Essen-Südostviertel. Wiese unter dem „Hannover Tor“ im Moltkeviertel musste stabilisiert werden. Hunde hatte dort Löcher gebuddelt. Streit um Hundewiese geht weiter.

  • Seit Jahren gibt es im Essener Moltkeviertel einen Konflikt zwischen Hunde- und Kunstfreunden.
  • Der Ausgang ist noch unbestimmt.
  • Jetzt wird erst einmal ein Kunstwerk an seinen ursprünglichen Platz gehoben.

Das Kunstwerk „Hannover Tor“ wird am Freitag, 23. Juni, an seinen angestammten Platz auf der Skulpturenwiese am Moltkeplatz im Essener Südostviertel zurückgesetzt. Um die als Hundewiese ausgewiesene Fläche hatte es zuletzt heftigen Streit zwischen Kunstfreunden und Hundebesitzern gegeben.

Die große Röhrenskulptur „Hannover Tor“ stammt aus den Jahren 1978/1981 und wurde von dem 2013 verstorbenen Bildhauer Friedrich Gräsel geschaffen. Laut Volker Wagenitz, Vorsitzender des Vereins Kunst am Moltkeplatz (KaM), der sich um die dortigen Kunstwerke kümmert, war die Rasenfläche am Standort des geglühten Edelstahlkunstwerkes in der Vergangenheit immer wieder aufgebuddelt und geschädigt worden.

Die Skulptur musste daraufhin versetzt werden, um die Fläche darunter zu erneuern. Jetzt soll ein Kran das seit 1982 auf der Skulpturenwiese stehende – 2,60 m hohe und 3,40 m breite – Werk anheben und um etwa zehn Meter versetzen. Der Verein habe diese Aktion in Absprache mit Grün und Gruga in Auftrag gegeben und trage die Kosten.

Seit Jahren schwelt ein Konflikt zwischen Essener Kunstfreunden und Hundebesitzern

Seit Jahren schwelt ein Konflikt über die Nutzung der Wiese am Moltkeplatz zwischen Hundehaltern und Kunstfreunden. Die als Hundewiese ausgewiesene Grünfläche soll diesen Status verlieren – zumindest, wenn es nach der politischen Mehrheit in der zuständigen Bezirksvertretung I geht. Das wiederum wollen Hundefreunde im Umfeld nicht hinnehmen. Sie streben einen Bürgerentscheid zum Thema an. Um die nächste Hürde zu nehmen, wollen sie bis Ende Juli rund 28.000 Unterschriften gesammelt haben.

Neue Mitglieder sind im Verein willkommen

Der Verein Kunst am Moltkeplatz (KaM) wurde im Juni 2006 von Bürgerinnen und Bürgern des Moltkeviertels gegründet, um den Erhalt des Skulpturenensembles auf dem Moltkeplatz langfristig zu sichern.

Im Rahmen von Patenverträgen mit den Eigentümern der Skulpturen und der Stadt hat der Verein seit 2007/2008 die Verantwortung für Reinigung, Pflege und Vermittlung der Skulpturen übernommen. KaM hat aktuell 166 Mitglieder, weitere sind willkommen. Informationen bei Volker Wagenitz, 0201 261366 / 0172 261 5622, unter oder auf www.kunst-am-moltkeplatz.de

Das sieht man beim Kunstverein naturgemäß anders. Schriftführerin Lisa Lambrecht-Wagenitz ist nach eigenen Angaben dort schon von Hunden verbellt und bedroht worden. „Viele Menschen sind verängstigt, wenn große Hunde frei herumlaufen. Ich habe von vielen gehört, die sich freuen würden, wenn sie dort wieder in Ruhe liegen und Kinder dort angstfrei spielen könnten.“ Sie betont, dass es nicht nur um die Kunstwerke, sondern vor allem um die Aufenthaltsqualität auf der Wiese gehe.

