Essen. . Park+Ride-Anlagen, verbilligte Fahrtickets, Winterdienst auf Radwegen. So will die Stadt Essen tausende Pendler zum Umsteigen bewegen.

Die Stadt Essen will zigtausende Pendler dazu bewegen, nicht mehr mit dem Wagen in die Innenstadt zu fahren. Dafür hat sie jetzt Standorte für vier mögliche Großparkplätze ausgesucht, von wo aus Autofahrer auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen können. Auch ein Shuttle-Service soll angeboten werden. Die Gesamtkosten liegen in zweistelliger Millionenhöhe. Die vier Park+Ride-Plätze könnten in der Nähe des A 42-Autobahnkreuzes Essen Nord, am Mathias-Stinnes-Stadion, an der Lilienthalstraße nahe der A52 im Süden, und an der Karnaper Straße/Alte Landstraße im Norden eingerichtet werden.

Sofortprogramm für bessere Luft in Essen

Diese Vorschläge sind Bestandteil des Maßnahmenpaketes für das „Sofortprogramm saubere Luft“, das Essen als eine von fünf Modellstädten bis Donnerstag beim Bundesumweltministerium einreicht. Mit diesem Projekt soll die Stickoxidbelastung in Essen in den nächsten zwei Jahren deutlich reduziert und so Fahrverbote verhindert werden. Essen als eine der bundesweit vier „Lead-Cities“ für saubere Luft erhofft sich dafür schnelle finanzielle Hilfe aus Berlin.

Die Rathaus-Spitze hat mit Hilfe der Ruhrbahn innerhalb weniger Tage ein Programm zusammengestellt, um die von der Bundesregierung gesetzte Abgabefrist einzuhalten. Ein Kernpunkt: Den Autofahrern soll es leichter gemacht werden, andere Verkehrsmittel zu wählen. „Wer sein Auto stehen lässt, soll Vergünstigungen bekommen“, erklärt Rathaus-Sprecherin Silke Lenz. Dazu gehören Ticket-Rabatte und verbilligte Firmentickets. Und ein Shuttle-Bus zwischen der A42 und der City soll die Gladbecker Straße entlasten.

Winterdienst auf Essener Radwegen

Einen großen Schwung nach vorne könnte es auch für die Radfahrer geben. Es soll mehr Fahrrad-Streifen und mehr Radschnellwege geben. Und künftig soll der Winterdienst auch die Radwege räumen und streuen, damit die Radler in der kalten Jahreszeit möglichst gefahrlos unterwegs sein können. Gedacht wird zudem an zehn zusätzliche Mobilstationen an Bahn- und Bus-Haltestellen mit Angeboten für Car-Sharing und Leihrad sowie Umwidmung von öffentlichen Parkplätzen in Anwohner-Parkplätze auch in City-Lage.

Die Fraktionsspitzen sind vorab über die Rathaus-Pläne informiert worden. Problematisch ist, dass es von der Bundesregierung noch keine konkreten Angaben über die Höhe der Fördergelder gibt. So bleibt es erstmal nur ein Wunsch der Rathaus-Spitze, dass die Essener Diesel-Fahrzeuge (ausgenommen Euro VI) umgerüstet werden sollten, was nach groben Schätzungen glatt 330 Millionen Euro kosten würde. Die technische Nachrüstung wäre aber nach Auffassung der Umweltdezernentin Simone Raskob am ehesten geeignet, das Thema Stickoxide in den Griff zu bekommen.

Die Deutsche Umwelthilfe hält von dem Modellstadt-Projekt der Bundesregierung bisher nicht viel. „Das sei ein „panischer Versuch an Fahrverboten vorbeizukommen“, glaubt Geschäftsführer Jürgen Resch.

>>DAS WEITERE VERFAHREN

Das Maßnahmenpaket für bessere Luft enthält 31 Vorschläge.

Die Ideen der Stadt Essen werden vom Bundesumweltministerium auf Durchführbarkeit geprüft.

Erst dann wird geklärt, wie viele Gelder die Stadt Essen für welche Projekte erhält. Danach folgt die Detailplanung und die Beratung sowie Beschlussfassung in den politischen Gremien.