Emmerich. Die neue Ausstellung im Pan in Emmerich zeigt Werke voller Wucht voller Falten des Künstlers Rolf-Jürgen Kirsch. Unfälle sind sein Ausgangspunkt.
Die große Stellwand zieht die Blicke auf sich. Immer wieder schweift das Auge des Betrachters dorthin, obwohl er gelernt hat, eigentlich in solchen Situationen aus Pietät wegzusehen: Über 70 Bilder von zerbeulten Autowracks, untergegangenen Schiffen, umgekippten Zügen, von Fahrzeugen und den Zeichen ihrer Deformation nach dem Unglück sind auf der großformatigen Collage zu sehen.
Ein Wahnsinns-Werk, dessen einzelne Stücke einem ganz eigenen Stil gemalt sind. Die Wucht der Zerstörung wird perfekt gen Betrachter katapultiert. Verantwortlich für die beklemmende, aber auch so faszinierende Szenerie ist Rolf-Jürgen Kirsch.
Unfallbilder als Ausgangspunkt weiterer Arbeiten
Im Untergeschoss des Pan kunstforums in Emmerich stellt der Kölner Maler und Konzeptkünstler Kirsch ab Samstag, 5. Februar aus. Gezeigt wird die Werkschau des Künstlers unter dem Titel „Reanimation“ im Basement des Museums bis zum 31. März. Die Schau bietet einen Einblick in das Gesamtwerk des Künstlers, der sich vor allem – so wird in den vielen verschiedenen Teilen der Ausstellung deutlich – stets mit dem Thema „Verfaltungen“ auseinandergesetzt hat.
So fallen natürlich die Unfallbilder mit ihren verformten Karosserien ins Auge. Kirsch hat diese als Ausgangspunkt weiterer Arbeiten genutzt. „Ich habe sie reanimiert, weiter zum Leben erweckt“, sagt der Kölner. So hat Kirsch, der an den legendären Kölner Werkschulen unter anderem als Schüler von Stefan Wewerka und Daniel Spoerrie studierte, den Faltenwurf immer wieder in seine nachfolgenden Arbeiten integriert. Großformatig malte er Faltenwürfe in klassischen Ölfarben auf die Leinwand.
Dreidimensionale Faltenobjekte aus Alublechen für die Wand
Oder stellte auch dreidimensionale Faltenobjekte aus Alublechen für die Wand her. „Alle haben einen monochromen Anstrich“, so Kirch. Die Faltungen des Bleches ließen das Bild von selbst entstehen.
Es gibt aber noch mehr als bloße Kunst für die Wand. Die Ausstellung ist vielfältig kuratiert. Auch eine fast schon an Joseph Beuys erinnernde Installation von kleinen Lichtkästen fängt den Blick ein. Und eine Installation mit Licht und einem besonderen vom Künstler geschaffenen Objekt. In einem eigens geschaffenen Schattenraum im Untergeschoss des PAN lassen eine Drei-Farben-Lampe und das ballförmige Objekte wunderbare und immer wieder neue Kunstwerke für den Betrachter an der weißen Wand entstehen.
Bedienungsanleitungen von technischen Geräten neu zusammengesetzt
Durch die Ausstellung hindurch sind auch Objekte aus gesammeltem Allerlei – also Dingen, die gern einmal achtlos weggeschmissen werden, kaputt gehen oder überflüssig werden – zu finden. Ebenso wie Blaupausen und neu montierte und collagierte Bedienungsanleitungen von technischen Geräten in skurriler Formsprache.
Kirch möchte mit seiner Arbeit Dinge, die etwa kaputt gegangen sind, durch seine Form der Ästhetisierung auf eine neue Ebene heben. Ihnen wieder neues Leben einhauchen. Zweifelsohne, das ist dem Künstler in seinen langen Jahren des Wirkens gelungen – und dem Bonner Kurator Sven Nowak (Kunstnavigation) in enger Zusammenarbeit mit dem Pan kunstforum Emmerich gelungen in einer sehenswerten Schau auch zu präsentieren.
>>> Die Eröffnung
Die Vernissage zur Ausstellung ist für Samstag, 5. Februar, ab 17.30 Uhr angesetzt. Am Sonntag, 6. Februar, findet zudem eine Matinee ab 11 Uhr im Pan an der Agnetenstraße in Emmerich statt. Ab 13 Uhr wird Gitarrenmusik aus Köln zu hören geben. Das Bistro hat geöffnet.
In der ganzen Zeit der Ausstellung finden zusätzlich Art Walks der Kunstnavigation an den Wochenenden statt. Information und Anmeldungen dazu sind direkt im Museum möglich oder unter: ausstellungen@kunstnavigation.de. Das Pan ist geöffnet von Donnerstag bis Sonntag jeweils von 11 bis 16 Uhr. Der Eintritt beträgt fünf, ermäßigt sechs Euro.