Mitte des vergangenen Jahres war das Kunstwerk „Hannover Tor“ für die Arbeiten zur Stabilisierung per Kran versetzt worden.
Mitte des vergangenen Jahres war das Kunstwerk „Hannover Tor“ für die Arbeiten zur Stabilisierung per Kran versetzt worden. © KaM

Dennoch hätte zum Beispiel die Buddelaktivität von Hunden dazu geführt, dass man das „Hannover Tor“ habe versetzen müssen. Löcher direkt neben einem Auflagepunkt hätten zu Spannungen innerhalb der Skulptur führen können“, so der Vorsitzende. In einer rund zehntägigen Aktion hatten Auszubildende von Grün und Gruga im August/September vergangenen Jahres die Rasenfläche unter dem Kunstwerk und im Umfeld durch Rasengitterplatten stabilisiert, neuen Rasen eingesät und damit wieder eine sichere Basis für das Kunstwerk geschaffen.

Für diese Arbeiten sei das „Hannover Tor“ per Kran versetzt worden. Die Materialkosten für die Rasengitterplatten habe der Verein getragen, ebenso die Kosten für den Einsatz des Krans. Das ursprünglich für Anfang Dezember 2022 geplante Zurücksetzen des Kunstwerks musste allerdings verschoben werden. Ende November 2022 habe es eine Anzeige wegen angeblicher Stahlspitzen im Bereich der Rasengitterplatten gegeben, die Hunde hätten verletzten können, so Wagenitz. Daraufhin sei die Fläche mit einer Erdschicht bedeckt worden, die den bereits angewachsenen Rasen weitgehend zerstört habe.

Das Versetzen der Skulptur bildet den Abschluss der Arbeiten

Inzwischen sei der Rasen teilweise wieder angewachsen. Mit dem Zurücksetzen der Skulptur werden laut Wagenitz die größeren Pflege- und Erhaltungsarbeiten an insgesamt fünf Kunstwerken abgeschlossen, die der Verein veranlasst und auch weitgehend finanziert habe.

2020 erfolgte der Neuanstrich des Trafo-Häuschens als Teil des Kunstwerks „Eine echte falsche Geschichte“ von Hannes Forster. Laufende Ausbesserungsarbeiten am Anstrich führt der Verein seitdem selbst durch. 2021 wurde Gloria Friedmanns „Denkmal“ (hohen roten Wand mit dem eingemauerten abgestorbenen Baum) restauriert und neu angestrichen. Auch das Werk „Ein Stand“ von Lutz Fritschs (zehn Meter hohes Rundrohr in Orange und Blau auf der Verkehrsinsel am Eingang zum Moltkeplatz) wurde überarbeitet.

2022 folgten die Stabilisierung der Rasenflächen um das Werk „Denkmal“ und unter dem „Hannover Tor“ sowie die Restaurierung der stählernen Doppel-Stele „Paarweise“ von Ansgar Nierhoff, unter anderem eine Schutzschicht gegen Korrosion erhielt.

Das „Hannover Tor“ steht seit 1982 auf der Wiese am Moltkeplatz

Das Werk „Hannover Tor“ von Friedrich Gräsel zählt zu den „Hinguckern“ auf der Skulpturenwiese. Es wurde Anfang 1982 von dem Galeristen Jochen Krüper als erstes Kunstwerk auf der Wiese gegenüber seinem Galeriehaus aufgestellt und bildete damit den Beginn des dortigen, auf die alten hohen Bäume ausgerichteten Skulpturenensembles.

Nach dem Tod des Galeristen 2002 und der Übernahme der Verantwortung für Pflege, Erhalt, Vermittlung usw. aller Kunstwerke auf dem Moltkeplatz durch KaM 2007/2008 erwarb der Verein das „Hannover Tor“ Ende 2011. Mehr als 90 Spenderinnen und Spender – Privatpersonen wie Institutionen – hatten laut Wagenitz die zum Kauf benötigte Summe aufgebracht.