Emmerich-Elten/Kalkar. Der Eltener Hausarzt Arun Subburayalu hat im Kreis Kleve viele Menschen im Impfzentrum vor Corona geschützt. Jetzt hat er darüber geschrieben.
Noch nie hat Arun Subburayalu so viele Weihnachts- und Grußkarten erhalten wie diesmal. Aber vermutlich hat der Hausarzt aus Elten auch noch nie so viele Menschen behandelt wie in diesem Jahr. Subburayalu war von Februar bis September einer der leitenden Impfärzte im Kalkarer Impfzentrum und hat tausende Menschen vor den schlimmsten Folgen des Coronavirus geschützt. Ihm sei in dieser Zeit unglaublich viel Dankbarkeit entgegengekommen. Und diese Dankbarkeit liegt jetzt auch in seinem Briefkasten.
Die Dokumentation einer einzigartigen Zeit
Arun Subburayalu hat ein Büchlein über das Impfzentrum geschrieben, quasi eine Dokumentation dieser einzigartigen Zeit: Denn der Arzt hat sofort begriffen, dass die Impfaktion im ehemaligen Schnellen Brüter außergewöhnlich ist: „Ich war 50 Jahre alt und habe in meinem ganzen Leben noch nie eine solche Dosis positiver Energie abbekommen. Jeden Tag strömten abgrundtief dankbare Menschen zu durchweg hoch motivierten Teams aus aller Herren Länder mit den mannigfaltigsten Qualifikationen. Jeder Tag war ein kleines Fest. Ich habe schnell gemerkt, dass hier etwas ganz Besonderes, Unwiederbringbares passiert“, schreibt Subburayalu in seiner 100-Seiten-Dokumentation „Das Leben ist ein Impfzentrum – Chronik einer Ausnahmesituation.“
Subburayalu hat sich bemüht alle Mitarbeitenden des Impfzentrums für dieses Buch zu gewinnen, viele haben mitgemacht und seinen Fragebogen beantwortet. Mit Hilfe dieses Bogens lässt der Arzt Menschen zu Wort kommen, die sonst vermutlich nie über ihre Erfahrungen berichtet hätten. Die Beiträge sind sehr persönlich, hintergründig und ergreifend. Um die Anonymität zu wahren, hat Subburayalu die Namen der Mitarbeitenden weggelassen.
Warum tut man sich diesen Stress überhaupt an?
Gerne hat er den Bericht von der Pharmazeutin gelesen, die erklärt, wie viel Aufwand in der Aufbereitung des Impfstoffes steckt. Auch die Arzthelferin, die Corona anfangs als normale Influenza abgetan hat, schildert ihre leidenschaftliche Arbeit, die sie trotz des ganzen Stresses sehr erfüllt: „Im Moment denke ich noch nicht an die Zeit ,danach’, sondern genieße das JETZT! Denn ich gehe sehr gern dort zur Arbeit.“
Ein Impfarzt aus Geldern sieht es schon kritischer: „Gefühlt habe ich bis hierher jetzt 4 Monate durchgearbeitet, kein freier Tag in der Praxis, kein Urlaub und an den Feriennachmittagen und am Wochenende impfen im Impfzentrum. Meine Familie und ich stellen sich immer wieder die Frage, warum man sich diesen Stress überhaupt antut, aber es ist wahrscheinlich die einzige Chance zurück ins normale Leben.“
Intensive Gespräche in wenigen Minuten
Arun Subburayalu erinnert sich gerne an das Gemeinschaftsgefühl im Impfzentrum. In dieser Zeit sei man ein echtes Team gewesen und habe an einem Strang gezogen. Bei den Lagebesprechungen habe der Arzt darauf geachtet, dass auch die Apotheker oder Securityleute einbezogen werden. Alle sollten an diesem Projekt teilhaben.
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Persönlich erinnert er sich an viele Gespräche, die man innerhalb weniger Minuten Impfzeit führen kann. Etwa mit dem Mann, der zwei Wochen zuvor seinen Vater auf der Intensivstation wegen Corona verlor und sich nun selbst impfen ließ. Dies seien bewegende Momente, so der Hausarzt aus Elten.
Ein Dokument der Zeitgeschichte
Das Kalkarer Impfzentrum ist geschlossen. Und Subburayalu freut sich, dass er ein Dokument der Zeitgeschichte geschaffen hat. In wenigen Jahren wird man vermutlich fragen, wie die Menschen in Deutschland Corona bewältigt haben. Das Büchlein des Eltener Arztes bietet einen kleinen Einblick.
Dr. Arun Subburayalu, Das Leben ist ein Impfzentrum – Chronik einer Ausnahmesituation. 100 Seiten. Erschienen im Selbstverlag, zu beziehen bei Amazon. 9,99 Euro. Der Erlös geht zu 100 Prozent an Ärzte ohne Grenzen.