Essen. Die Stadt Essen fördert die Anschaffung von Solar-Steckergeräten mit 200 Euro. Ein Essener ging trotzdem leer aus und ist jetzt wütend.
Ordentlich angelegte Staudenbeete, gestutzter Rasen, eine große Terrasse: Friedrich Frentrop gibt sich Mühe mit seinem Garten. Zuletzt hat er sich ein Solar-Steckergerät gekauft und am Zaun angebracht. Dreieinhalb Meter lang und einen Meter hoch: Auf dieser Fläche wird jetzt Strom produziert. Der Altenessener will seinen Beitrag zur Energiewende leisten – und die Förderung von der Stadt mitnehmen.
Absage der Stadt Essen für Solarförderung
Als er den Antrag auf die versprochenen 200 Euro gestellt hatte, habe er jedoch erst sechs Wochen nichts gehört und dann eine Absage von der Stadt bekommen. Der Grund: Frentrop hätte erst den Antrag stellen und dann das Gerät kaufen müssen. „Ich bin davon ausgegangen, man muss die Rechnung einreichen“, so Frentrop, der sein kleines Kraftwerk für 499,99 Euro über die Plattform Ebay gekauft hatte. „Das ist doch ein Witz“, findet der Essener und befürchtet, dass es vielen Essenern so geht wie ihm.
Tatsächlich sind laut Grüne Hauptstadtagentur, die für die Förderung zuständig ist, seit März rund 2000 Anträge eingegangen. „Ein Großteil ist bereits bearbeitet, viele Fälle befinden sich jedoch noch in einem Klärungsprozess, weil noch Fragen zu beantworten sind“, sagt Stadtsprecher Patrick Betthaus. Die Förderung solle einen zusätzlichen Anreiz schaffen für eine verstärkte Nutzung des Solarpotenzials. Wer sich ein Gerät kauft und erst dann die Förderung beantragt, brauche diesen Anreiz offenbar nicht, denn die Kaufentscheidung sei bereits getroffen.
Solarförderung von der Stadt Essen von 200 bis 4000 Euro
Sobald die Photovoltaikanlage also bestellt, angezahlt oder gar bezahlt sei, entfalle die Förderung – unabhängig davon, ob es sich um eine Solar-Anlage handele, die ein komplettes Hausdach eindeckt, oder um ein Stecker-Gerät, das es teilweise im Discounter gibt und manche auf dem Wäscheständer auf dem Balkon betreiben. Die Förderung der Stadt reicht von 200 Euro für ein Solar-Steckergerät bis zu 4000 Euro für eine große Photovoltaikanlage. Gebrauchte und gemietete Anlagen werden nicht gefördert.
Für die Antragstellung muss ein gültiges Angebot eines Fachunternehmens vorliegen. Im Fall von Friedrich Frentrop gab es das nicht, für Stecker-Solargeräte, die es bei Ebay oder im Discounter gibt, ist das unüblich. „In diesen Fällen akzeptieren wir das, was dem am nächsten kommt wie zum Beispiel die Druckansicht der Bestellung vor dem Kaufprozess“, heißt es seitens der Stadt. Darauf müsse zu erkennen sein, was wo gekauft wird und was es kostet. „Das wusste ich nicht“, erklärt der Essener und kritisiert die Informationspolitik der Stadt.
Solar-Steckergerät lohnt sich für Essener Gartenbesitzer
Die Stadt verweist auf ihre Internetseite www.essen.de/solar, auf der häufig gestellte Fragen geklärt werden und der Link zu Antragstellung zur Verfügung steht. „Es geht mir nicht um die 200 Euro“, erklärt Frentrop. Er will, dass die Bürger und Bürgerinnen besser informiert werden. Betthaus: „Neben der üblichen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit war und ist die Stadt Essen präsent auf Veranstaltungen, um auf die Förderung und die Bedingungen aufmerksam zu machen. Zu nennen sind hier Initiativen wie Solarstadt Werden, das Gutes Klima-Festival oder die Klimatage der Kreishandwerkerschaft Essen.“
Bei den Frentrops laufen Spül- und Waschmaschine jetzt jedenfalls ab 11 Uhr morgens: „Dann scheint die Sonne auf die Anlage“. Auch geduscht wird dann, wenn die Anlage Strom produziert. „Das lohnt sich enorm“, hat Frentrop festgestellt. Bis sich die Anlage amortisiert hat, dauert es nach seiner Berechnung fünf bis sechs Jahre. Mit Förderung der Stadt wäre es doppelt so schnell gegangen.
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So läuft die Antragstellung
- Geld aus der Solaroffensive der Stadt gibt es für private, gemeinnützige und gewerbliche Antragsteller für Gebäude in der Stadt Essen. Für dieses Jahr stehen knapp 2,4 Millionen Euro zur Verfügung.
- Gefördert werden Kauf und Installation neuer solarthermischer Anlagen mit dem Prüfzeichen „Solar Keymark“, Stecker-Solargeräte ab 300 Watt Peak und Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von ein bis 40 Kilowatt Peak. In Mehrfamilienhäusern ist je Wohneinheit ein Stecker-Solargerät förderfähig. Ebenso können je Wohneinheit separate Photovoltaik-Anlagen auf dem Hausdach gefördert werden. Gebrauchte und gemietete Anlagen werden nicht gefördert.
- Die Antragstellung läuft über einen Onlinelink auf der Internetseite der Stadt Essen. Antragsteller brauchen ein Angebot eines Fachunternehmens oder bei Stecker-Solargeräten die Druckansicht der Bestellung vor dem Kauf. Darauf muss zu erkennen sein, was wo gekauft wird und wie viel es kostet. Der Auftrag darf bei Antragstellung noch nicht erteilt sein und es darf noch keine Anzahlung geleistet sein.
- Für die Beantragung der Auszahlung wird dann eine Inbetriebnahmeerklärung beziehungsweise ein Abnahmeprotokoll des Fachbetriebs benötigt. Das gilt nur für Photovoltaik-Anlagen, nicht für Stecker-Solargeräte, die in der Regel eigenhändig montiert werden.
- Für die Umsetzung und Abrechnung haben Antragsteller nach Bewilligung zwölf Monate Zeit.
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