Grietherbusch/Isselburg. Blütezeit ist Bestäubungszeit. Auf der Obstplantage am Vriendshof in Rees sind jetzt 15 Bienenvölker von Imker Marko Bleise im Dauereinsatz.
Für die einen endet gerade eine gute, aber auch anstrengende Saison, für die anderen geht’s jetzt erst richtig los. Während Familie Baumann vom Vriendshof in Grietherbusch bei Rees den Hausverkauf in diesen Tagen schließt, weil ja keine frische Obst-Ware mehr im Kühlhaus lagert, starten die Bienen durch. „Jetzt ist Blütezeit. Da muss bestäubt werden“, weiß Gisela Baumann. Immerhin schwärmen dafür 15 Völker je 60.000 Bienen aus.
Gut fünf Wochen lang stehen die Bäume auf der Obstplantage in voller Blüte. „In diesem Frühling aber glücklicherweise nicht alle Bäume gleichzeitig wie im Vorjahr“, erzählt die 56-Jährige. Während sich die Birnen schon in voller Pracht präsentieren, zeigen die Apfelbäume erst zaghaft ihre Schönheit. Die Blüten öffnen sich nur langsam, sind rosa-farben, bevor das Weiß dominiert.
Früchte wachsen so besser und sehen appetitlicher aus
Dass die Bäume nacheinander blühen, sei ganz normal, weiß Gisela Baumann. Und auch die unterschiedlichen Apfelsorten zeigen ihre Blüten-Pracht nicht alle auf einmal. „Los geht’s mit Boskoop und Braeburn“, sagt sie und zeigt auf fünf Bienenkörbe. Davor herrscht bereits emsiges Treiben.
„Seit etwa zwei Wochen sind sie unterwegs“, meint Marko Bleise. Der leidenschaftliche Hobby-Imker, von Beruf Notfall-Sanitäter, kommt einmal die Woche von Isselburg zur Plantage. Und das seit vier Jahren. „Die Bestäubung durch die Bienen ist wichtig, damit die Früchte gut wachsen und später auch schön appetitlich aussehen“, weiß der 45-jährige Imkermeister.
Carnica-Bienen stammen aus Kärnten
Während die Carnica-Bienen, eine natürliche Rasse aus Kärnten, dafür sorgen, dass die Plantagen-Besitzer beste Obst-Qualität ernten können, freut sich Marko Bleise über den Honig: Geerntet wird Frühtracht, also Obstblütenhonig, den Wilhelm Baumann am liebsten mag, und danach Rapshonig, der hell ist. Gut acht bis zehn Sorten hat Bleise, der das Imkern schon seit gut zehn Jahren betreibt, im Angebot. „Den Honig verkaufen wir natürlich auch hier auf dem Hof“, ergänzt Gisela Baumann.
Apropos Raps-Honig: Auf dem Rapsfeld gegenüber vom Vriendshof hat der Imker weitere 20 Bienen-Völker im Einsatz. „Wobei ich ja noch weitere Völker habe“, lacht der Isselburger. Stemmen kann er das alles nur mit Hilfe seiner Familie: Sowohl die drei Kinder als auch die Ehefrau packen kräftig mit an, wenn es ums Imkern geht. „Wir machen auch alles selbst: vom Bienen-Korb, von dem wir im Winter 500 Stück gebaut haben, bis zum Etikett für die Verkaufsgläser“, verrät Marko Bleise. Mittlerweile sei es so viel geworden, dass er dann doch eine Firma habe gründen müssen.
Klassische Win-Win-Situation für Imker und Obstbauer
Die Baumanns, die das Obstgeschäft bereits in der vierten Generation betreiben, sind jedenfalls froh, dass sie den Imker für sich gewinnen konnten. Bezahlen müssen sie ihn übrigens nicht. „Das ist eine klassische Win-Win-Situation“, sagt Wilhelm Baumann (63). „Wir profitieren von der besseren Obst-Qualität durchs Bestäuben, der Imker erhält den Honig.“ Pro Volk kommen da etwa 15 bis 20 Kilogramm zusammen, „beim Raps auch 50 Kilogramm“, fügt Marko Bleise an.
Alle Hände voll zu tun hat auch Sohn Felix Baumann. Kein Wunder, bei insgesamt gut 50.000 Obstbäumen auf der 16 Hektar großen Plantage. Die kalten Nächte der vergangenen Wochen haben jedenfalls für zusätzliche Arbeit gesorgt. „Weil wir die Obstbäume wegen der frostigen Nächte zum Schutz beregnen mussten“, erklärt der 29-Jährige. Für ein gutes Erntejahr 2021 hat sich die Mühe dann doch gelohnt.