Emmerich/Rees. Der Deichverband Bislich-Landesgrenze setzt noch mehr als bisher auf Schafe für die Pflege der Hochwasserschutzanlagen. Zahl soll sich verdoppeln.

Natürlich ist es ein Wortspiel. Die Schafe auf dem Deich zwischen Emmerich und Rees sind „Deich Helden“, findet der Deichverband Bislich-Landesgrenze. Der Deich hält also, wenn die Vierbeiner das Gras fressen, und den Deich verdichten. Dass sie Helden sind, kann man auch auf einem großen Schild an der Landstraße in Vrasselt lesen. Über 1000 Tiere sind mittlerweile im Bereich des 45 Kilometer langen Deichabschnitts im Einsatz. „In fünf Jahren sollen es etwa doppelt so viele sein“, sagt der Geschäftsführer des Deichverbandes, Holger Friedrich.

Friedrich darf man sicher als großen Fan der Schafe für die Bewirtschaftung der Grasflächen auf dem Deich bezeichnen. „Die Tiere halten das Gras kurz, und sie schädigen dank ihres eher leichten Gewichts nicht die Grasnarbe“, erklärt er die Vorteile. Früher hätte man dafür auch Kühe eingesetzt. „Die waren aber definitiv zu schwer dafür und haben gerade bei nassem Wetter die Hochwasserschutzanlage immer wieder beschädigt“, erinnert er sich.

Schafe verdichten Grasnarbe und reparieren mit ihrem Gewicht Rissbildung im Deich

Das hat dann auch die Bezirksregierung veranlasst, 1999 mit der damals neuen Deichschutz-Verordnung nur noch Schafe für die Bewirtschaftung zu erlauben. Was wirklich viele Vorteile habe, sagt der Mann vom Deichverband. „Die Schafe verdichten eben auch die Grasnarbe da, wo etwa Wühltiere wie beispielsweise Mäuse aktiv sind.“ Und bei extremen Dürren in den vergangnen Jahren seien ja mehr als früher große Risse im Bauwerk entstanden.

Dabei habe sich gezeigt, dass die Schafe mit ihren Hufen diese Beschädigungen wieder weitestgehend repariert hätten. „Natürlich haben nicht nur Kühe früher den Deich beschädigt, wenn Milchbauern sie bei schlechtem Wetter auf dem nassen Deich weiden ließen“, sagt der 52-Jährige. Da hätten Teilstücke des Deiches fast wie Bolzplätze ausgesehen. Auch Schafe würden der Schutzanlage nicht gut tun, wenn die Schäfer sie bei Regenwetter nicht rechtzeitig vom Deich holen würden. Friedrich: „Das passiert aber eigentlich nicht.“

Deichverband will jetzt Schäfer für ihren Einsatz stärker unterstützen

Von Bislich bis zur Landesgrenze, sagt Friedrich, würden derzeit sechs Schäfer ihre Tiere auf den Deich zum Grasen schicken. Wobei er gut findet, dass nicht etwa nur ein Schäfer mit einer großen Herde die Deiche bewirtschaftet. „Falls der krank würde oder die Tiere von einer Seuche befallen würden, hätten auch wir als Deichverband ein großes Problem“, betont der Geschäftsführer.

Schafe halten nicht nur das Gras kurz, sie verdichten auch die Grasnarbe, wenn dort Wühltiere aktiv waren.
Schafe halten nicht nur das Gras kurz, sie verdichten auch die Grasnarbe, wenn dort Wühltiere aktiv waren. © Schuster

Holger Friedrich hält sehr viel vom Einsatz der Schafe, will deshalb die Schäfer unterstützen. Auch, weil die mit immer mehr Bürokratie zu kämpfen hätten, mittlerweile auch Maschinen einsetzen müssten und durch die Klima-Veränderung zu leiden haben, „weil es bei der Trockenheit auch auf den Deichen kaum mehr Futter für die Tiere gibt und sie es zukaufen müssen“, sagt der verantwortliche Mann vom Deichverband. Außerdem müssten die Tierbesitzer auch Flächen neu einsäen, wenn diese durch ihre Tiere beschädigt worden seien.

Tierhalter werden künftig je 1000 Meter Deich entlohnt

Hinzu komme, dass sie viel Aufwand treiben müssten, um die Schafe durch mobile Zäune auch da in Schach zu halten, wo wie in Rees auf den Deichen Radwege entstanden sind oder absehbar gebaut werden. „Wir verlangen für die Deichpflege mit den Tieren und den Maschinen schon viel von den Schäfern“, findet Friedrich. Deshalb werde gerade darüber verhandelt, welchen Obolus sowohl der Deichverband als auch die Kommunen an sie zahlen werden, und zwar schon ab diesem Jahr.

Nicht ohne ist zudem der Ärger, den die Schäfer immer wieder mit Hundebesitzern und deren Vierbeinern hätten, die nicht angeleint würden. „Das Problem gibt es einfach nach wie vor“, ärgert sich Holger Friedrich. Die Schäfer sollen jedenfalls absehbar je 1000 Meter Deich, auf dem die Tiere weiden, entlohnt werden. „Wir wollen mit den Schäfern eine Vereinbarung treffen, wie sie über den Deich hinweg, also auch über die Wege, das Terrain auskömmlich bewirtschaften können“, betont Friedrich.

Emmerich und Rees beteiligen sich an Mehrkosten beim Deichverband

Die Stadt Rees sei übrigens bereits mit an Bord, was die finanzielle Beteiligung an den Mehrkosten beim Deichverband für die Unterstützung der Schäfer betrifft, Emmerich wolle in Kürze folgen. Der Deichverband Bislich-Landesgrenze, stellt dessen Geschäftsführer klar, setze jedenfalls auch für die Zukunft voll und ganz auf die weitere Pflege der Hochwasserschutzanlage durch Schafe. Was übrigens auch alle anderen Verbände am Niederrhein tun.