Emmerich. Emmericher Bauunternehmer setzt sich dafür ein, dass seine ukrainischen Bauarbeiter ihre Frauen und Kinder herholen können. Unterkünfte gesucht.

Es ist nicht leicht für sie, sich die Bilder aus der Ukraine anzusehen. Nicht nur, dass die Kriegswirren das Heimatland von Volodmyr Romanchuk (27), Furfalko Andrii (27) und Verkalets Mykhailo (29) betreffen, ihre Frauen und Kinder leben dort. Die russischen Soldaten rücken immer näher heran an Lemberg (Lwiw) und Iwano-Frankiwsk, die Orte, wo ihre Familien leben. Das in Emmerich arbeitende Trio sieht die Bilder im ukrainischen Fernsehen und hat Angst um seine Lieben.

Die Ukrainer arbeiten mit fünf weiteren Kollegen seit zwei Jahren für eine polnische Firma in Emmerich. Nämlich als Kooperationspartner der Hochbau Niederrhein GmbH. Chef Michael Köster, vielen auch als Obermeister der Bau-Innung bekannt, möchte nun Hilfe organisieren. „Hier geht es um Menschlichkeit“, betont er.

Auf Dauer wollen sie zurück in die Ukraine

Deshalb startet er einen Aufruf: „Wer kann die Frauen und Kinder meiner ukrainischen Kollegen aufnehmen? Wir suchen Häuser oder Wohnungen, die günstig gemietet werden können. Oder Leute, die sie zumindest übergangsweise aufnehmen können“, so Köster. Vor Ort könne man dann mittelfristig eine Bleibe suchen. Wer helfen mag, könne sich gerne im Büro der Hochbau Niederrhein GmbH melden unter 02822/6025290.

Sollten die Familien der drei Kollegen ein Unterbringung sicher haben und weitere Hilfe stünde bereit, so würde Köster dies auch gerne anderen Hilfesuchenden übermitteln. Vielleicht ließen sich die Kontakte ja irgendwo hinterlegen. Langfristig, erklärt Köster, wollten die Familien wieder zurück in die Ukraine, sobald sich die Lage beruhigt: „Sie sind keine Wirtschaftsflüchtlinge.“

Die Familien sollen über Polen ausreisen

Die ukrainischen Bauarbeiter Verkalets Mykhailo (v.l.), Volodmyr Romanchuk und Fufalko Andrii arbeiten seit zwei Jahren über einen polnischen Kooperationspartner für die Hochbau Niederrhein GmbH in Emmerich.
Die ukrainischen Bauarbeiter Verkalets Mykhailo (v.l.), Volodmyr Romanchuk und Fufalko Andrii arbeiten seit zwei Jahren über einen polnischen Kooperationspartner für die Hochbau Niederrhein GmbH in Emmerich. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Die acht ukrainischen Mitarbeiter, die in zwei Kolonnen für Köster in Emmerich arbeiten, „sind keine Leiharbeiter. Sie bekommen Tariflohn und arbeiten schon länger hier“. Sie wohnen in Vierer-Häusern, je zwei in einem Schlafzimmer. Es wäre also zu eng, hier die Familien unterzubringen.

Mykhailo hofft bald seine Frau und seine beiden Kinder in Emmerich wiederzusehen. Bei Andrii geht’s um die Frau und ein Kind. Sie alle wohnen in Iwano-Frankiwsk im Westen, von wo aus man die polnische Grenze am ehesten erreichen würde. Romantschuks Frau und Kind leben in Lemberg, einer der großen Städte des Landes. „Sie stehen mit ihren Familien in Kontakt“, erklärt Marek Molski. Er ist der polnische Vorarbeiter der Ukrainer, der für die Presse an einer Baustelle an der Seufzerallee übersetzt. Wobei das Trio auch immer mehr Deutsch versteht.

Emmericher Bauarbeiter kämpft nun an der Front

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Zum Glück, freut sich Michael Köster, gehe die deutsche Regierung sehr unbürokratisch mit Flüchtlingen aus der Ukraine um. Von heute auf morgen wäre ein Transfer aber trotzdem nicht möglich, ergänzt Molski: „Im Moment dauert es an der polnischen Grenze etwa zwei Tage, um über die Grenze zu kommen. Rund 700.000 Ukrainer, entnimmt Molski Medienberichten, seien bereits nach Polen gekommen. Das Land biete sogar kostenlos Zugfahrten an. Insgesamt sei es sehr hektisch in der Ukraine, es herrsche große Unsicherheit, weil die Russen auch gezielt Falschinformationen streuten.

Beklemmend ist übrigens ein weiterer Gedanke. Einer der ukrainischen Bauarbeiter ist nicht mehr in Emmerich: „Er ist zurück gegangen in die Heimat und kämpft nun an der Front“, sagt Michael Köster, der hofft, ihn wiederzusehen...