essen. . Knapp zwei Monate nach dem Einsatz in der Buddy-Bar in der Essener Innenstadt erheben die Betreiber der Bar schwere Vorwürfe gegen die Polizei.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nach der Gewalt-Eskalation vor der Buddy Bar am Kopstadtplatz in der Innenstadt sind um eine Facette reicher: Die Rüttenscheider Rechtsanwältin Christiane Theile hat nach eigenen Angaben am Dienstag Strafanzeigen gegen einen der an dem Einsatz vor knapp zwei Monaten beteiligten Beamten und den Polizeipräsidenten Frank Richter bei der Kölner Staatsanwaltschaft gestellt. Darin werden den Behördenvertretern unter anderem Körperverletzung im Amt, Rechtsbeugung, Vortäuschung einer Straftat, üble Nachrede und Verleumdung vorgeworfen.
Bislang standen allein die vier mutmaßlichen Angreifer, die am Abend des 7. September auf einen Polizisten (27) und dessen 26 Jahre alte Kollegin losgegangen sein sollen, im Fokus der Ermittlungen. Nach Darstellung der Behörde hatte die Beamtin bei dem Einsatz schwere Verletzungen erlitten. Nach Angaben des Innenministeriums handelte es sich bei den Männern um Brüder im Alter von 17, 25, 26 und 28 Jahren mit jeweils deutscher und libanesischer Staatsangehörigkeit. Das Quartett, so hieß es im Innenausschuss des Landtags, sei nicht das erste Mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Bereits mehrfach wurde gegen die Männer wegen unterschiedlicher mutmaßlicher Vergehen ermittelt.
Zwei Videos als neue Beweismittel
Doch die Beteiligten wenige Tage nach den Geschehnissen am Kopstadtplatz in den Kontext der Clan-Kriminalität in der nördlichen Innenstadt zu stellen, „das geht zu weit“, sagt Christiane Theile. Dass der Polizeipräsident aber genau diesen Eindruck in einem Interview mit dem Fernsehsender „Stern TV“ erweckt habe, sei nun der eigentliche Auslöser für die Strafanzeigen, die sie im Namen der Familie gestellt habe. Und zwar bei der Kölner Staatsanwaltschaft, weil man von der Behörde in der Domstadt in diesem Fall mehr Unabhängigkeit erwarte als von der Essener, so Theile.
Dem 27 Jahre alten Beamten wirft die Rechtsanwältin Vortäuschung einer Straftat und Körperverletzung im Amt vor. Der Polizist habe behauptet, von dem 17-jährigen Abdullah E. getreten worden zu sein. „Er hat den Beamten aber nicht angegriffen“, sagt Theile, die ihre Erkenntnisse auf zwei Videos als „neue Beweismittel“ stützt: „Die kennt die Polizei noch nicht.“ Anhand der Bilder will die Rechtsanwältin ebenso nachweisen können, dass der Schüler, der sich in psychologischer Behandlung befinde, im Streifenwagen und im Gewahrsam der Polizei misshandelt worden sei.
Das letzte Wort wird die Justiz haben
Eine der Aufnahmen zeige, wie der 17-Jährige zum Streifenwagen geschleppt worden sei. Sein Gesicht war da noch erkennbar unverletzt, so Theile. Nach seiner Entlassung seien Gesicht und Kopf aber voller Wunden gewesen. „Ich denke, wir werden die Übergriffe belegen können“, sagt die Rechtsanwältin.
Auf Nachfrage bleibt die Polizei bei ihrer bisherigen Darstellung des Sachverhalts und will sich vor dem Hintergrund des staatsanwaltschaftlichen Verfahrens nicht äußern, so Behördensprecher Ulrich Faßbender: „Dieses Ping-Pong-Spiel spielen wir nicht mit. Unsere Sicht des Abends ist klar.“ Das letzte Wort wird die Justiz haben.