Essen-Heidhausen. Essener Senioren kämpfen für eine Bushaltestelle vor ihrer Wohneinrichtung. Ihre Kritik: Durch die Straße fahren Busse – halten aber nicht.

Mit einer friedlichen Protestaktion haben ältere Menschen in Heidhausen auf ihr Problem aufmerksam gemacht: Bei der feierlichen Wiedereinweihung des Jugendstilbrunnens an der Jacobsallee kamen sie mit ihren Rollatoren dazu und verteilten Flugblätter mit der Forderung nach einer Bushaltestelle des seit Anfang 2021 verkehrenden Quartierbusses.

Die Senioren leben in den 33 Wohnungen der Adolphi-Stiftung am ehemaligen Standort des Paul-Hannig-Heims in der Schaphausstraße. Sie kämpfen seit längerem für eine Bushaltestelle der Linien 182 und 192 vor ihrer Einrichtung. Denn die Haltestellen „An der Braut“ und „Grüne Harfe“ lägen jeweils zu weit abseits.

Vorschlag für Änderung der Linienführung

Peter Lemberg hat auch eine Skizze erarbeitet, die eine mögliche Linienführung aufzeigt. Bei seiner Variante werden Bruststraße und Schaphausstraße mit eingebunden. Beide Straßen seien ausreichend breit. Der zusätzliche Fahrweg mache ziemlich genau 250 Meter aus. Plus Zeitverlust durch Ein- und Aussteigen.

Ursula Weyer ergänzt: „Die angebliche Anbindung des Neubaugebietes Grüne Harfe ist doch gar nicht erfolgt. Der Bus müsste wirklich reinfahren ins Gebiet, dort gibt es eine sehr breite Straße und einen großen Wendehammer.“

Initiativen-Sprecher Peter Lemberg hält einen der Flyer hoch: „Schon seit zwei Jahren fordern wir eine Bushaltestelle vor unseren Häusern. Die meisten von uns sind gehbehindert und können keine längeren Strecken mehr zu Fuß gehen. Dabei wäre es doch so einfach. Schon seit April fahren wegen einer Umleitung die Ruhrbahnbusse durch unsere Straße, halten aber nicht hier. Wir appellieren insbesondere an die Essener Aufsichtsratsmitglieder der Ruhrbahn. Bitte setzen Sie sich für Ihre älteren Mitbürger ein“, lautet die Forderung in Zeiten, da die Ruhrbahn gerade eine Ausdünnung ihres Fahrplanes in Essen und Mülheim verkündet hat.

Sämtliche Pläne müssen mit der Stadt Essen als Aufgabenträger abgestimmt werden

Bereits im Vorjahr haben Essener ihre Haltestelle „Zum Timpen“ eingeweiht.
Bereits im Vorjahr haben Essener ihre Haltestelle „Zum Timpen“ eingeweiht. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

In Heidhausen werden unter anderem Bürgermeister Rolf Fliß (Grüne), Ulrich Beul als Aufsichtsratsvorsitzender und die Werdener Ratsfrau Martina Schürmann (beide CDU) genannt. Der in Heidhausen gewählte CDU-Ratsherr Yannick Lubisch ist schon seit einiger Zeit mit den Bewohnern im Gespräch und hatte sich auch an die Ruhrbahn gewandt. Anfang April 2023 bekam Lubisch eine Antwort. Es wurde auf eine „Pilotphase des Projektes“ verwiesen, in der zunächst beobachtet werde, wie das Angebot überhaupt angenommen werde.

Zudem sei bei der aktuellen Linienführung festgelegt worden, den neuen Siedlungsbereich „Grüne Harfe“ zu erschließen. Sämtliche Planungen seien mit der Stadt Essen als Aufgabenträger abzustimmen: „Für die Angebotsanpassung ist die politische Beratung und Zustimmung erforderlich, im Besonderen, wenn finanzieller Mehraufwand zu erwarten ist. Wir können daher Ihre Anfrage zunächst nur entgegennehmen.“

Auch in Essen-Fischlaken waren gehbehinderte Senioren im Fokus der Ortspolitik

Die Aussagen der Ruhrbahn werden von den Heidhauser Senioren als zögerlich und ausweichend empfunden. Es wird auch eine Verbindung gezogen zur Absage an eine Bushaltestelle am Bergfriedhof in Fischlaken. Auch dort waren gehbehinderte Senioren im Fokus der Ortspolitik. Nicht zuletzt wird auf die nachträglich geänderte Linienführung zwischen Ruhrlandklinik und Heidhauser Platz sowie die Anfang 2022 zusätzlich errichtete Bushaltestelle „Zum Timpen“ der Linie 190 verwiesen. Dort hätten wohl „die richtigen Leute“ Druck gemacht, lautet die Vermutung.

Die Buslinie 192 fährt durch die Schaphausstraße in Essen-Heidhausen.
Die Buslinie 192 fährt durch die Schaphausstraße in Essen-Heidhausen. © Henschke | Bild

Die 85-jährige Bewohnerin Ursula Weyer findet es zumindest zynisch, dass die Ruhrbahn töne: „Auch mobilitätseingeschränkten Fahrgästen möchten wir einen guten Service bieten.“ Erst kürzlich sei eine Nachbarin auf dem Weg zum Bus gestürzt und habe sich schwere Gesichtsverletzungen und einen Armbruch zugezogen. Außerdem solle sich mal einer der Verantwortlichen abends an die Haltestelle „An der Braut“ begeben: „Dort ist es stockfinster. Das schreckt Senioren natürlich ab.“

Senioren sollen sich an die Essener Politiker wenden

Yannick Lubisch hält grundsätzlich fest: „Der Quartiersbus leistet einen wichtigen Beitrag zur Mobilität in Werden, Heidhausen und Fischlaken. Die Linien 182 und 192 sollen so vielen Menschen wie möglich zugutekommen, sie müssen ein Angebot für Jung und Alt sein. Ich begrüße daher die Initiative von Herrn Lemberg und seinen Mitstreitern, stehe schon seit einiger Zeit mit ihnen im Kontakt. Ich werde ihr Anliegen mit den zuständigen Experten im Lenkungskreis ÖPNV der Stadt und mit der Ruhrbahn erörtern und um konstruktive Prüfung bitten, wie wir dem berechtigten Interesse Rechnung tragen können.“

Für die Ruhrbahn stellt Sprecherin Sylvia Neumann klar: „Die beschriebene Pilotphase läuft so lange, bis die Stadt entscheidet, sie zu beenden. Solange erstatten wir Bericht und warten auf diese Entscheidung der Stadt.“ Bei der geforderten Haltestelle am Fischlaker Bergfriedhof habe die Ruhrbahn unter Berücksichtigung vieler Aspekte wie zum Beispiel bauliche Gegebenheiten, Durchfahrbarkeit der Straßen und zusätzliche Fahrzeiten geprüft und das Ergebnis der Stadt vorgelegt.

Zur Umgestaltung der Strecke zwischen Ruhrlandklinik und Heidhauser Platz und der zusätzlichen Bushaltestelle „Zum Timpen“ erklärt Neumann: „Es wurden Fahrkonzepte vorgeschlagen und auch abgestimmt. Danach sind sie noch einmal modifiziert worden. Die Haltestelle Zum Timpen war politischer Beschluss der Bezirksvertretung 9.“ Also könne sie den protestierenden Senioren nur raten: „Wenden Sie sich an die Politik.“