Essen-Heidhausen. Wie bringt man eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach? Der Essener Fabian Meißner hat das zu seinem DIY-Projekt gemacht. Das sind seine Erfahrungen.
Ein außergewöhnliches Projekt hat die Familie Meißner auf dem Dach ihres Hauses in der Spillheide realisiert: Mit Hilfe der Initiative „Solarstadt Werden“ sowie fachkundiger Unterstützung eines befreundeten Dachdeckermeisters hat Fabian Meißner in Eigenregie eine 11,7 kWp Photovoltaik-Anlage auf seinem Dach angebracht. Wie er die Paneels im Do-it-yourself-Verfahren (DIY) montierte, schildert er im Gespräch mit unserer Redaktion.
Fabian Meißner, 43, ist in der IT-Branche im Vertrieb tätig. „Ich schätze mich schon als durchaus handwerklich begabt ein“, sagt er. In dem 1962 erbauten Haus, das die vierköpfige Familie im Frühjahr 2020 kurz vor Ausbruch der Pandemie im Stadtteil Heidhausen bezogen hat, hat er denn auch vieles selbst von Grund auf saniert – und das Gebäude zusätzlich mit Smart Home auf den neuesten technischen Stand gebracht.
Eine kleine Wetterstation ermittelt die Sonnenstunden
Selbstredend sollte ebenso energetisch in die Zukunft investiert werden, das hatten sich Fabian Meißner und seine Frau Nina beim Kauf der Altimmobilie vorgenommen. Es erfolgte der Einbau einer modernen Gasheizung – damals stand die Energieform noch nicht in der Diskussion. Das Satteldach sollte neben neuen Fenstern eben auch eine Photovoltaik-Anlage bekommen. „Fachfirmen hielten aber nur die Süd-West-Seite dafür geeignet“, berichtet Meißner.
Mit einer eigenen kleinen Wetterstation auf dem Dachfirst überprüfte der Vater von zwei Kindern die Sonnenstunden. „Ergebnis war, dass es nur minimale Unterschiede gibt. Also wollten wir beide Seiten des Daches mit Modulen belegen.“
Fachkundigen Rat bei der Auswahl des Materials kam von Sven Hüther, Ansprechpartner bei der Initiative „Solarstadt Werden“. „Wenn man handwerkliche Fähigkeiten hat, sollte man eine Selbstinstallation in Erwägung ziehen“, bestärkt er Hausbesitzer, die bislang vor der Anschaffung einer Photovoltaik-Anlage zurückgeschreckt sind. Hüther: „Im Vergleich zu marktüblichen Angeboten von Installationsbetrieben wurden in diesem Fall 10.000 bis 15.000 Euro gespart.“ Nicht zu vergessen: Eine lange Wartezeit auf den Handwerksbetrieb entfalle.
Die komplette Planung, den Einkauf und die Montage auf dem eigenen Dach konnte bei Familie Meißner innerhalb von 14 Tagen realisiert werden. Für die Wahl der Komponenten seien Zuverlässigkeit, technische Features, Preis und Verfügbarkeit entscheidend gewesen, erklärt Fabian Meißner. Nach gründlicher Recherche entschied sich die Familie für den Kauf von 30 Solar-Modulen à 390 Watt. Die Traglast der Immobilie hatte ein befreundeter Dachdecker zuvor überprüft.
Einfache Montage des Trägersystems an den Latten
Dieser zeigte dem DIY-Handwerker ebenfalls, wie das Trägersystem für die Module funktioniert. „Das ist eigentlich ganz einfach. Man hebt die Ziegel an und hängt die s-förmigen Haken in Abständen in die Dachlatten ein“, beschreibt der 43-Jährige die Arbeit auf dem Dach.
Gab es Probleme in luftiger Höhe? Der Heidhauser verneint. Zunächst sei er sogar mit einem Seil extra gesichert gewesen. Für die Installation war ein Gerüst angeschafft worden, welches für andere Do-it-yourself-Projekte zur Miete zur Verfügung steht. „Außerdem hat man auf den Dachlatten einen guten Stand, ähnlich wie auf einer Treppe“, so die Erfahrung des Heidhauser Heimwerkers.
Aus Lust am Handwerk
Insgesamt hat Familie Meißner für die gesamte Photovoltaik-Anlage knapp 20.000 Euro inklusive Mehrwertsteuer investiert.
Wer einen Selbsteinbau in Erwägung zieht, kann folgende Vorteile für sich in Anspruch nehmen: zeitliche Flexibilität, in diesem Fall konnten mehr Module angebracht werden (also PV-Angebote vergleichen), Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, Lust am Handwerk, freie Wahl der Komponenten.
Für Interessenten an genaueren Informationen kann die Initiative „Solarstadt Werden“ im Laufe des Sommers einen Vorort-Termin organisieren. Interessenten melden sich bitte per E-Mail an mail@solarstadt-werden.de.
Weitere Infos gibt es auf www.solarstadt-werden.de.
Die Installation des Schienensystems dauerte in Summe rund drei Tage und die der 30 PV-Module noch mal drei weitere Wochenendtage. Dank guter Elektroinstallations-Kenntnisse konnte Fabian Meißner die Montage, Verkabelung und Inbetriebnahme von Speicher, Wechselrichter selbst vornehmen.
Inzwischen produziert die Photovoltaik-Anlage fleißig Strom. Im Monat Juli waren es bislang 566 Kilowatt-Stunden. Per App auf dem Smartphone kann Fabian Meißner sogar die Leistung der einzelnen Paneels ablesen. „Im Sommer wird jeden Tag bis zum Sonnenuntergang Strom produziert. Das Haus ist komplett autark.“
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