Grietherort. Insel im Naturschutzgebiet Grietherorter Altrhein ist seit Jahrhunderten nicht in Privatbesitz. Was gut ist für eine extensive Bewirtschaftung.
Im Naturschutzgebiet Grietherorter Altrhein sind mehr als die Hälfte der Flächen im Eigentum der öffentlichen Hand. „Diese Flächen werden seit jeher an die ortsansässigen Bauern verpachtet“, weiß Walter Ahrendt vom Naturschutzzentrum im Kreis Kleve, der das Areal betreut. Neben hochintensiv bewirtschaftetem Grünland gibt es beträchtliche Flächenanteile, wo das Grünland nur extensiv, also ohne Düngung, bewirtschaftet wird. Die NRZ stellt die Naturschutzgebiete in einer Serie vor.
Das Naturschutzgebiet Grietherorter Altrhein bei Rees erstreckt sich vom Yachthafen Mahnenburg im Süden bis zum früheren Pionierhafen bei Dornick und ist etwa 560 Hektar groß. Es liegt vollständig im Deichvorland des Rheins und wird bei Hochwasser in weiten Teilen alljährlich überschwemmt. Das Kernstück des Naturschutzgebietes ist der Grietherorter Altrhein. Der Altrhein ist noch verbunden mit dem Rheinstrom und umfließt in einem Halbkreis die sogenannte Grietherorter Insel.
Schritt für Schritt wurden im Grietherorter Altrhein bei Rees Grünflächen extensiviert
„Die Grietherorter Insel ist durch ein welliges Relief gekennzeichnet und zählt zu den wenigen Rheinauen-Bereichen mit noch natürlicher Bodenoberfläche, da hier kein Kiesabbau stattgefunden hat“, erklärt Walter Ahrendt. Der kilometerlange Altrhein ist fast lückenlos von Weiden-Ufergebüschen gesäumt. Diese schmalen Auwaldstreifen haben sich erst in den letzten Jahrzehnten entwickelt und dadurch das Landschaftsbild stark verändert. Früher reichten die Viehweiden bis ans Wasser und die Rinder haben die Vegetation an den Ufern kurzgehalten. „Ein Großteil der Flächen auf der Grietherorter Insel ist in öffentlichem Eigentum und an Landwirte verpachtet.“
Seitdem das Gebiet als Naturschutzgebiet festgesetzt ist, sind Schritt für Schritt Grünlandflächen extensiviert worden, das heißt, sie dürfen kaum gedüngt werden und es wird verlangt, dass wieder ausreichend Weidevieh im Sommer den Grasaufwuchs abweidet. Die Naturschutzarbeit konzentriert sich hauptsächlich auf diese extensiven Grünlandflächen. „Hier bemühen wir uns, dass die traditionelle Beweidung mit Rindern weiter praktiziert wird. Dadurch bleiben auch Weidezäune erhalten, die wichtige Refugien für die heimische Kleintierfauna sind“, erläutert Ahrendt.
Der Auenbereich wurde in der Vergangenheit großflächig ausgekiest
„Und bei der Mahd von Naturschutzwiesen müssen schmale Saumstreifen stehen bleiben, damit nicht die gesamte Wiesenfauna dem Maschineneinsatz zum Opfer fällt. In solchen Schonstreifen können Teilpopulationen z. B. von Heuschrecken überleben und sich wieder vermehren.“ Südlich des Grietherorter Altrheins schließt sich das Teilgebiet Reeser Ward an. Dieser Auenbereich wurde in der Vergangenheit großflächig ausgekiest. Die Baggerlöcher wurden u.a. mit Material aus dem Steinkohle-Bergbau wieder aufgefüllt und als Grünland rekultiviert.
Einige nasse Mulden blieben der Natur überlassen, rasch siedelten sich hier Pioniergehölze an und inzwischen sind sie von Silberweiden-Auwald eingenommen. Im Norden des Auskiesungs-Areals ist ein Rest-Baggersee übrig geblieben. Er ist bei der Rekultivierung gezielt als Artenschutz-Gewässer mit Inseln, vielfältig geschwungener Uferlinie und flachen Böschungen gestaltet worden“, schildert Ahrendt. Im Umfeld sind Grabenrinnen, Mulden und Böschungen künstlich angelegt worden, die heute einen artenreichen Biotop-Komplex bilden, der durch extensive Beweidung offen gehalten wird.
Spaziergänger sind hier im Naturschutzgebiet seltene Irrläufer
Das Teilgebiet Reeser Ward ist am Rheinufer weder von Norden noch von Süden her zugänglich und da es kaum Wege gibt, sind Spaziergänger hier seltene Irrläufer. „Wir haben also kaum Probleme mit freilaufenden Hunden und deshalb ist Reeser Ward als nahezu störungsfreies Rastgebiet für Wildgänse und andere Wasservögel von großer Bedeutung. Deshalb schauen auch regelmäßig die Seeadler aus Bislich vorbei“, schmunzelt der Gebietsbetreuer vom Naturschutzzentrum in Bienen.
Auch das Rheinufer selbst ist hier bedeutsam für den Biotop- und Artenschutz, weil es streckenweise unbefestigt und naturnah ausgebildet ist mit lückig bewachsenen Kiesbänken und bunt blühenden Staudenfluren auf den Uferwällen.