Emmerich. 108 Chemie-Kanister wurden in Emmerich illegal abgeladen. Mittlerweile auch drei Funde in den Niederlanden. Sind Drogenlabore im Spiel?
Drogen spielen in Emmerich, bedingt durch die Lage an der Grenze zu den Niederlanden, immer wieder eine Rolle. Am Mittwochmorgen erstmals dann auch in einer Form, die es so noch nicht gegeben hat: 108 Kanister mit jeweils 20 Liter Fassungsvermögen, gefüllt mit einem bis dahin unbekannten Flüssigkeitsgemisch, wurden durch die Besatzung eines Streifenwagens der Bundespolizei in einem Grünstreifen am Feldhausener Weg in Elten entdeckt. Auch mehrere Anwohner hatten den Müll am Straßenrand gesehen und gemeldet.
Offensichtlich wurden die blauen und schwarzen Plastikkanister an dieser Stelle illegal entsorgt. Wie sich im Laufe der Tage nun herausstellte: Nicht nur in Emmerich wurden solche Behältnisse aufgefunden. Über 260 Kanister mit Flüssigkeit sollen in der Grenzregion am Mittwoch und Donnerstag abgeladen worden sein. Dahinter steckt, so wurde schnell vermutet, wohl ein Drogenproduzent.
Über 260 Kanister im Grenzgebiet abgeladen
So wurden etwa 50 Kanister am Lobberdenseweg in Pannerden (übrigens etwa Luftlinie gut acht Kilometer vom Abladeort in Emmerich entfernt) und zusätzlich noch einmal 70 in Sinderen illegal entsorgt. Auch hier wurden sie, so wie in Elten, an einem abgelegenen Ort zurückgelassen, wo der „Kipper“ schnell und vor allem ungesehen abfahren konnte.
Mittlerweile ist klar, was sich in den niederländischen Kanistern befand. Das berichtet zumindest die Tageszeitung „De Gelderlander“. Die niederländische Polizei hat bestätigt, dass Untersuchungen gezeigt hätten, dass sich in den Plastikbehältern tatsächlich Arzneimittelabfälle befunden hätten. „Das stammt aus der Produktion harter Drogen“, wird die Polizei zitiert.
Ergebnisse aus Elten stehen noch aus
Die Chemie diente vermutlich zur Herstellung synthetischer Drogen. Synthetische Drogen sind Substanzen, die ohne einen natürlichen Ausgangsstoff im Labor hergestellt werden, wie z. B. Ecstasy, Speed (Amphetamin) oder LSD.
Ob sich diese flüssigen Abfälle aus der Drogenproduktion auch in den in Elten abgestellten Kanistern befindet, ist noch nicht klar. Gleiches gilt für einen Fund, der am Donnerstagabend gemacht wurde. Da tauchten noch einmal 40 Fässer auf dem Feldweg am Eltenseweg am Rande des Bergherbos auf. Die Vermutung, dass auch in diesen Kanistern Drogenabfälle sind, liegt natürlich nahe, ob des gleichen Aussehens der Behältnisse und der Vorgehensweise der Täter. Zudem, so berichtet Stadtsprecher Tim Terhorst auf Nachfrage der NRZ, habe vor Ort der Fachberater der Feuerwehr gesagt, dass es durchaus auch Parallelen zu einem ähnlichen Fall in Kranenburg gebe. Dort sei damals ebenfalls herausgekommen, dass es sich um Abfälle aus einem Drogenlabor gehandelt habe. „Die Indizien sprechen eben auch bei dem Fund in Elten dafür.“
Das sieht auch die Polizei des Kreises Kleve so. „Der Verdacht liegt natürlich auch für uns nahe“, so eine Sprecherin der Polizei. Doch die müsse das Ganze natürlich erst einmal überprüfen. Man stehe bereits im Austausch mit den niederländischen Behörden. Und: Das zuständige Kommissariat ermittele jetzt natürlich auch, ob sich im Umkreis eine sogenannte Drogenküche befindet.
Arzneimittelabfälle können sehr explosiv sein
Aufgrund des „offensichtlichen Chemiegeruchs“ aus den Fässern beschloss die niederländische Polizei am Donnerstag sofort, den Lobberdenseweg komplett zu sperren, berichtet De Gelderlander. Denn: Arzneimittelabfälle können sehr explosiv sein. Auch hier waren die Kanister undicht. Gleiches war in Emmerich der Fall.
Weil beim Vorfinden der Kanister in Emmerich nicht sofort klar war, welche Stoffe darin lagerten und ob diese gefährlich sind, wurde kurzum die Freiwillige Feuerwehr Emmerich alarmiert.
Mehrere Tests fielen negativ aus
Die untersuchte die Stelle. Nachdem mehrere Tests negativ ausgefallen waren, konnte die Feuerwehr die Einsatzstelle an die zuständigen Ordnungsbehörden übergeben. Natürlich waren sofort auch das Ordnungsamt und die Umweltbehörde des Kreises Kleve vor Ort.
Polizei ermittelt zum Fall in Elten
Donnerstagvormittag hat dann ein Entsorgungsunternehmen die Kanister verladen und natürlich im Anschluss dann endlich auch fachgerecht entsorgt. Wie die Stadt Emmerich am Donnerstagnachmittag mitteilte, seien nach ersten Erkenntnissen durch Beschädigungen an den Behältern geringe Mengen der Flüssigkeit aus einzelnen Kanistern ausgetreten. Ob es zu weiteren Beeinträchtigungen für die Umwelt gekommen sei, werde noch von den zuständigen Stellen untersucht.
Woher die Kanister nun genau stammen, wisse man nicht. Um das aufzuklären, hat die Polizei des Kreises Kleve die Ermittlungen übernommen.