet eingefädelt wurde, ist das eine. Zur Wahrheit gehört aber auch: Das Trommeln in eigener Sache war aus Düsseldorf lange Zeit deutlich lauter zu vernehmen als aus Essen. Man hat, nicht zu Unrecht, auf die unbestreitbare Expertise gesetzt. Aber man hat die hohe Kunst der Strippenziehens unterschätzt. Während sich in Essen große Stiftungen zusammenschlossen, um das ehrgeizige Projekt mit Verve und Geld zu unterstützten, schafften emsige Düsseldorfer Bundestagsabgeordnete in nächtlichen Berliner Haushaltsbereinigungsausschüssen schon mal notwendige Mehrheiten und Fakten. Am Ende gab man sich dem nach Meinung von Fachleuten juristisch durchaus anfechtbaren Beschluss nicht nur seitens der Bundespolitik geschlagen.

Es bleibt noch eine vage Hoffnung

Auch die Essener Kulturpolitik samt ihres Dezernenten hat die Entwicklung in Sachen Fotoinstitut lange Zeit eher verhalten beobachtet. Und der Versuch, als einstiger Fackelträger der Kulturhauptstadt.2010 noch einmal eine breite Bewegung hinter sich zu versammeln im Bestreben, eines der wenigen Bundesinstitute mit internationaler Ausstrahlung ins Ruhrgebiet zu holen, wurde erst gar nicht richtig angegangen.

So bleibt am Ende nicht mehr als die vage Hoffnung, aufgrund der geballten Kompetenz beim Deutschen Fotoinstitut irgendwann vielleicht doch noch ein Wörtchen mitreden zu können. Das Renommee geht allerdings nach Düsseldorf, die millionenschweren Investitionen auch. Dort wird man nun beobachten können, wie viel die Fotografie Bund, Land und Stadt in den kommenden Jahren nun wirklich wert ist. Allein die in einer früheren Machbarkeitsstudie genannte Bausummen dürften längst Makulatur sein. In Essen wird man die Förderung der Fotografie nun hoffentlich auf anderem Wege vorantreiben. Die Chance, ein Institut von dieser überragenden nationalen Bedeutung in die Stadt zu holen, dürfte es aber auf sehr lange Zeit nicht mehr gegeben