Essen. . Von den 2455 Plätzen in elf Unterkünften gelten ab Januar 759 als „eiserne Reserve“ und werden nicht mehr bewirtschaftet. Ab 2018 wieder Zuzüge?

  • Zahl der Flüchtling-Unterkünfte ist auf stadtweit elf geschrumpft - ein neuer Tiefststand
  • Nur 1696 Plätze werden noch bewirtschaftet, die übrigen werden nur im Notfall belegt
  • Stadt gibt Überplanung weiterer Flächen frei - für Gewerbe oder Wohnbauzwecke

Nach einem beispiellosen Rückzug aus der Fläche verfügt Essen nun nur noch über elf Asyl-Unterkünfte stadtweit – weniger werden es nicht mehr, seit vor wenigen Tagen die alte LVR-Klinik in Heidhausen als letztes freigezogen wurde. Und so könnte Essen derzeit 2455 Asylbewerber in elf nagelneuen oder zumindest frisch renovierten Unterkünften unterbringen, allein: Benötigt werden davon nicht einmal die Hälfte der Betten, genauer: nur 1222.

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Die Sozialverwaltung zieht daraus die Konsequenzen und schraubt die Kapazitäten in den Heimen weiter herunter, indem sie 759 Plätze als eine Art „eiserne Reserve“ behandelt. Das bedeutet: Auch für diese Plätze muss die Stadt zwar weiter Miete zahlen, laut Verträgen teilweise sogar noch mehr als zehn Jahre, aber diese Plätze liegen auf Eis und werden bis zu einer erneuten Belegung zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr bewirtschaftet.

400 weitere Betten sollen „eingemottet“ werden

Verfolgt wird diese Linie schon seit Monaten im ehemaligen Kloster Schuir, wo von Beginn an nur 200 von 514 möglichen Plätzen genutzt wurden. Demnächst sollen über 400 weitere Betten auf Zeit „eingemottet“ werden: in angemieteten Unterkünften genauso wie in eben erst errichteten Neubauten.

Unterm Strich spart dies etwa 1,5 Millionen Euro an Bewirtschaftungs-Kosten. Dennoch stehen noch 1696 Plätze bereit. Zwar schließt die Sozialverwaltung nicht aus, dass man hie und da die Kapazitäten noch einmal stutzt, etwa indem an der Papestraße ein Trakt für etwa 80 Personen zu einer Kindertagesstätte umfunktioniert wird. Ein entsprechender Prüfauftrag, der auch mögliche Abmietungen, Umnutzungen oder auch den Ankauf von angemieteten Asylheimen vorsieht, beschloss der Rat am Mittwochabend.

Im kommenden Jahr wieder Zuzug von Flüchtlingen?

Im Kern aber glaubt man die Talsohle der sinnvollerweise vorzuhaltenden Kapazitäten erreicht. Zum einen, weil gut 900 der etwa 1200 in Heimen lebenden Asylbewerber keine echte Bleibeperspektive haben oder schlicht als „nicht mietfähig“ gelten. Zum anderen, weil immer wahrscheinlicher wird, dass Essen im kommenden Jahr wieder Asylbewerber aufnehmen muss. Das bisher gültige Moratorium, ausgehandelt mit der Bezirksregierung, läuft zum Jahresende aus.

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In Heimen unterzubringen wären dann etwa weitere Flüchtlinge ohne Bleibeperspektive, aber eben auch jene Personen, die im Wege der Familienzusammenführung zumindest kurzfristig untergebracht werden müssen.

Stadt verabschiedet sich von möglichen Asyl-Flächen

Klar ist aber wohl einer deutlichen Mehrheit im Rat, dass man sich von einer ganzen Reihe „bis auf Weiteres“ zurückgestellten möglichen Asyl-Standorten endgültig verabschieden kann. Dazu gehören etwa die alte Hundewiese an der Nöggerathstraße in Schönebeck, die Wallneyer Straße in Schuir oder die Vaestestraße in Burgaltendorf.

Für andere Flächen kassierte die Politik gestern ebenfalls die alten Pläne für eine mögliche Nutzung als Asyl-Standort ein. So soll es an der Langenberger Straße in Überruhr oder am Altenbergshof Wohnbebauung geben, für die Planckstraße oder die Worringstraße sind Gewerbegebiete angedacht. Die vom Essener Bürger Bündnis einmal mehr ins Spiel gebrachte Nutzung von Turnhallen als Asyl wurde einhellig abgelehnt.