Essen. . Drei Jahre dauert die Durststrecke mindestens. Stadtwerke stimmen Politik auf Einbußen ein. Selbst eine Millionen-Abwertung ist nicht vom Tisch.
- Ausbleibender Erlös belastet das Ergebnis der Stadtwerke mit einer Million Euro jährlich
- Zudem droht eine Abwertung, die einen Großteil des Jahresgewinns kostetn könnte
- Politiker beraten am kommenden Dienstag im Finanzausschuss über das Investment
Es kommt die Zeit, irgendwann um die Jahrzehnt-Wende, da soll sich der Steag-Deal der Stadtwerke tatsächlich auch wieder mal lohnen – das bekommen die Politiker im städtischen Finanz-Ausschusses am kommenden Dienstag schriftlich. Ob die routinemäßig verbreiteten Versprechungen noch beeindrucken können, scheint derzeit allerdings doch eher fraglich.
Denn mit dem 2010 eingefädelten Steag-Kauf wurden schon einmal große Erwartungen geweckt. Dann kam mit der Energie- auch die Erlöswende und alles ganz anders: Die Dividende wurde auf zuletzt 2,25 Millionen Euro halbiert, und statt klimpernder Gewinne stehen nun mindestens drei dividendenlose Jahre an. Mit der Folge, dass Essens Stadtwerke nicht nur keinen Gewinn aus ihrem Anteil ziehen, sondern der Deal sogar das laufende Geschäft mit einer Million Euro im Jahr belastet.
„Es sind auch Vermögenswerte geschaffen worden“
Wie es danach weitergeht, entscheidet sich weniger in Essen als im türkischen Iskenderun oder im indonesischen Baturraden: Lukrative Auslandsprojekte, von denen sich das Energie-Unternehmen Steag – und damit auch die Chefs der sieben beteiligten Stadtwerke von Dinslaken bis Dortmund – ebenso viel versprechen wie von steigenden Stromerzeugungs-Margen, sollten erst einmal die Kernkraftwerke vom Netz gehen.
Doch noch sind das alles geduldige Zahlen in der mittelfristigen Finanzplanung des Unternehmens, in das die Essener Stadtwerke über eine Zwischenholding immerhin 56 Millionen Euro investiert haben. Schon klar, „es sind bei Steag auch Vermögenswerte geschaffen worden“, betont Stadtwerke-Sprecher Dirk Pomplun, ein beachtlicher Teil der zum Kauf aufgenommenen Kredite sind bereits zurückgezahlt.
Abwertung könnte Großteil des Jahresgewinns kosten
Doch offen ist, ob die Beteiligung an dem Kohle-Verstromer, der soeben Teile seines Fernwärmegeschäfts flüssig gemacht hat, wirklich noch so werthaltig ist, wie man sich das als Anteilseigner vielleicht wünscht. Dass die Wirtschaftsprüfer der hiesigen Stadtwerke nicht auf eine Abwertung in der letzten Jahresbilanz drängten, erklärt man mit „Steag2022“, einem Spar-, Verkaufs- und Ertüchtigungs-Programm, das helfen soll, die derzeitige Schieflage zu begradigen.
Andernorts sah man das anders: Während man in Dortmund wie auch in Essen stillhielt, griffen einige Kommunen zu Wertkorrekturen in einer Größenordnung von zehn bis vierzig Prozent des Buchwerts. Für Essen stünden in einem solchen Fall beachtliche Verluste an, wie jetzt die Politiker des Finanz-Ausschusses vorgerechnet bekommen: Eine mögliche Abwertung etwa um 30 Prozent würde das Ergebnis der Essener Stadtwerke mit 16,8 Millionen Euro belasten. Das wäre nahezu zwei Drittel des Stadtwerke-Gewinns, der 2016 bei 26,8 Millionen Euro lag.
Ob die Zahlen zu einer solchen Abwertung zwingen, ist nicht abzusehen. Aber ein bisschen Angst machen sie einem bei den Stadtwerken schon: Das Risiko, dass es so kommt, heißt es in dem Bericht an die Politik, werde derzeit „mit einer Wahrscheinlichkeit von nahezu 50 Prozent eingeschätzt“.