Rees. Das ist Nostalgie pur: 29 Jahre war die Fährstube in Rees geschlossen – jetzt ist sie wieder geöffnet. Warum sich im Innern nichts verändert hat.
Die Zeit, sie scheint stehen geblieben zu sein in der Fährstube am Krantor in Rees. 29 Jahren lang war sie als Kneipe, die täglich geöffnet hat, geschlossen. Bis jetzt. „Ich wollte es noch einmal versuchen, schauen, ob es sich lohnt“, sagt Pächter Ludger Rösen. Denn mit „Peki“ Achim Hommen hat Rösen einen waschechten Kneipier einstellen können. Der 65-Jährige steht jetzt hinter der Theke, zapft das Bier. „Solange ich Spaß daran habe“, sagt Hommen, der jahrelang selbst auch die Gaststätte Zum Köpi in Rees geführt hat.
Braun vertäfelte Wände, historische Bilder, auch von der alten Fähre Rääße Pöntje, weiße Gardinchen an den runden Fenstern mit herrlichem Blick auf den Rhein, eine urig-gemütliche Theke, an der vier Gäste auf Hockern Platz finden, an der Decke ein Steuerrad: „Das ist hier noch alles wie vor 29 Jahren“, erzählt Ludger Rösen.
Politiker und Bürgermeister kommen auch wieder in die Fährstube
Zwei Jahre – wohl nur montags – hatte der Konditormeister, der das Café und Restaurant 1994 von Dresen gepachtet hat, die kleine Kneipe betrieben. Die war vor seiner Zeit Stammlokal nicht nur für die Reeser Politik, die nach Ausschuss- und Ratssitzungen regelmäßig auf ein Bier oder mehrere in die Fährstube kamen. „Im Rathaus haben die sich heftig attackiert, hier ging’s dann wieder gesellig zu“, grinst Ludger Rösen. Und ergänzt: Auch heute wieder, seit das Lokal geöffnet ist, kommen die Politiker, und auch der Bürgermeister.
Seit Anfang Oktober hat die gesellige Kneipe, damals auch schon wegen Personalmangels geschlossen, jetzt wieder geöffnet, wohl nicht täglich. Vor seiner Zeit, so Rösen, wurde sie noch vom Reeser Original „Auwi“, wie August Wilhelm Dresen genannt wurde, geführt. „Das war der Treffpunkt in Rees“, erinnert sich der 55-Jährige. Noch heute hängt vorne an der Hauswand eine Wetterstation, die an Auwi erinnert. Nostalgie schwebt über der Kneipe. Und das lieben die Gäste.
Die Fährstube in Rees hat etwa 30 Sitzplätze
Und sie kommen gerne, um in dem etwa 30 Quadratmeter großen Schankraum einen der gut 30 Plätze zu ergattern. „Wobei die Tische am Fenster besonders beliebt sind“, weiß Peki Hommen, der 21 Jahre als Kellner im Fischrestaurant Nass in Grietherort gekellnert – und seine Bäckerlehre beim Vater von Ludger Rösen gemacht hat. So schließt sich der Kreis...
Dass nichts, aber auch gar nichts in der Fährstube verändert werden darf, ist übrigens Gesetz. „Sonst ist der Charme weg“, betont Ludger Rösen mit ernster Miene. Und lacht dann wieder. Er ist jedenfalls froh, Peki Hommen für den Job gefunden zu haben. „Sonst hätte ich es auch nicht noch einmal versucht“, sagt er.
Auch der Bauernstammtisch ist jetzt regelmäßiger Gast
Im Moment jedenfalls mangelt es nicht an Kundschaft: Frauen- und Knobel-Clubs kommen regelmäßig, auch der Bauernstammtisch aus Grietherort: Sie alle lieben die Atmosphäre der Fährstube, nicht zuletzt die Art von Peki, der bis vor Corona noch selbst die Gaststätte Zum Köpi an der Neustraße gehabt hat.
Apropos Köpi: Das zapft Hommen in der Fährstube, aber natürlich gibt's auch Wein oder edle Brände. „Und natürlich Frikadellen, wie es sich für eine Kneipe gehört“, findet er. Und wie früher wird alles auf einen Deckel geschrieben – „Aber am Abend muss jeder Strich auf eine Getränkekarte übertragen werden, das will das Finanzamt so“, erklärt Ludger Rösen.
Im Sommer wollen die Leute draußen sitzen
Dass sich hier zwei gefunden haben, die die Kneipe wieder mit Leben erfüllen, ist schon ein Glücksfall. „Aber ohne Peki werde ich nicht weitermachen, ich kann und will nicht noch bis spätabends hinter der Theke stehen“, stellt Ludger Rösen klar. Was mit der Fährstube, die übrigens auch Altweiber geöffnet sein wird, passiert, wenn Achim Hommen mal in Rente geht, ist offen. „Mal schauen“, sagt Ludger Rösen. Der wie Peki Hommen auch skeptisch ist, ob die Kneipe im Sommer offen sein wird: „Das wird sich nicht lohnen. Da wollen die Leute draußen sitzen.“
>> Öffnungszeiten der wiedereröffneten Fährstube in Rees
Die Fährstube am Krantor in Rees hat seit dem 1. Oktober mittwochs, donnerstags und freitags (außer an Feiertagen) von 17 bis 23 Uhr geöffnet.