Rees-Millingen. Dramatische Situation in Rees. Mann (28) erlitt Herzstillstand – Retter standen aber vor gesperrter Straße. Was der Kreis dazu sagt.
Sie ist für viele ein echtes Ärgernis, und bedeutet für jede Menge Verkehrsteilnehmer eine sehr zeitaufwendige Umfahrung: Die Rede ist von der Baustelle im Herzen von Rees-Millingen. Die Haupstraße ist voll gesperrt, kein Autofahrer kommt durch, weil ein Kanal verlegt wird. Wie gefährlich das bei einem medizinischen Notfall ist, musste jetzt eine Familie erleben. Ihr 28-jähriger Sohn erlitt einen Herzstillstand – der alarmierte Rettungswagen kam wohl aber erst nach etwa 28 Minuten. Warum, fragt sich Sascha Krüger. Wusste die Leitstelle oder der Fahrer nichts von der Vollsperrung?
Interessengemeinschaft „Millinger-Bruch wehrt sich“
Sascha Krüger gehört zur jüngst gegründeten Interessengemeinschaft „Millinger-Bruch wehrt sich“. „Wir, das ist die Mehrheit der Haushalte auf der Bruchstraße, Lessingweg, Im Bruchfeld und Holländerdeich. Wir, das sind die gefühlt Ausgestoßenen, die ‚Hinter der Bahn‘“, schreibt Sascha Krüger. Die Betroffenen müssten wegen der Baustelle täglich Umwege von bis zu 26 Kilometer in Kauf nehmen, um zum Bäcker oder zur Kita zu fahren. Wobei die Baustelle Hauptstraße in Millingen wohl „nur der knapp zwölfwöchige Vorgeschmack auf die planerischen Fehlleistungen im Zusammenhang mit dem Ausbau der Betuwe-Linie hinweist“, schreibt Sascha Krüger für die Interessengemeinschaft.
Beherztes Eingreifen von Eltern und Nachbarn
Besonders kritisch äußerst sich der Verfasser des Schreibens mit Blick auf den medizinischen Notfall in Millingen. Zwei Mal habe die Stadt Rees den Kreis Kleve, was auch Stadtpressesprecher Jörn Franken bestätigt, über die Vollsperrung informiert, eben dass sich die Anfahrtswege für Rettungswagen dadurch massiv verändern würden. Geholfen habe es nicht, zwei Rettungswagen hätten schon vor der Sperrung gestanden. Und am 7. Oktober habe der nächste Rettungswagen erst vor den geschlossenen Bahnschranken, dann vor der Vollsperrung gestanden und hätte zurück über Empel und Bienen nach Millingen fahren müssen.
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Nur dem beherzten Eingreifen der Eltern und Nachbarschaft sei es zu verdanken, so Krüger, dass der junge Mann den Notfall überlebt habe – und das schnelle Eintreffen eines First-Responder der Feuerwehr, der noch vor dem Rettungswagen eintraf. Doch auch da hatten schon Nachbarn am Sportplatz einen Defibrillator geholt.
Interne Aufarbeitung beim Kreis noch nicht abgeschlossen
Der Kreis Kleve hat jetzt auf die jüngsten Ereignisse reagiert. Trotz der guten Vor- und Aufbereitung stellten Baustellen und Verkehrsstörungen leider ein Risiko für mögliche Verzögerungen im Rettungsdienst dar, das niemals vollständig aufzuheben ist, heißt es. Dies habe mehrere Gründe. Allein durch das Wissen um eine Baustelle sei es nicht immer möglich, den Rettungsweg ohne Zeitverlust einhalten zu können. Umwege oder Stau können zu Verzögerungen führen. In Ausnahmefällen seien Rettungswagen und Teams anderer Wachen im Einsatz. Dabei sind die Ortskenntnisse geringer.
Glücklicherweise hätte im konkreten Fall durch das Eingreifen von Ersthelfern der „First Responder-Gruppe“ Schlimmeres verhindert werden können. „Der Kreis Kleve geht dem Vorfall nach und prüft sehr gewissenhaft, ob und warum es zu einem verspäteten Eintreffen der Rettungskräfte kam sowie ob und wie dies zu vermeiden gewesen wäre“, heißt es seitens der Pressestelle. Die interne Aufarbeitung sei derzeit noch nicht abgeschlossen.