Rees. Lebenshilfe Unterer Niederrhein sammelt derzeit altes Papier und Pappe. Diese werden zu Füllmaterial verarbeitet – ein nachhaltiges Verfahren.

Weihnachten ist ein Fest der Geschenke. Und damit auch der Umverpackungen. Zahlreiche Pappkartons verhüllt in buntes Papier landen unterm Tannenbaum – und dann in der Blauen Tonne. 2021 soll dies in Rees und Umgebung ein wenig anders sein: Erstmals sammelt die Lebenshilfe Unterer Niederrhein nämlich Umverpackungen ein.

Und das hat auch einen nachhaltigen Grund: Das Unternehmen verarbeitet Papier weiter zu kleinen Schnipseln, die als Füllung für spezielle Beutel für den Materialversand dienen und eine umweltfreundliche Alternative zu Luftpolsterfolie darstellen.

Nach Weihnachten bringen viele ihren Papiermüll zur Lebenshilfe

Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Emmerich und Umgebung

Emmerich: So ist es um die Emmericher Finanzen bestelltEmmerich: Lehrermangel im Kreis KleveRees: Ein Wimmelbuch für ReesAnholt: Die DRK-Kita in Anholt wird erweitertLesen Sie hier alle Nachrichten aus Emmerich, Rees und Isselburg

Um 10 Uhr am Montagmorgen öffnete die Lebenshilfe an der Empeler Straße 120 ihre Tore, um von Privatpersonen Papiermüll zu sammeln. „Die ersten Autos standen schon vor der eigentlichen Öffnung parat“, sagt Ole Engfeld, der für die Öffentlichkeitsarbeit der Lebenshilfe Unterer Niederrhein zuständig ist. Knapp 30 Minuten später waren dann schon so viele Autos vorgefahren, das sechs Karo-Pack-Boxen (120 cm x 80 cm x 110 cm) vollgepackt mit Pappe und Papier waren.

Kistenweise Karopack-Beutel packen die Mitarbeiter der Lebenshilfe aus Rees und bringen diese zu Kunden in weiten Teilen NRWs und den Niederlanden.
Kistenweise Karopack-Beutel packen die Mitarbeiter der Lebenshilfe aus Rees und bringen diese zu Kunden in weiten Teilen NRWs und den Niederlanden. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Genügend davon vor und auch während der Feiertage angesammelt hat etwa Markus Sprenger. „Aus der Zeitung habe ich von der Sammelaktion erfahren“, so der Halderner. Gern sei er daher zur Lebenshilfe gekommen. Unkompliziert und kontaktlos werden auf dem Hof Pappe und Papier gesammelt. Ist eine Box voll, geht es in die Werkshalle. Hier werden die Kartons mit Hilfe einer Maschine noch einmal platt gedrückt, dann geht es zur nächsten Station.

Kleine Papierschnipsel werden in Rees in Papierbeutel gefüllt

Mittels Förderband werden Schreibblätter, Weihnachtskarten, Geschenkpapier, Toasterkartons oder die Umverpackungen eines bekannten Versandhandels in eine Maschine transportiert. „Dort werden sie dann geschreddert und wieder in Papierbeutel gefüllt“, erklärt Frank Litzkow, der im Bereich Vertrieb bei der Lebenshilfe arbeitet. Diese Papierbeutel sind die so genannten Karopack-Beutel, die statt Luftpolsterfolie in Pakete gelegt werden.

Um die lizenzierten Beutel zu füllen, sammelt die Lebenshilfe Altpapier von Unternehmen. „Eine Abgabe von Privatpersonen ist aus organisatorischen Gründen eigentlich nicht möglich“, erklärt Ole Engfeld. Doch das Team wollte dies zu einem besonderen Zeitpunkt im Jahr, an dem viel Papiermüll entsteht, also Weihnachten, nun einmal probieren. „Und es dann vielleicht auch nächstes Jahr wieder anbieten“, so Engfeld weiter.

Karopacks ermöglichen Menschen mit Handicap die Teilhabe am Arbeitsleben

Sein Kollege Frank Litzkow freut sich, dass bereits am Montagmorgen zahlreiche Menschen ihren Papiermüll der Lebenshilfe überlassen haben. Denn: „Wir benötigen dringend Papier“. Aktuell sei durch die Firmen weniger Altpapier zurückgekommen, als tatsächlich zur Herstellung der umweltfreundlichen Karopack-Beutel benötigt wird. Die Beutel sind übrigens auch noch aus einem anderen Grund unterstützenswert: Sie sind nicht nur nachhaltig, sondern ermöglichen Menschen mit Handicap eine Teilhabe am Arbeitsleben.

Alter Papiermüll der Weihnachtstage wird in den Werkstätten der Lebenshilfe in Rees zu Füllmaterial verarbeitet.
Alter Papiermüll der Weihnachtstage wird in den Werkstätten der Lebenshilfe in Rees zu Füllmaterial verarbeitet. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Aktuell werden immer mehr Firmen auf den Karopack-Beutel aufmerksam, der seit 2015 in Rees hergestellt wird. Etwa 3000 Karopack-Boxen – die auch in der Schreinerei der Lebenshilfe in Groin hergestellt werden – á 600 Beutel liefert die Lebenshilfe jedes Jahr an Kunden in weiten Teilen NRWs und auch den Niederlanden aus. Sechs Mitarbeiter mit Handicap sind in diesem Arbeitsumfeld beschäftigt.

Mitarbeiter der Lebenshilfe gab Initialzündung zum Karopack-Beutel

Übrigens wurde ein Mitarbeiter der Lebenshilfe Unterer Niederrhein 2014 in einem privaten Paket auf die so genannten Karopack-Beutel aufmerksam. Diese sind eine patentierte Idee von Volker Kreiter aus der Nähe von Heilbronn. Als die Lebenshilfe Unterer Niederrhein bei ihm nach einer Partnerschaft anfragte, erhielt sie sofort die Lizenz zur Herstellung der Karopack-Beutel für weite Teile NRWs und der Niederlande, da Kreiter just in diesem Moment auf der Suche nach Partnern in diesem Bereich war.

Privatpersonen haben noch bis einschließlich Donnerstag, 30. Dezember, jeweils von 10 bis 13 Uhr die Gelegenheit, an der Empeler Straße 120 Papier und Pappe anzugeben. Weitere Infos für Unternehmen, die Interesse an den Karopack-Beuteln haben, gibt es unter www.LHUN.de oder 02851/920123.