Emmerich/Kleve. 42 – 42 –42: Was es mit der Aktion des Fördervereins des AWO-Frauenhauses Kreis Kleve auf sich hat. Nach wie vor Schutzbedarf für Frauen.

42 – 42 – 42 – dreimal 42. Unter diesem Motto feiert der Förderverein des AWO-Frauenhauses in Kleve seinen 42. Geburtstag. Natürlich hätte man lieber das 40-Jährige gefeiert, aber das war in Corona-Zeiten nicht planbar. Nun hat der Verein einen Dreh gefunden, wie man auch mit 42 Jahren gut auf sich aufmerksam machen kann. Langstreckenläufer und Förderverein-Revisor Viktor Kämmerer kam bei dieser Zahl sofort der Marathon in den Sinn, der bekanntlich mit einer Strecke von 42,195 km zu bewältigen ist. Also warum nicht einen Marathon laufen?

Zehn mal 4,2 Kilometer sind zu schaffen

Dieser startete am Mittwoch in Emmerich. „Die Mitglieder sind nicht im marathonfähigen Alter“, räumte Irene Möllenbeck, Vorsitzende des Fördervereins, ein. „Aber gemeinsam sind wir stark. Zehn Vorstands- und Vereinsmitglieder laufen jeweils 4,2 Kilometer, sodass wir zusammen 42 Kilometer schaffen“, erklärte Möllenbeck den Trick, bevor die Gruppe ab dem PAN in Emmerich startete.

Das Frauenhaus befindet sich in Kleve, aber es gibt eine Historie beider Städte zur Gründung. Denn Ende der 70er-, Anfang der 80er-Jahre waren es im Kreis Kleve vor allem Frauen aus Emmerich und Kleve, wo es bereits aktive Frauengruppen gab, die sich für ein Frauenhaus einsetzten. An Info-Ständen sammelten sie Unterschriften und stellten dann die nötigen politischen Anträge. „Nach langer, kontrovers geführter Debatte nahm 1982 das AWO-Frauenhaus seinen Betrieb auf“, erinnert sich Möllenbeck.

Das Frauenhaus unterstützen

Wer die Arbeit des Frauenhauses unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende auf folgendes Konto tun: Förderverein AWO Frauenhaus, IBAN DE45 3245 0000 0030 2002 99. Nähere Informationen erteilt Irene Möllenbeck unter 0160/3658380.

Das AWO Frauenhaus Kreis Kleve ist rund um die Uhr unter 02821/12201 erreichbar. Frauen, die von psychischer oder körperlicher Gewalt bedroht sind, sind hier richtig. Zu jeder Tages- und Nachtzeit können Frauen in dem Frauenhaus aufgenommen werden. Mitarbeiter holen die Frauen auch mit ihren Kindern an einem vereinbarten Treffpunkt ab. Ist das Haus voll belegt, wird Kontakt zu benachbarten Frauenhäusern aufgenommen. Die Adresse des Frauenhauses bleibt anonym.

Eine kostenfreie, anonyme und vertrauliche Beratung für Frauen ist zudem unter der 08000/116016 in 18 Fremdsprachen möglich. Weitere Infos unter https://awo-kreiskleve.de/einrichtungen/arbeit-und-soziales/frauenhaus/.

Die Finanzierung des Frauenhauses ist immer noch nicht gesichert

42 Jahre danach hat das Haus seine Berechtigung nicht verloren. Nach wie vor suchen Frauen Schutz und Sicherheit vor häuslicher Gewalt. Auch darauf möchte der Verein durch den Marathonlauf aufmerksam machen. Auch soll die Arbeit im Frauenhaus, in dem neben den Beschäftigten auch Ehrenamtler aktiv seien, in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt werden: „Der Vereinsvorstand bedankt sich bei den Mitarbeiterinnen und allen Ehrenamtlichen für die bisherige gute und engagierte Arbeit im Frauenhaus“, so Möllenbeck. Und ganz nebenbei tun die Läuferinnen etwas für ihre Gesundheit.

42 Jahre, 42 Kilometer, wofür steht die dritte 42 im Motto? Der Förderverein übergibt dem Frauenhaus eine Spende über 42.000 Euro. Und das Geld wird dringend benötigt. „Trotz der langen Zeit ist die Finanzierung des Frauenhauses nicht gesichert. Frauen müssen für ihren Aufenthalt zahlen. Können sie das nicht, dann greifen die Sozialsysteme“, berichtet Möllenbeck. Aber eigentlich sei es das Ziel, den Frauen kostenlos Schutz zu bieten.

Es gibt immer noch Frauen als Selbstzahler, die sich das eigentlich nicht leisten können
Viktor Kämmerer - Revisor im Förderverein

Istanbuler Konvention wird in Deutschland nicht umgesetzt

Revisor Kämmerer erinnert dararn, dass Deutschland nach wie vor der Istanbuler Konvention nicht nachkomme. Denn dieses Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt sieht eben einen kostenlosen Schutz vor. „Land und Bund streiten nach wie vor, wer die Kosten trägt“, schildert Kämmerer: „Es gibt immer noch Frauen als Selbstzahler, die sich das eigentlich nicht leisten können.“ Die Finanzierungslücke schwanke von Jahr zu Jahr, je nachdem, wie stark die Belegung war und ob die Frauen vom Staat unterstützt werden oder nicht.