Essen. Bei massiven Kontrollen stellte die Polizei einmal mehr verbotene und gefährliche Waffen sicher. Grüppchenbildung wird sofort unterbunden.
Blau-weiße Mannschaftstransporter allerorten in Essen und jede Menge Streifenwagen auf den Straßen: Auch am zweiten Wochenende nach dem Gewaltausbruch zwischen syrischen und libanesischen Clans mit mindestens acht Verletzten in der Innenstadt hat die Polizei den Präsenzdruck hochgehalten und so nach eigener Einschätzung weitere Konfrontationen verfeindeter Lager unterbunden. Es liegt weiter Gewalt in der Luft, sind die Ermittler überzeugt: Denn zum wiederholten Male sei eine Reihe gefährlicher Waffen sichergestellt worden.
„Einsatzkräfte der Hundertschaft und des Streifendienstes kontrollierten gezielt Personengruppen und Fahrzeuge. Offensichtlich gelang es dadurch, weitere Auseinandersetzungen zwischen den beiden Parteien zu verhindern“, sagte Polizeisprecher Matthias Werk am Montag. Eine griffbereite Machete in einer Autotür, mehrere verbotene und teils versteckt getragene Messer sowie Pfefferspray als auch knapp 28.000 Euro Bargeld, das aus illegalen Geschäften stamme, sowie kleinere Einheiten von Betäubungsmitteln haben am Wochenende die Besitzer gewechselt.
Zusammenrottungen im Keim ersticken
An den „vielen Personen- und Fahrzeugkontrollen“ - genaue Zahlen kann die Behörde nicht nennen - war neben lokalen Kräften auch die spezialisierte Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit des Landes beteiligt, die in brenzligen Situationen gerichtsfeste Beweise sichern soll - „mit Köpfchen und mit Kraft“, wie es Innenminister Herbert Reul einmal formuliert hat.
Einige Schlaglichter des jüngsten Einsatzes: Bei einer Fahrzeugkontrolle am Freitagabend in Altenessen fanden die Ermittler knapp 27.000 Euro Bargeld und ein verbotenes Einhandmesser. Wegen des Verdachts des Wuchers und der Geldwäsche wurden die Moneten ebenso beschlagnahmt wie das Messer.
Verbotenes Messer fiel aus der Hosentasche
Am Samstagabend überprüften die Beamten unter anderem eine zehnköpfige Personengruppe auf der Katernberger Straße. Bei der Durchsuchung eines 28-jährigen Esseners mit türkischer Staatsangehörigkeit stellten die Einsatzkräfte ein Messer sicher, das er versteckt an einer Halskette trug. In dem Fahrzeug des Mannes lag eine Machete griffbereit in der Fahrertür.
Einem weiteren gleichaltrigen Türken aus Essen fiel während einer Kontrolle ein verbotenes Einhandmesser aus der Hosentasche. Beide Männer werden polizeibekannten libanesischen Clans der Mhallami zugerechnet, die seit den 20er Jahren aus der Türkei in den Libanon ausgewandert sind und unterschiedliche Staatsangehörigkeiten haben können, sagte Werk.
Nicht mit den Clans in Verbindung steht ein Essener (30) mit irakischem Pass, der nach einer körperlichen Auseinandersetzung am Sonntagabend auf der Altendorfer Straße und einer kurzen Flucht von Beamten der Hundertschaft gestoppt werden konnte. Dabei stellte sich heraus, das er zwar nicht an der Schlägerei mit unbekanntem Auslöser beteiligt war, jedoch mit zwei Haftbefehlen wegen Betrugs und Beleidigung gesucht worden war. So ging es aus Altendorf direkt in Richtung Knast.
Die Polizei will ihre Präsenz hochhalten
Polizeisprecher Matthias Werk betonte, dass der Polizei die Puste nicht ausgehen wird: „Auch in den kommenden Tagen werden verstärkt uniformierte Einsatzkräfte auf den Straßen in Essen unterwegs sein, um durch vermehrte Kontrollen und ergänzende Präsenzmaßnahmen weitere Ausschreitungen zu verhindern.“
Das heißt: Wenn sich in diesen Tagen drei, vier Leute, die die Polizei der Clan-Szene zurechnet, vor allem in der nördlichen Innenstadt oder im Nordviertel versammeln, „stehen wir ihnen auf den Füßen“, betont Werk. Durch möglichst frühe Zerstreuung wolle und werde man verhindern, dass es erneut zu größeren Zusammenrottungen kommt, die dann bekanntlich ihre ganz eigene Dynamik entwickeln können.
Nach den jüngsten Ausschreitungen kommen die Ermittlungen offenbar voran. Vor allem durch die Auswertungen von Videos erhofft sich die Polizei gerichtsfeste Beweise, die nach den Prügeleien verfeindeter Familien im Hörsterfeld zum Beispiel zu teils hohen Haftstrafen geführt haben.