90 Jahre Baldeneysee: Am Abend wurde es richtig voll
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Essen. Leichter Regen verdirbt den Gästen auf dem Baldeneyseefest in Essen nicht die Laune. Je später der Tag, desto voller Wasser und die Uferwege.
Das Baldeneyseefest beginnt mit Gemecker. Es schimpft: Gustav Krupp (1870 - 1950), jetzt und hier dargestellt von Schauspieler Thomas Büchel. Es ist Mittagsstunde, es hat gerade leicht geregnet, und Büchel, der weißes Hemd und schwarzen Frack trägt, zetert herum: „Dieser Baulärm! Nichts als Baulärm!“ Gustav Krupp lebte auf der Villa Hügel, als ab 1932 der Baldeneysee gebaut wurde, „hätte ich gewusst, dass das so ein Lärm ist, hätte ich nie meine Ländereien dafür hergegeben!“
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Büchel ist umringt von Ausflüglern und Besuchern des Seefestes, Schauplatz ist das Wehr bei Werden, und er erntet am Ende seines minutenlangen Monologes kräftigen Applaus. Da ist das Seefest schon ganz gut im Gange. obwohl vom Himmel wiederholt vereinzelte Tropfen fallen. Viele suchen Unterschlupf in festen Bauten, da kommt die Dauerausstellung über Fische in der Ruhr, die der Ruhrverband auf dem Wehr installiert hat, gerade recht.
Schauplatzwechsel: Südtiroler Stuben, Nordufer, kein Platz unter freiem Himmel ist frei an den Tischen. Sie haben anlässlich des Seefestes sogar extra Tische auf einen Steg gestellt, der vor den Südtiroler Stuben liegt, dort lässt sich eine Fünf-Mann-Truppe aus Neuss das erste Bier schmecken. „Wir sind auf Radtour von Hattingen bis Mülheim und wussten gar nichts von dem Fest, aber es ist schön“, sagen die Männer. Dann macht es Krach und Pling, am „Südtiroler Stuben“ gibt es „Hau den Lukas“. Kinder vergnügen sich an einer lebensgroßen Kuh aus Plastik, an den Eutern Gummizitzen: Wettmelken!
Auch das nostalgische Kettenkarussell wird gerne angenommen. An den Südtiroler Stuben treffen sich alle Generationen. Die 34-jährige Alisa Schmidt erzählt: „Der See erinnert mich an meine Kindheit.“ Mit ihrer Oma sei sie immer mit der Weißen Flotte gefahren. Jetzt ist sie selbst mit ihrem Töchterchen dabei.
Etwa ein halbes Dutzend Hüpfburgen sind aufgebaut rund um den See, die Zahl der Kuchen-, Würstchen-, Bier- und Waffelstände kaum zählbar. Letztendlich wird sich aber auf das Wesentliche beschränkt: Stauder und Bratwurst. Modische Foodtrucks, Frappuccino und vegane Tapas gibt es an diesem Samstag nicht, dafür dichtes Gedränge schon am Mittag am Regattaturm: Die Initiative „Be Strong for Kids“ hat einen Bewegungsparcours und Spiele aufgebaut, die Stimmung ist gut.
Als es am Nachmittag anfängt zu regnen, wird es schnell merklich leerer, der Hüpfburg geht die Luft aus, das Spiel an der mobilen Skatebahn wird unterbrochen. Wie sich zeigt, ist das aber nur die Ruhe vor dem Sturm.
Als der Regen am Nachmittag nachlässt, füllt sich das See-Umfeld zunehmend. Der Höhepunkt sollte mit dem Feuerwerk schließlich noch kommen. Die Ruderclubs am See, weiter Richtung Heisingen, und viele der Wassersport-Gemeinsschaften lassen die Bässe wummern und laden zum Schnnupper-Rudern, so wie alle Clubs an diesem Tag sozusagen einen „Tag der offenen Tür“ veranstalten mit Ausprobier-Angeboten diverser Art.
Auf dem Wasser: viele weiße Dreiecke; die Segler zeigen, was sie können, große Mannschaften auf noch größeren Stand-Up-Paddelboards werden gesichtet. Die Fahrten mit der Weißen Flotte sind äußerst beliebt, die Schlangen an den Anlegern lang.
Tagsüber noch ruhig, wird es auch am Hardenbergufer abends richtig trubelig. Nikos Kyriazopoulos, Betreiber eines Biergartens in Kupferdreh, hatte vor dem Fest geklagt: „Hat man uns vergessen?“ Er fand, die Angebote am Hardenbergufer waren überschaubar. Vergessen wurde er aber nicht. Einen freien Platz in seinem Biergarten zu bekommen ist am Samstag so gut wie unmöglich, die Musik laut, die Getränke kalt, die Stimmung gut.
Auch zwei sonnengelbe Bier-Bikes sind unterwegs, vielleicht Junggesellenabschiede oder private Feiern auf Rädern. „Ey, was ist denn hier los“, raunen sich vier Jugendliche auf der Brücke zu, die Kupferdreh mit Heisingen verbindet. „Weiß nicht, ich glaub’, 20 Jahre Baldeneysee oder so“, sagt einer von ihnen. Na ja, fast.
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